Kürzlich wurden in einer Kolumne der Sonntagsausgabe einer großen Tageszeitung sowie in Social-Media-Beiträgen Vergleichsberechnungen zu den Beschaffungskosten für die geplanten neuen Leonardo M-346FA des Bundesheers angestellt. Dabei wurden Österreichs voraussichtliche Ausgaben den kürzlich getätigten Investitionskosten von Nigeria und Polen verglichen.

Laut den Schlussfolgerungen der Autoren hätten die westafrikanischen Streitkräfte beim Kauf von 24 M-346FA vor zwei Jahren bessere Konditionen ausgehandelt als die österreichischen Beschaffer. Demnach habe Nigeria für seine 24 Maschinen insgesamt 33,3 Millionen Euro weniger gezahlt als Österreich für seine geplanten zwölf Flugzeuge, die für 1,2 Milliarden Euro in Italien bestellt werden sollen. Diese vermeintliche Kostenlücke wurde in der öffentlichen Debatte rasch mit fiskalpolitischen Maßnahmen der neuen Bundesregierung – insbesondere gegen Pensionisten – in Verbindung gebracht.

Militär Aktuell-Redakteur Georg Mader im Gespräch mit Nigerias Air Chief Air Vice Marshal (AVM) Rufus Adeniyi Ojuawu – ©Georg Mader
Militär Aktuell-Redakteur Georg Mader im Gespräch mit Nigerias Air Chief Air Vice Marshal (AVM) Rufus Adeniyi Ojuawu. Das westafrikanische Land hat insgesamt 24 M-346FA bestellt, zurzeit scheint aber nur ein Teil davon finanziert.

Das bewusste Ausspielen sozialer gegen militärische Sicherheit ist jedoch ein bekanntes Argumentationsmuster aus der mittlerweile beendeten Ära der „Friedensdividende”. Dabei wäre ein ausgewogener Ansatz wesentlich zielführender. Militär Aktuell möchte daher einige der – sicherlich unbeabsichtigten – Ungenauigkeiten und überholten Annahmen dieser Diskussion aufklären.

Vor diesem Hintergrund verweist Militär Aktuell auf seine wiederholte Berichterstattung zur nigerianischen Beschaffung von M-346FA sowie auf Gespräche mit Nigerias Luftwaffenführung bei verschiedenen Konferenzen.

Beschaffung in einem anderen Licht

Zunächst ist festzuhalten: Die oft zitierte Summe von 1,2 Milliarden Euro für die österreichische Nachfolgebeschaffung der Ende 2020 außer Dienst gestellten Saab 105OE ist bislang lediglich ein Rahmenwert im mehrjährigen Aufbauplan des Bundesheeres. Dieser wurde ursprünglich für 16 Flugzeuge angesetzt.

©Militär Aktuell

Bis dato hat die Republik Österreich noch keinen Cent überwiesen – die Beschaffung befindet sich seit der Entscheidung vom 28. Dezember weiterhin in den Vertragsverhandlungen mit der italienischen Amtsseite. Anders als bei Polen und Nigeria ist dabei – Österreich strebt ein sogenanntes Government-to-Government-Geschäft an – nicht Hersteller Leonardo der direkte Verhandlungspartner, sondern die italienische Regierung.

Ähnlich wie bei den AW169-Hubschraubern (-> Zwei weitere AW169 in Österreich gelandet) wird eine gemeinsame Beschaffung mit 20 Maschinen für Italien angestrebt, inklusive gemeinsamer Ausbildung, Logistik und Wartung. Eine offizielle Bestellung kann erst nach der Verabschiedung eines neuen Budgetgesetzes erfolgen, dessen Präsentation für den 13. Mai geplant ist.

M-346FA-Trainer von Leonardo – ©Georg Mader
Österreich plant die Beschaffung von insgesamt zwölf M-346 in der FA-Version.

Kein „Luxus“-Modell, sondern modernisierte Version

Zu der Behauptung, Österreich bestelle eine überteuerte „Luxus”-Variante, sei angemerkt: Angestrebt wird der erst 2024 in Farnborough vorgestellte Block-20FA, eine modernisierte Version des M-346FA mit erweiterten Sensoren und Systemen. Im Gegensatz dazu sind die nigerianischen Maschinen lediglich mit einem passiven PESA-Radar ausgestattet – ein wesentlicher technologischer Unterschied.

-> Apple Podcasts
-> Spotify
-> Podigee
-> Deezer
-> Youtube-Version

Dazu kommt: Internationale Preisvergleiche sind oft irreführend, da sie nicht die unterschiedlichen Ausstattungen, Finanzierungskonditionen und Vertragsdetails berücksichtigen.

  • Polen etwa zahle voraussichtlich pro Jet 54,55 Millionen Euro weniger als Österreich. Allerdings wurde dort die reine Trainer-Version ohne Radar beschafft – also ohne Sensorik, elektronische Kampfführung oder Bewaffnung.
  • Nigeria plante ursprünglich die Beschaffung von 24 Maschinen, und laut Business Insider Africa genehmigte das nigerianische Kabinett im Oktober dafür auch einen Kredit in Höhe von rund 600 Millionen Euro – allerdings reicht das Geld nur für die ersten sechs Flugzeuge samt Munition.
  • Die Auslieferung der ersten drei Jets wird im ersten Halbjahr 2025 erwartet, während weitere Lieferungen erst bis Mitte 2026 erfolgen sollen. Sollte Nigeria tatsächlich nur sechs weitere Maschinen beschaffen, relativieren sich die kolportierten Preisunterschiede erheblich.
  • Zudem wurde mit Ebony Enterprises ein israelischer Broker zwischengeschaltet, um Munition bei Herstellern wie Thales, Elbit Systems oder Nexter (KNDS) zu beschaffen – ein Beschaffungsmodell, das sich nur schwer mit dem österreichischen vergleichen lässt.

Taktische Medizin: In kritischen Momenten richtig handeln

Wert der Verteidigungsfähigkeit

Letztlich bleibt es ein Zeichen einer freien Gesellschaft, dass Kritik – unabhängig von ihrer Substanz – offen geäußert werden kann. Gerade um diese Freiheit zu sichern, investiert Österreich in eine glaubwürdige Verteidigung – in diesem Fall als Teil einer modernen Luftverteidigung, die weit über die bisherige Luftraumüberwachung hinausgeht.

Übrigens: Das als Aufmacherbild im eingangs erwähnten Artikel verwendete Foto zeigt einen über zehn Jahre alten Werksprototyp – und keine FA-Version des M-346.

Hier geht es zu weiteren Bundesheer-Meldungen.

Quelle©Georg Mader