Das Bundesheer stockt bekanntlich in den kommenden Jahren seine Black Hawk-Flotte auf: Zusätzlich zu den vorhandenen neun Maschinen werden zwölf neue UH-60M beschafft (-> Black Hawk-Deal nun auch offiziell), zudem werden von Ace Aeronautics für die österreichischen Luftstreitkräfte drei gebrauchte UH-60L aus US-Beständen modernisiert. Ein von der US-Firma auf Facebook veröffentlichtes Video zeigt nun den Erstflug der ersten der drei für Österreich geplanten Maschinen.
Mit den drei neuen Helikoptern wird die in Langenlebarn stationierte Black Hawk-Staffel nach mehr als zwei Jahrzehnten (-> 20 Jahre Black Hawk beim Bundesheer) endlich auf die volle Stärke von zwölf Maschinen gebracht.
Wie kam es zu den drei „gebrauchten” Black Hawks?
Die Wurzeln der Beschaffung der drei gebrauchten Black Hawks reichen bis ins Jahr 2018 zurück. Damals beschloss der Ministerrat am 22. August ein „Hubschrauber- und Mobilitätspaket” für die Sicherstellung des Katastrophenschutzes durch das Bundesheer. Im Rahmen des Pakets sollten zwölf leichte Mehrzweckhubschrauber als Ersatz für die Alouette III, sechs Schulungshubschrauber sowie eben auch drei zusätzliche Black Hawks beschafft werden.
Die Typenentscheidung für die neuen Helikopter als Ersatz für die mittlerweile außer Dienst gestellte Alouette III-Flotte (-> Bundesheer feiert Fly Out der Alouette III) fiel dann Ende 2021 auf den AW169 von Leonardo. Mittlerweile wurde auch eine Option auf die Beschaffung von weiteren 18 Maschinen gezogen, sechs Maschinen wurden bereits an das Bundesheer übergeben, im Oktober soll die siebte Maschine folgen.
Schon zuvor hatte sich das Bundesheer am 1. Juni 2017 dazu entschieden eine Obsoleszenzbereinigung bei seinen neun vorhandenen S-70A-42 Black Hawks durchführen zu lassen. Der Auftrag, die Komponenten des Avioniksystems als Gesamtes zu ersetzen, erging damals an die in Guntersville (Alabama) beheimatete Ace Aeronautics LLC (-> Der „Black Ace Hawk” ist gelandet), die nun auch die drei UH-60L für das Bundesheer adaptieren soll.
Keine Genehmigung für Jordanien-Deal
Die Suche nach drei passenden Black Hawks, welche logistisch zu den neun österreichischen S-70A-42 passen, führte zuerst nach Jordanien. Dort betreibt die Luftwaffe S-70 Black Hawks aus derselben Generation. Mit Jordanien wurde man sich auch schnell handelseins, das Geschäft scheiterte aber letztlich am US-Recht. Jordanien hatte seine Hubschrauber nämlich im Zuge eines Militärhilfe-Pakets gestützt durch US-Steuergelder erhalten, weshalb geltende US-Gesetze den Weiterverkauf untersagen, womit die obligatorisch notwendige Freigabe des Herstellerlandes nicht erteilt wurde.
BEST Programm als Alternative
Fündig wurde man stattdessen im „Black Hawk Exchange and Sales Transaction” Programm (BEST) der US-Streitkräfte (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte). Die US Army reduziert aktuell ihre Einsatzstärke von 2.135 Black Hawks auf 1.978 Maschinen, scheidet ältere Maschinen aus und ersetzt sie nur teils durch Neue. Ab 2014 und bis inklusive 2023 wurden dadurch in Summe 560 Black Hawks der Typen UH-60A, UH-60L, EH-60A, HH-60L, VH-60A und YUH-60A im Rahmen des BEST-Programms veräußert.
Übrigens hat auch Black Hawk-Hersteller Sikorsky via „BEST” eine der alten US-Army-Maschinen zurückgekauft und führt mit dieser Maschine zusammen mit der DARPA ( Defense Advanced Research Projects Agency ) unbemannte Demonstationsflüge durch (-> mehr dazu im Militär Aktuell Interview mit Sikorsky-Manager Christian Albrecht: „Die Black Hawk-Reise ist noch nicht zu Ende”).
Die Ausmusterung der UH-60L begann Mitte 2022 und umfasste bis 2023 nur 55 Maschinen, die im Rahmen des „A-to-L”-Programms der US-Armee aus der UH-60A-Konfiguration umgerüstet wurden. Aus dieser Charge stammen auch die drei gebrauchten Black Hawks, die schon bald der Staffel in Langenlebarn zugeführt werden sollen. Bevor sie an das Österreichische Bundesheer ausgeliefert werden, erhalten sie bei Ace Aeronautics in Alabama aber eine Grundüberholung und das VL-60 Ace Deck.
Die Kosten für die drei Maschinen wurden vom Bundesheer nicht separat ausgewiesen, sind aber auf eine Größenordnung von 12 bis 15 Millionen Euro pro Maschine zu beziffern. Die Gesamtkosten des Umrüstungs-Vertrags, welcher auch die Entwicklung des Prototyps, den Ankauf eines Cockpitsimulators, Ausbildung des Personals, Unterstützung und Publikation beinhaltet, belaufen sich auf rund 95 Millionen Euro.
Die BEST-Maschinen haben im Schnitt etwa 6.000 bis 7.000 Flugstunden im Bordbuch. Die Lebensdauer eines gut betreuten Black Hawk wird auf zwischen 10.000 und 12.000 Stunden geschätzt. Auf Basis der rund 3.500 Stunden pro Bundesheer-Maschine der ersten 20 Betriebsjahre sind der „12er-Flotte” somit in jedem Fall noch gut 20 Jahre Einsatz zu prognostizieren.
Interne Zusatztanks für den Black Hawk
Auch eine kleine Überraschung enthält die Ace Aeronautics-Meldung. Erwähnt wird die Austattung mit einem Internen Zusatztank von Robertson.
Der etwa 177 Kilogramm schwere Treibstofftank enthält rund 730 Liter zusätzlichen Kraftstoff für rund eine weitere Stunde Flugzeit. Er erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen und ist nach den selben hohen Normen chrashsicher und selbsversiegelnd wie die Haupttanks des Black Hawk. Der Tank kann bei Bedarf innerhalb von rund zehn Minuten im rückwärtigen Bereich der Kabine montiert werden.
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Der Zusatztank wird vor allem bei längeren Einsätzen sehr nützlich sein, bei denen das Kabinenvolumen des Helikopters nicht zur Gänze benötigt wird. Das ist zum Beispiel bei Windenbergungen und Außenlastfügen der Fall. Bei Katastrophenhilfeeinsätzen wie aktuell nach dem Hochwasser im Osten Österreichs (-> Menschenrettung durch Bundesheer Black Hawk) können die Bundesheer Black Hawks somit eine wertvolle weitere Stunde im Einsatz bleiben, anstatt diesen unterbrechen und zum Nachtanken fliegen zu müssen.
Unter dem Instagram Account „black seven niner” präsentieren Bordtechniker und Piloten der Bundesheer-Hubschraubertypen S-70 sowie AB212 eindrückliche Bilder und Videos von ihren Einsätzen.
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