Jetzt ist eines der größten Rüstungsprogramme der Zweiten Republik offiziell: Das Bundesheer beschafft insgesamt 225 neue Mannschaftstransporter Pandur Evolution. Der Kaufpreis liegt bei rund 1,8 Milliarden Euro, die Gesamtinvestitionssumme des Bundesheeres für Beschaffung, Ausbildung, Logistik und Infrastrukturmaßnahmen dürfte sogar bei bis zu 3 Milliarden Euro liegen.
Die offizielle Vertragsunterzeichnung erfolgte heute Vormittag im Beisein von Bundeskanzler Karl Nehammer durch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Martin Reischer, Geschäftsführer von General Dynamics European Land Systems-Steyr sowie von Karl Hufnagel, Geschäftsführer der Firma ESLAIT, die neben insgesamt 16 Mörseraufbauten auch weitere Systeme zum Gesamtprojekt beisteuert.

Der Auftrag sieht neben der Lieferung der Mannschaftstransportpanzer und flexibler Umrüstsätze für Sanitäts-, Führungs- und Panzerabwehr-Missionen acht weitere Fahrzeugvarianten vor, die neu in das Bundesheer eingeführt werden. Die Fahrzeugfamilie wird dabei um die Varianten 120-Millimeter-Mörserkampfsystem, mobile Flugabwehr und elektronische Kampfführung ergänzt. Die Lieferung erfolgt bis 2032, dem Vernehmen nach sind im Vertrag Optionen für weitere mehr als 150 Fahrzeuge inkludiert.
„Wir haben – und so ehrlich müssen wir sein – über Jahrzehnte hinweg unser Bundesheer auf Sparflamme gehalten. JETZT sind wir aber auch dank Beschaffungen wie dem Pandur Evolution mitten in der Nachrüstung.“
Bundeskanzler Karl Nehammer
Bundeskanzler Nehammer ging in seinem Statement auf die auch bereits im Risikobild 2024 beschriebenen sicherheitspolitischen Herausforderungen und die Folgen für Österreich ein: „Seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ist das Sicherheitsbewusstsein in Europa und in Österreich deutlich gestiegen. Wir haben – und so ehrlich müssen wir sein – über Jahrzehnte hinweg unser Bundesheer auf Sparflamme gehalten. Jetzt sind wir aber auch dank Beschaffungen wie dem Pandur Evolution mitten in der Nachrüstung. Die Aufrüstung kann erst erfolgen, wenn die Nachrüstung erledigt ist.”
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner beleuchtete anschließend die enorme Wertschöpfung des Projekts für die rot-weiß-rote Wirtschaft. „Die Beschaffung von zusätzlichen 225 Pandur Evolution in unterschiedlichen Varianten ist die größte Beschaffung seit 20 Jahren bei den Landstreitkräften des Österreichischen Bundesheeres. Mit dem Investitionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro investieren wir nicht nur in die Sicherheit Österreichs, sondern auch in den Wirtschaftsstandort Österreich. Damit sichern und schaffen wir Arbeitsplätze bei mehr als 220 Unternehmen. Mit der nationalen Pandur-Produktion liegt die Wertschöpfung in Österreich bei 70 Prozent”, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
„Die Beschaffung von zusätzlichen 225 Pandur Evolution in unterschiedlichen Varianten ist die größte Beschaffung seit 20 Jahren bei den Landstreitkräften des Österreichischen Bundesheeres.“
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Bislang stehen beim Bundesheer insgesamt 100 Pandur Evolution unter Vertrag, deren drittes Lieferlos sich gegenwärtig in der Fertigung und Auslieferung befindet. Die Produktion des nunmehr beauftragten vierten Loses wird nahtlos anschließen und ermöglicht weitere Investitionen und den Aufbau hochqualifizierter Arbeitsplätze am Produktionsstandort Wien.
„Seit der Unterschrift des ersten Lieferloses 2016 haben wir durch Einbindung von mehr als 200 österreichischen Unterauftragnehmern das Fundament für hohe Wertschöpfung in Österreich gelegt. Darauf aufbauend bildet das nunmehr vierte Lieferlos über 225 Pandur Evolution einen weiterführenden Beitrag zur geschützten Mobilität des Österreichischen Bundesheeres und erlaubt es uns und unseren Zulieferunternehmen, weitere Fachkräfte einzustellen und in den Produktionsstandort Österreich zu investieren”, so der Geschäftsführer der GDELS-Steyr, Martin Reischer.
„Seit der Unterschrift des ersten Lieferloses 2016 haben wir durch Einbindung von mehr als 200 österreichischen Unterauftragnehmern das Fundament für hohe Wertschöpfung in Österreich gelegt.“
GDELS-Steyr-Geschäftsführer Martin Reischer
Antonio Bueno, der Präsident von GDELS, der bei der Vertragsunterzeichnung ebenfalls in Wien war, ergänzte: „Die heutige Beschaffungsentscheidung markiert einen außerordentlichen Meilenstein in der Geschichte des Pandur und unterstreicht die weltweit einzigartige Leistungsfähigkeit und Mehrrollenfähigkeit dieser Radpanzerfamilie. Österreich ist seit jeher eines der Heimatländer von GDELS. Wir sind stolz unsere langjährige, bewährte Partnerschaft, durch die fortgesetzte Bereitstellung leistungsstarker geschützter Mobilität an das Österreichische Bundesheer, zu bekräftigen. Darüber hinaus freuen wir uns, gemeinsam mit unseren zahlreichen Partnerfirmen, zu einem nachhaltigen volkswirtschaftlichen Mehrwert für Österreich beizutragen.”
„Die heutige Beschaffungsentscheidung markiert einen außerordentlichen Meilenstein in der Geschichte des Pandur und unterstreicht die weltweit einzigartige Leistungsfähigkeit und Mehrrollenfähigkeit dieser Radpanzerfamilie.“
Antonio Bueno, Präsident von GDELS
Die Fahrzeuge werden GDELS-Steyr in Wien-Simmering gebaut. Die Vorgängerversionen ist bereits seit 1996 beim Österreichischen Bundesheer im Einsatz, weltweit sind in 6×6- und 8×8-Versionen rund 850 im Einsatz. Zu den Nutzern zählen unter anderem Belgien, Kuwait, Portugal, Slowenien, Tschechien und die USA.
BMLV Klaudia Tanner hat heute 225 Pandur EVO in 12 Versionen für das ???????? #Bundesheer bei GDELS-Steyr geordert. Von 2025-2032 sollen die Fahrzeuge zulaufen. Im Schnitt also ~32 pro Jahr. Die Kosten betragen €1,8 Mrd. 156 Optionen für nach 2032 gab es noch oben drauf. ????1/18 pic.twitter.com/1xsOXlCSz0
— Martin Rosenkranz???????????????????????????????????????? (@MartinRosenkra3) February 19, 2024
Mit den beschafften Geräten wird in Zukunft insbesondere die 3. Jägerbrigade, die ihre Verbände in Niederösterreich, Steiermark und im Burgenland hat, ausgestattet. Darunter befinden sich das Jägerbataillon 17, Jägerbataillon 19, Jägerbataillon 33, das Jägerbataillon Burgenland, ein Milizverband, sowie das Pionierbataillon 3.

Dem aktuellen Vertragsabschluss waren im Rahmen des „Aufbauplans 2032+” in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche andere größere und kleinere Beschaffungen durch das Bundesheer vorausgegangen:
- Im vergangenen September verkündete Verteidigungsministerin Klaudia Tanner die Nachfolge unserer in die Jahre gekommenen Hercules-Transportflugzeuge durch neue C-390-Transporter von Embraer,
- durch die Ausweitung eines bestehenden Rahmenvertrags mit der Bundesbeschaffung GmbH Wien (BBG) wurde vor einigen Wochen die Lieferung von bis zu 300 Lkw vor allem der HX-Fahrzeugfamilie von Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) vor,
- und im Dezember wurde dann Rheinmetall Air Defence in der Schweiz mit der umfassenden Modernisierung der bestehenden 35-Millimeter-Flugabwehrkanonen beauftragt. Inklusive der erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen und weiterer Rahmenbedingungen summieren sich die Kosten auf etwa 690 Millionen Euro.
- Bereits in Umsetzung und Zulauf sind die Modernisierung des Sturmgewehres 77 auf die Version 77 A1 MOD,
- die neuen AW169-Transporthubschrauber von Leonardo (mit Jahresende waren bereits fünf Maschinen offiziell an das Heer übergeben) und
- neue MUV-Funktionsfahrzeuge (Military Utility Vehicle) auf Iveco Daily 70.20 durch den Tiroler Fahrzeugaufbauer Empl.
- Zuletzt wurde die Anschaffung neuer Übungsdrohnen vermeldet, um damit die für die anstehende Beschaffung von „gefechtstechnischen unbemannten Militärluftfahrzeugen” notwendige Zahl an Drohnenbedienern ausbilden zu können,
- vor rund einem Jahr verkündete das Bundesheer im Rahmen eines mehr als 560 Millionen Euro schweren „Mech-Pakets” Modernisierungen der Kampfpanzer Leopard 2A4 und der Schützenpanzer Ulan,
- und demnächst soll auch die Entscheidung über die Beschaffung neuer Advanced Jet Trainer verkündet werden.
Des Weiteren wurden im vergangenen Jahr 89 Schlittenanhänger inklusive Flat Racks und Wechselaufbauten, vier mittlere Bergefahrzeuge HX 42M mit Anhänger, 25 Bergfahrzeuge Lkw Kipper 6×6 mit Anhänger und drei Löschcontainer von Empl beschafft. Das Bundesheer investierte zudem auch in die Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten: Gekauft wurden 40.800 ABC-Schutzmasken M2000, 1.600 3D-Nachtsichtbrillen, eine erste Lieferung von 35.000 Stück des Schuhsystems Neu des niederösterreichischen Herstellers Rukapol, 24 Soldatenfunkgeräte, die Tranche 5 der Tarnanzüge und die Ausstattung der Berufsjäger mit Jagdausrüstung.
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