Am 26. April fand – nach erfolgreichem Abschluss der Übung „Kopal24” – ein Kommandantenwechsel beim Jägerbataillon Niederösterreich statt. Der Festakt ging in der altehrwürdigen Burstyn-Kaserne in Zwölfaxing (einst Heimat des 2015 aufgelösten Panzerbataillon 33) über die Bühne und wurde durch die Anwesenheit von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generalstabschef Rudolf Striedinger ausgezeichnet.
Der 26. April bildete nicht nur den Abschluss der Objektschutzübung „Kopal24” (Militär Aktuell wird darüber ausführlich in der Juni-Ausgabe berichten), sondern war auch gleichzeitig das Ende einer Ära. Denn nach acht Jahren an der Spitze seiner Männer gab Oberst Hermann Bracher das Kommando über das Jägerbataillon Niederösterreich ab. Die Einheit mit dem Namen „Kopal” ist ein Milizverband und setzt sich zum Großteil aus Soldaten der ehemaligen Jägerbataillone 10 und 11 zusammen. Nachfolger von Oberst Bracher wurde dessen bisheriger Stellvertreter, Oberstleutnant Franz Öllerer. Das Jägerbataillon Niederösterreich gliedert sich in das Kommando, die Stabskompanie und drei Jägerkompanien.
Die Militärmusik Niederösterreich unter der Leitung von Militärkapellmeister Adolf Obendrauf umrahmte den Festakt musikalisch, der durch die Anwesenheit hoher militärischer und ziviler Würdenträger aufgewertet wurde – darunter Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Generalstabschef Rudolf Striedinger, der Stabschef des Militärkommandos Niederösterreich und stellvertretender Militärkommandant, Oberst Michael Lippert sowie Landtagspräsident Karl Wilfing, um nur einige zu nennen.
Bei der Zeremonie auf dem Exerzierplatz der Kaserne, die nach dem österreichischen Panzerpionier Gunther Burstyn benannt ist, wurde die Staatsflagge übrigens lediglich auf Halbmast gehisst – Anlass für diese Trauerbezeugung war der Tod des ehemaligen Verteidigungsministers (1987 bis 1990) Robert Lichal, der die Miliz erstmals in der Verfassung verankerte.
In ihren Ansprachen wiesen sowohl der scheidende als auch der neue Kommandant des Jägerbataillons Niederösterreich auf die schwierige Situation der Miliz in den vergangenen Jahren hin und drückten ihre Freude und Zuversicht darüber aus, dass das Bundesheer aufgrund der neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen (russischer Überfall auf die Ukraine, Konflikt im Nahen Osten, terroristische Bedrohungsszenarien im Inland, …) nun wieder aufgewertet und besser ausgestattet wird. So soll auch das Jägerbataillon Niederösterreich auf absehbare Zeit schwere Waffen erhalten, die vor einigen Jahren eingespart wurden.
Oberst Michael Lippert gratulierte den Milizsoldaten zur erfolgreichen Übung „Kopal24” und betonte die hohe Disziplin, mit der die Truppe alle ihr gestellten Aufgaben bewältigt habe: „Ein Bataillon ist das Kernstück jeder Armee. Das Bataillon ist in der Lage, Aufträge selbstständig umzusetzen. Um Kommandant eines solchen Verbandes werden zu können, braucht es viel Erfahrung, Leistungswillen und viele herausfordernde Ausbildungen.” An die Kommandanten gerichtet ergänzte er: „Das Besondere bei Oberst Bracher und Oberstleutnant Höllerer ist, dass beide ihre Ausbildungen in der Miliz absolviert haben. Das heißt, sie haben neben ihren fordernden Berufen und ihren Familien, die sie brauchen, noch sehr viel Zeit und Kraft investiert, um diese Funktion zu erreichen. Ihr beide habt den Eid, den Ihr auf die Republik Österreich geleistet habt, mehr als erfüllt.”
Verteidigungsministerin Tanner unterstrich in ihrer Laudatio, dass es dem Jägerbataillon Niederösterreich „Kopal” trotz der angespannten finanziellen Lage immer möglich gewesen sei, die ihm gestellten Aufträge zu erfüllen und zollte den Soldaten ihren Respekt. Der eigentliche Festakt endete mit der feierlichen Übergabe von vier Standarten durch den neuen Bataillonskommandanten Oberstleutnant Öllerer an die Kompaniechefs.
Im Anschluss ließ es sich die Ministerin nicht nehmen, persönliche Gespräche mit der Truppe zu führen. Auch dem Wunsch nach gemeinsamen Erinnerungsfotos der Milizsoldaten kam sie gerne nach.
Offiziere und geladene Gäste trafen sich anschließend noch in der Cafeteria der Kaserne, wo der neue Kommandant Oberstleutnant Franz Öllerer seinem Vorgänger Oberst Hermann Bracher, zu dessen Überraschung, einen Säbel, den die Kameraden gestiftet hatten, unter dem Applaus der Anwesenden überreichte.
Im anschließenden Gespräch mit Militär Aktuell bedauerte Oberstleutnant Öllerer, dass der Stellenwert der Miliz in der Gesellschaft derzeit „viel zu gering” sei: „Dadurch, dass es keine verpflichtenden Milizübungen mehr gibt, verlieren die Menschen komplett den Bezug dazu, dass der Bruder oder Freund freiwillig zu einer Milizübung einrückt.” Das Wissen um die Miliz sei in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren weitgehend „verschwunden”, weil sie „nicht mehr so breitflächig betroffen ist”. Hier gelte es durch Informationskampagnen gegenzusteuern. Außerdem habe er den Wunsch an die Politik, wieder verpflichtende Milizübungen einzuführen. Dies sei auch eine Forderung der Offiziersgesellschaft.
Oberstleutnant Öllerer rückte 1986 beim Landwehrstrammregiment 33 in Mautern als Einjährig Freiwilliger ein. Es folgten Offiziersausbildung weitere Verwendungen, unter anderem im Jägerbataillon 10. Seit 2016 war er als stellvertretender Kommandant des Jägerbataillons Niederösterreich tätig, dessen Leitung er nun übernahm.
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