Die Entscheidung über die neuen Advanced Jet Trainer des Bundesheeres steht unmittelbar bevor. Dabei dürfen sich mit Aero Vodochody, Saab/Boeing sowie Leonardo drei Hersteller beziehungsweise Rüstungskooperationen Hoffnungen machen, den Zuschlag zu bekommen.

Im Dezember 2020 stellte das Bundesheer nach 50 Jahren Betrieb (!) sein neben dem Eurofighter zweites Jet-System außer Dienst – das von Saab eigentlich als Geschäftsreiseflugzeug entworfene Modell 105. In Österreich war das Muster anfänglich als Hauptabfangjäger und Jagdbomber, zuletzt als Hilfsabfang­jäger, Fotoaufklärer und Jet Trainer zwar in gänzlich andere Rollen geschlüpft, die Bilanz fällt mit 254.000 Einsätzen und 156.500 Flugstunden trotzdem stattlich aus.

@Georg Mader
Einer der drei Nachfolgekandidaten für die Saab-105OE: M-346FA von Leonardo.

Durchaus große Fußstapfen also, die der Nachfolger auszufüllen haben wird. Wobei der vom Bundesheer gewünschte neue Advanced Jet Trainer sogar noch mehr leisten können soll, aufgrund seiner in die Jahre gekommenen Ausstattung konnte mit der Saab 105OE zuletzt schließlich nur noch ein Teil der heimischen Militärpiloten-Ausbildung abgedeckt werden.

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Für die kostspieligen Ausbildungsphasen III und IV mussten die rot-weiß-roten Piloten bereits seit Jahren nach Lecce und Deci (Sardinien) und für die Phase V nach Rostock (Laage) ausweichen. Ziel ist es, mit den neuen Jet-Trainern diese Ausbildungen zurück nach Österreich zu holen, damit aber auch eine Luft-Bodenkampf-Fähigkeit sicherzustellen. Ein willkommener Nebeneffekt wäre das „downloading” teurer Eurofighter-Flugstunden in den viel kosteneffizienteren bewaffneten Trainer. Außerdem soll damit der im kommenden Jahrzehnt unausweichliche Übergang von den rot-weiß-roten Tranche-1-Jets auf ein neues Kampfjet-System mit Blick auf die dann notwendigen Ausbildungsbedürfnisse mitberücksichtigt werden.

@Georg Mader
Darf sich ebenfalls Chancen ausrechnen: der L-39NG von Aero Vodochody.

Es geht im Beschaffungsumfang primär um zwölf Luftfahrzeuge, angepeilt ist eine Lieferung des ersten Systems mit Ende 2026. Die Nutzungsdauer soll bei zumindest 30 Jahren und bis zu 3.600 Flottenflugstunden pro Jahr liegen, die Verfügbarkeit bei zwölf Maschinen bei wenigstens 75 Prozent. Das Heer denkt zurzeit an sieben Stück Missionsausrüstungspakte zur Erfüllung aller Einsatzaufgaben. Gewollt sind zudem ein Full Flight Simulator (FMS), ein oder zwei Flight Training Devices (ohne Bewegungsplattform), ein Ausbildungspaket für Piloten und Techniker durch den Hersteller sowie computerbasierte Ausbildungsmittel für Piloten und Techniker in neuen Anlagen in Hörsching.

@Saab
Der dritte potenzielle 105-Nachfolger kommt mit dem T-7 von Saab/Boeing.

Zur Realisierung wurde auf Basis einer Leistungsbeschreibung Militär Aktuell Informationen zufolge bereits im vergangenen Sommer ein sogenannter RFI (Request for Information) an die Hersteller Boeing/ Saab (T-7), Leonardo (M-346FA) und Aero Vodochody (L-39NG) übermittelt. Deren Antworten hatten bis 29. September einzulangen und werden aktuell ausgewertet, eine Typenentscheidung ist zeitnah möglich. Das Ministerium strebt dabei eine Government-to-Government-Lösung (G2G) mit einer Partnernation an, um eine Abstützung auf deren Projektorganisation zu gewährleisten. Die Erst-Operationsfähigkeit (IOC) soll im vierten Quartal 2028 und die Full Operational Capability (FOC) im zweiten Quartal 2031 erreicht werden.

Auf der durchaus robusten Ausstattungs-Wunschliste stehen dem Vernehmen nach weiters sieben Außenlaststationen auch für den Einsatz von Präzisionswaffen (lasergelenkt), ein eigenes Bordradar, Allwetterfähigkeit, die Möglichkeit zur Luftbetankung, aktive EloKa Behälter und Link-16-Datenfunk. Zudem sollte das Muster bei Vertragserstellung woanders bereits eingeführt sein.

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Quelle@Saab, Georg Mader