Das Bundesheer hat beim Thema Luftverteidigung heute den nächsten wichtigen Modernisierungsschritt gesetzt: Das Heer beauftragte Rheinmetall Air Defence in der Schweiz mit der umfassenden Modernisierung seiner bestehenden 35-Millimeter-Flugabwehrkanonen. Der Auftragswert liegt bei 532 Millionen Euro. Inklusive der erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen und weiterer Rahmenbedingungen summieren sich die Kosten auf etwa 690 Millionen Euro.

Im Rahmen einer Pressekonferenz begründete Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (-> hier geht es zu unserem großen Interview mit der Verteidigungsministerin) die getätigte Investition in die Luftverteidigung: „Die aktuellen Bedrohungen und die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zeigen ganz klar, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und wir den Fokus verstärkt auf die militärische Landesverteidigung legen müssen. Dabei nehmen die Bedrohungen aus der Luft einen ganz großen Stellenwert ein und daher ist die Fliegerabwehr auch ein ganz zentraler Baustein der militärischen Landesverteidigung.” Ministerin Tanner weiter: „Mit der nun beauftragten Modernisierung schlagen wir einen weiteren wichtigen Pflock in diesem Bereich ein.”

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Bekanntlich unterzeichnete Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bereits im Juli eine Absichtserklärung für einen Beitritt Österreichs zu der von Deutschland initiierten European Sky Shield Initiative. Beim Ministerrat vom 15. November wurde zudem die Beschaffung eines weitreichenden Raketenabwehrsystems vereinbart. Nun erfolgte gemeinsam mit Rüstungschef Generalmajor Harald Vodosek und Rheinmetall Air Defence-CEO Oliver Dürr in Wien die Vertragsunterzeichnung für die Modernisierung der 35-Millimeter-Flugabwehrkanonen.

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Im Rahmen einer Nutzungsdauerverlängerung zum vom im Bundesheer als Skyguard Next Generation bezeichneten System (bei Rheinmetall als Skynex bekannt) werden die vorhandenen Zwillingsgeschütze auf den modernsten Stand gebracht, mit einer Hochleistungssensorik gekoppelt und in das Führungssystem Skymaster von Rheinmetall eingebunden. Dadurch können Luftziele bereits frühzeitig detektieren und identifizieren werden. Das Führungssystem ermöglicht es dem Bediener zudem, ein lokales Luftlagebild zu erstellen, die Gefährdungslage einzustufen und in enger Koordination mit übergeordneten Stellen eine Bekämpfung auszulösen.

@Militär Aktuell/Heigl
Schnappschuss im Rahmen der Präsentation der Modernisierung des 35-Millimeter-Fliegerabwehrsystems in Wien.

Die Einbindung von Lenkwaffen ist ebenfalls möglich. Die Geschütze können sowohl abgesetzt als auch unbemannt bedient werden, was den Schutz der Soldaten wesentlich erhöht und den Kampfwert steigert. Weiters wird die Verwendung von programmierbarer 35-Millimeter-Munition des Typs Ahead ermöglicht. Der Vertrag umfasst laut Angaben von Rheinmetall Air Defence eine Projektlaufzeit von 48 Monaten, beginnend mit Februar 2024.

„Mit der heutigen Vertragsunterzeichnung setzen wir einen weiteren Meilenstein zum Erhalt und der Weiterentwicklung der Sicherheit in Österreich!“

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner

Im Auftragspaket sind insgesamt sieben taktische Einheiten inkludiert, die jeweils aus vier 35-Millimeter-Geschützen bestehen, einer Sensoreinheit zur Luftraumüberwachung sowie dem Kommandoposten. Darüber hinaus umfasst der Vertrag Ersatzteilpakete, Ausbildungsleistungen und die dazugehörige 35-Millimeter-Munition. Auch die Option zur Bestellung einer weiteren taktischen Einheit ist vertraglich vereinbart.

@Rheinmetall
Die Kanonen des Bundesheeres (aktuell auf Stand GDF 005) werden im Zuge der Modernsierung auf den Stand GDF 009 (siehe Bild) gebracht.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner: „Unser derzeitiges Fliegerabwehrsystem 35 Millimeter ist zwar sehr zuverlässig, aber bereits in die Jahre gekommen. In den nächsten fünf Jahren soll es umfangreich modifiziert und für künftige Herausforderungen optimiert werden. Ich freue mich, dass wir mit der Firma Rheinmetall Air Defence einen kompetenten Partner gefunden haben, der mit den Experten des Bundesheeres ausgezeichnet und konstruktiv zusammenarbeitet und das Projekt rasch umsetzt.”

@Rheinmetall
Aus dem neuen Kommandoposten heraus können die modernisierten Kanonen aus einer Entfernung von bis zu 500 Metern (Verbindung mit Lichtwellenkabel) gesteuert werden.

Generalmajor Harald Vodosek sah in der nun beschlossenen Modernisierung einen „wesentlichen Bestandteil zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit Österreichs”. Die Systeme könnten zum Schutz kritischer Infrastruktur ebenso verwendet werden, wie für den Ernstfall einer militärischen Landesverteidigung.

@Militär Aktuell/Heigl
Vertragsunterzeichnung in Wien: Rüstungschef Generalmajor Harald Vodosek, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Rheinmetall Air Defence CEO Oliver Dürr, Christina Fellner-Rapp (für Vergaben zuständige Abteilungsleiterin im Verteidigungsministerium) und Brigadier Georg Kollmann von der Direktion Beschaffung (von links nach rechts).

Mit dieser Beauftragung wird Rheinmetall in Österreich „eines der ambitioniertesten Vorhaben in der europäischen Flugabwehr” realisieren, wie es in einer aktuellen Aussendung des Unternehmens heißt. „Für das Bundesheer wird damit ein wichtiger Schritt der Nachrüstung im Zeichen der ,Mission Vorwärts’ vollzogen.”

„Österreich übernimmt mit diesem Leuchtturmprojekt eine absolute Spitzenrolle im Bereich der Flieger- und Drohnenabwehr in Europa.“

Rheinmetall-CEO Armin Papperger

Auch Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, zeigte sich zufrieden: „Wir freuen uns über diesen wichtigen Markterfolg mit unserer Skynex-Technologie. Österreich übernimmt mit diesem Leuchtturmprojekt eine absolute Spitzenrolle im Bereich der Flieger- und Drohnenabwehr in Europa. Der Großauftrag unterstreicht Rheinmetalls Rolle mit Blick auf die Herausforderung, die Streitkräfte in Europa angesichts neuer Bedrohungen aufgabengerecht auszurüsten. Dazu gehören auch unsere Lösungen im Bereich der stationären und der mobilen Flugabwehr.”

@Rheinmetall
So wird die neue Sensoreinheit aussehen.

Oliver Dürr, CEO der Rheinmetall Air Defence AG in Zürich, ergänzte: „Wir sind dankbar für das Vertrauen unserer Freunde und Partner in Österreich. Die Entscheidung des Bundesheers für Skyguard Next Generation ist mehr als nur ein Quantensprung – es ist der Eintritt in eine neue Dimension der Flieger- und Drohnenabwehr.”

„Die Entscheidung des Bundesheers für Skyguard Next Generation ist mehr als nur ein Quantensprung – es ist der Eintritt in eine neue Dimension der Flieger- und Drohnenabwehr.“

Rheinmetall Air Defence-CEO Oliver Dürr

Dürr abschließend: „Österreich erhält eine maßgeschneiderte und zukunftsweisende Lösung in der Nahbereichsflugabwehr. Für unser Unternehmen ist dies ein bedeutender Erfolg – und insbesondere auch für unseren Standort Zürich, der für die Ausführung des Auftrags verantwortlich sein wird. Damit verbindet sich ein entscheidender Beitrag zur Auslastung.”

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Quelle@Militär Aktuell/Zacharias, Rheinmetall