Halbautomatische AR-15-Gewehre mit Piston-System sind am zivilen Markt nicht so häufig zu sehen. Direkte Gasdrucklader sind, wie uns auch die vielen Aussteller bei der IWA 2024 mit AR-15-Derivaten zeigten, immer noch weiter verbreitet. Umso erfreulicher: Antreg stellte uns in Nürnberg seine ARS-M4-Familie mit Kurzhub-Piston-System mit reduziertem Rückstoß und geringerem Gewicht vor.

Im zivilen Bereich sind halbautomatische Gewehre der AR-15-Architektur eher direkte Gasdrucklader als Piston-Systeme, also Gewehre mit beweglichem Gaskolben. Im militärischen Bereich ist es inzwischen genau umgekehrt, wie die neuen Sturmgewehre von Heckler & Koch in Deutschland und Frankreich zeigen. Zwar kein AR-15-System, aber ebenfalls ein Gaskolbensystem verbaut, hat das bewährte Sturmgewehr 77 (-> Neues Sturmgewehr 77 A1 MOD für das Heer) von Steyr Arms (-> der neue Geschäftsführer Tim Castagne im Interview: „Neue Ära für Arex und Steyr Arms”), das unter anderem beim Österreichischen Bundesheer eingesetzt wird.

Das Antreg ARS M4 2M LW mit leichtgewichtigem 10,5 Zoll-Lauf, M-LOK-Handschutz und Mündungsfeuerdämpfer, der auch den hauseigenen Schalldämpfer tragen kann, in der Version 1.0. ©Antreg
Das Antreg ARS M4 2M LW mit leichtgewichtigem 10,5 Zoll-Lauf, M-LOK-Handschutz und Mündungsfeuerdämpfer, der auch den hauseigenen Schalldämpfer tragen kann, in der Version 1.0. ©Antreg

Piston-Systeme bieten in der Regel mehrere Vorteile: Bedingt durch ihre Konstruktion sind sie deutlich wartungsärmer und sie kommen leichter mit schwierigen Umweltsituationen, wie beispielsweise Schlamm, zurecht. Nachteile sind üblicherweise das höhere Gewicht und angeblich – so hört man immer wieder – allerdings auch die (leicht) verminderte Präzision bei größeren Distanzen, da mehr Bewegung im Bereich des Laufs stattfindet und mitunter mehr Rückstoß beim Schützen ankommt. Letzteres wird von Antreg nicht bestätigt. Nichtsdestotrotz erarbeiteten sie eine technische Lösung, die den Rückstoß minimieren soll, wie wir noch beim Besuch des Stands von Antreg bei der IWA 2024 erfahren durften.

Das Bundesheer nimmt Fahrt auf

Die Entwicklung von AR-Gewehren bei Antreg (Tschechien) fand zunächst für den militärischen Bereich statt. Das ARS M4-Gewehr ist ein vollautomatisches AR-Gewehr mit Piston-System. Die später entwickelten Halbautomaten für den sportlichen Gebrauch erlangten besonders bei dynamischen Schützen einigen Bekanntheitsgrad.

Geschätzt werden Antreg-Gewehre für ihre geringen Fertigungstoleranzen und die spielfrei verbauten Bauteile, was wir – oberflächlich im laufenden Messebetrieb der IWA 2024 – überprüften und in diesem Rahmen auch bestätigen können. Die Fertigung der allermeisten Teile findet in der eigenen Fabrik statt, betont Antreg. Die innen und außen nitrierten Läufe von Lothar Walther und der CTR-Schaft und MOE-Pistolengriff von Magpul stellen die Ausnahmen dar.

Details am Black Rifle für Anwender. Ein Antreg ARS M4 auf der IWA 2024. ©Militär Aktuell/Bendl
Details am Black Rifle für Anwender. Ein Antreg ARS M4 auf der IWA 2024.

Was in den Details auffällt: Das gesamte Gewehr-Konzept zielt nicht darauf ab, einen weiteren AR-15-Klon auf den ohnehin großen Markt von Black-Rifle-Selbstladebüchsen zu bringen. Standardmäßig beidseitige Bedienbarkeit und abgeflachte Kanten, wo es nur geht, zeigen schon, dass diese Gewehre für die Praxis gemacht sind. Die Gasentnahme ist in der Rail gut erreichbar und zügig mit einer Patrone zu verstellen, alles andere ist werkzeuglos zu zerlegen. Darüber hinaus sind alle Bauteile nach MIL-SPEC hergestellt, wodurch eine Kompatibilität zu anderen AR-Zubehörartikeln gewährleistet ist. Werkzeuglos können das Kurzhub-Piston-System, der Vorderschaft, Upper- und Lower-Receiver und der Verschluss zerlegt werden.

Ein Antreg ARS M4 mit DMR-Qualitäten auf der IWA 2024. ©Militär Aktuell/Bendl
Ein Antreg ARS M4 mit DMR-Qualitäten auf der IWA 2024. ©Militär Aktuell/Bendl

Antreg-Selbstlader halten aber auch zwei Überraschungen parat: Ist der Sport Piston verbaut, soll der Rückstoß in den ARS-M4-Gewehren in den Lauflängen 10,5, 12,5 und 14,5 Zoll um 60 Prozent reduziert sein. Bei den längeren Läufen in 16,5 und 18 Zoll wird der Rückstoß sogar um 70 Prozent verringert. Im Vergleich zu dem standardmäßigen Military Gaskolben sollen also nur noch 40 beziehungsweise 30 Prozent des Rückstoßes spürbar sein. Ermöglicht soll das durch eine bauliche Anpassung des Kolbens sein, der einen geringeren Teil des Gases auf den Gasblock wirken lässt. Auf Rückfrage gaben Antreg an, dass Vergleichsmessungen mit anderen Selbstladegewehren, unter anderem von Daniel Defense und dem oben genannten HK416, vorgenommen wurden und der Rückstoß der ARS-M4-Gewehre geringer gewesen wäre.

Das Wunderwerk: Der Gas-Regulierer und der Piston, der bis zu 70 Prozent Rückstoß-Verringerung bringen soll.

Die zweite Überraschung betrifft das Gewicht. Die ab Mai ausgelieferten ARS-M4 in der Version 2.0 sollen, so Antreg, die leichtesten Piston-Gewehre weltweit sein. Das ARS M4 0M (mit 10,5 Zoll-Lauf und M-LOK Handschutz) beispielsweise wiegt 2,96 Kilogramm.

Bei so vielen besonderen Charakteristiken werden wir uns um Tests der Antreg-Gewehre bemühen und entsprechend berichten.

Quelle©Militär Aktuell/Bendl