Hubschrauber, Transportflugzeuge, Trainingsjets und Raketenabwehrsysteme. Das Bundesheer plant aktuell zahlreiche Großeinkäufe und darunter auch jede Menge Fahrzeuge – von einfachen Lkw und Bussen bis hin zu neuen Pandur Evolution und bald auch Raketenartillerie.
Über zu wenig Arbeit braucht man sich im Wiener Werk von Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) schon viele Jahre lang nicht zu beschweren. In der Brunner Straße in Liesing laufen und liefen Lkw für Großbritannien und Australien, für Portugal, Schweden, Norwegen, Neuseeland, Deutschland und viele andere Länder vom Band – und nun zunehmend auch Fahrzeuge für das Bundesheer. Nachdem das Unternehmen immer wieder kleinere Stückzahlen an das Heer geliefert hatte (so zum Beispiel im Juli 2022 fünf Bergefahrzeuge „leicht” und „mittel”), zog RMMV im Frühjahr 2023 einen auf sieben Jahre angelegten Rahmenvertrag über bis zu 1.375 Fahrzeuge der Baureihen HX, TGS und TGM an Land. Ende 2023 kam dann sogar noch ein weiteres Los mit bis zu 300 Logistikfahrzeugen der HX-Familie hinzu.

Neue Lkw für die Truppe kommen aber auch von Fahrzeugaufbauer Empl (-> Interview mit Geschäftsführer Joe Empl): Bis Ende des vergangenen Jahres lieferten die Tiroler an das Bundesheer 24 mittlere Bergefahrzeuge auf RMMV 42M 6×6 sowie 35 dazu passende Quattro-4-Achs-Anhänger. Im Jänner vermeldete Empl dann die Lieferung von auf Iveco Daily 70.20 aufgebauten MUV-Funktionsfahrzeugen in unterschiedlichsten Ausstattungsvarianten als Ersatz für die FM-Pinzgauer (-> beim Bundesheer als Noriker eingeführt) und bereits im November zog Empl zudem einen Großauftrag für 800 Wechselaufbauten, mehr als 850 Lkw-Ausrüstungen zur Aufnahme dieser Aufbauten sowie Umbauten von 18 bestehenden Aufbauten für die Truppeninstandsetzung an Land.
An das Heer geliefert wurden im vergangenen Jahr zwei Großraumbusse MAN Lion’s Coach, 40 VW Pritsche, 25 VW ID.4, 80 VW Golf 7 Variant und 302 Mitsubishi L200. Und auch bei den gepanzerten Fahrzeugen tut sich einiges. So fixierte das Heer schon vor einem Jahr ein rund 760 Millionen Euro schweres „Mech-Paket”, in dessen Rahmen die bestehende Leopard 2- und die Ulan-Panzerflotte von den Herstellern Krauss-Maffei Wegmann (KMW, jetzt KNDS) und General Dynamics European Land Systems-Steyr (GDELS) unter anderem neue Optiken und elektrische Komponenten für den Turmantrieb erhalten.
Apropos GDELS: Der Zulauf der insgesamt 100 neuen Pandur Evolution ist nach der ersten Auslieferung im Jahr 2018 noch gar nicht abgearbeitet, da wurden nun im Februar schon die nächsten 225 Fahrzeuge geordert. Um insgesamt 1,8 Milliarden Euro sollen bis 2032 zwölf unterschiedliche Pandur-Fahrzeugvarianten zulaufen. Darunter Versionen mit 120-Millimeter-Crossbow-Mörser für die elektronische Kampfführung und 36 Fahrzeuge mit Fliegerabwehrtürmen Skyranger von Rheinmetall Air Defence. Zudem sollen im Vertrag Optionen für weitere 150 Pandur inkludiert sein.

Aber auch in anderen Bereichen plant das Bundesheer bereits mittel- bis langfristig – beispielsweise bei der Raketenartillerie. Es ist kein Geheimnis, dass man zunächst die bestehenden Haubitzen vom Typ M-109 mit Präzisionsmunition ausstatten möchte (-> Interview mit Rüstungschef Generalmajor Harald Vodosek), um ihr Leistungsvermögen zu steigern. In einem nächsten Schritt geht es dann aber auch schon um einen Ersatz der M-109 durch ein neu zu beschaffendes Raketenartillerie-System. Denkbare Nachfolger wären etwa Himars von Lockheed Martin oder Puls von Elbit. Beide Varianten sind auf verschiedenen Trägerplattformen – sowohl auf Ketten- als auch auf Radbasis – integrierbar, denkbar könnte sogar ein Aufbau auf Pandur Evolution sein. Vorteil des Puls-Systems: Laut Hersteller lassen sich damit nicht nur hauseigene Raketen abschießen, sondern auch Produkte anderer Hersteller wie die Ground Launched Small Diameter Bomb (GLSDB) von Saab. Mit einer Entscheidung in diesem Bereich ist aber erst in einigen Jahren zu rechnen.
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