Laut Phil Jasper, Präsident von Raytheon, wurde die Produktion der AIM-120 AMRAAM (Advanced Medium Range Air-to-Air Missile) – der wichtigsten Luft-Luft-Rakete westlicher Streitkräfte – im Jahr 2024 verdoppelt. Im laufenden Jahr soll sie erneut verdoppelt werden.
Die AMRAAM wird von der US Air Force, der US Navy und dem US Marine Corps (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte) eingesetzt und kann über die Defense Security Cooperation Agency (DSCA) der USA von Drittstaaten erworben werden.
🚨🇺🇸 „Last year we doubled [AMRAAM] production; we’re doubling production again this year, and we’re going to continue to increase that production.“ -Raytheon CEO Phil Jasper
Raytheon previously announced that the 1200/y MAX facilitization would be reached by the end of 2024.… pic.twitter.com/c9anoYU5gD
— Colby Badhwar 🇨🇦🇬🇧 (@ColbyBadhwar) April 10, 2025
Nachfrage in historische Höhen gestiegen
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) ist die Nachfrage geradezu explodiert. Eine Reihe von Ländern hat ältere AMRAAM-Versionen an die Ukraine abgegeben und muss nun ihre Lagerbestände auffüllen. Es hat sich aber auch gezeigt, dass gerade diese älteren Versionen deutlich mehr Unterstützung durch das Feuerleitsystem benötigen, da das veraltete Radar in der Rakete Schwierigkeiten mit kleinen Signaturen hat.
Im Vorfeld des größten AMRAAM-Exportauftrags (-> Japan kauft bis zu 1.200 AMRAAM-Raketen) haben die USA und Japan im Juli 2024 eine Koproduktion von AMRAAM (und Patriot-PAC-3-Raketen) vereinbart. Im Rahmen dieses neuen Abkommens hat Japan als erstes Land die Lizenz erhalten, AMRAAM in Eigenregie herzustellen.
Im Jahr 2024 haben die USA Anfragen für Angebote über weit mehr als 3.000 AMRAAM erhalten. Für 2025 wurden bislang 1.600 Stück nachgefragt. Diese Zahlen beinhalten nicht den Eigenbedarf der US-Streitkräfte.

Viele Länder möchten neue AMRAAM kaufen
Die jüngsten Kaufanfragen und die entsprechenden Angebote der DSCA für AMRAAM gingen an:
- 26. Jänner 2024, Türkei: Bis zu 952 AIM-120C-8 und Zubehör inkludiert in ein großes F-16 Upgrade-Paket für in Summe 20,24 Milliarden Euro.
- 14. März 2024, Polen: Bis zu 745 AIM-120C-8 und Zubehör für 1,49 Milliarden Euro.
- 13. April 2024, Israel: 30 AIM-120C-8 und Zubehör für 90 Millionen Euro.
- 11. Juni 2024, Norwegen: Bis zu 300 AIM-120C-8 und Zubehör für 1,7 Milliarden Euro.
- 22. August 2024, Rumänien: Bis zu 186 AIM-120C-8 und Zubehör für 521 Millionen Euro.
- 9. September 2024, Singapur: Bis zu 54 AIM-120C-8 und Zubehör für 117 Millionen Euro.
- 17. Oktober 2024, Deutschland: Bis zu 969 AIM-120C-8 und Zubehör für 2,55 Milliarden Euro.
- 30. Oktober 2024, Argentinien: Bis zu 36 AIM-120C-8 sowie weiteres Zubehör und F-16-Bewaffnung für 867 Millionen Euro.
- 6. Dezember 2024, Niederlande: Bis zu 226 AIM-120D-3 und Zubehör für 710 Millionen Euro.
- 2. Jänner 2025, Japan: Bis zu 1.200 AIM-120D-3 und AIM-120C-8 sowie Zubehör für 3,2 Milliarden Euro.
- 9. April 2025, Australien: Bis zu 200 AIM-120D-3 und 200 AIM-120C-8 sowie Zubehör für 915 Millionen Euro.
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AIM-120 AMRAAM: Produktion in Baulosen
Die AIM-120-AMRAAM-Raketen werden in sogenannten Baulosen gefertigt. Das Pentagon fasst die Aufträge eines bestimmten Zeitraums jeweils zu einem Paket zusammen und verhandelt dieses mit dem Hersteller Raytheon. Das bisher letzte Los mit der Nummer 38 wurde am 11. September 2024 zum Preis von 1,04 Milliarden Euro an Raytheon vergeben. Das vorletzte Los 37 wurde am 13. Juli 2023 für 1,01 Milliarden Euro beauftragt.

AMRAAM in vielen Kampfflugzeugen integriert
Die AIM-120 AMRAAM ist ein Luft-Luft-Lenkflugkörper mittlerer Reichweite mit aktiver Radarführung, der auch in bodengestützten Flugabwehrsystemen zum Einsatz kommt. Sie wird von über 35 Ländern genutzt und gilt als zentraler Bestandteil westlicher Luftverteidigungssysteme.
Die Rakete ist darauf ausgelegt, Flugzeuge, Bomber, Marschflugkörper und andere Luftbedrohungen in Entfernungen von etwa 30 Kilometer bis über 160 Kilometer (je nach Version) zu bekämpfen. Sie ist 3,65 Meter lang, wiegt je nach Ausführung zwischen 150 und 160 Kilogramm und verfügt über einen 20 Kilogramm schweren Splittergefechtskopf.
Dank ihres Feststoffraketenmotors erreicht sie Geschwindigkeiten von bis zu Mach 4. Das Lenksystem kombiniert eine trägheitsgestützte Navigation während der Flugphase mit aktiver Radarzielsuche im Endanflug, was den sogenannten „Fire-and-Forget”-Einsatz ermöglicht.
Die AIM-120 ist mit einer Vielzahl von Plattformen kompatibel, darunter F-15, F-16, F/A-18, F-22, F-35, Eurofighter Typhoon, Gripen, FA-50 sowie bodengebundene Systeme wie NASAMS.

Das Bundesheer hat keine AMRAAM
Im Zuge der Eurofighter-Beschaffung plante auch das Österreichische Bundesheer, AIM-120-AMRAAM-Raketen zu erwerben. Die Beschaffung wurde jedoch von Verteidigungsminister Günther Platter gestoppt, um unter dem damals vom Parlament gesetzlich genehmigten Budget von 1,969 Milliarden Euro zu bleiben.
Das aktuelle 1,6-Milliarden-Euro-Paket für die Luftraumüberwachung im Rahmen des „Aufbauplans 2032+” könnte ebenfalls AMRAAM enthalten. Die Lenkwaffe ist sowohl im Zusammenhang mit einem potenziellen Eurofighter-Upgrade ein Thema, könnte aber auch zur Bewaffnung des künftig geplanten M-346FA-Jet Trainers des Bundesheeres dienen.