Oberst Jörg Loidolt ist Kommandant des Panzerbataillons 14. In seinem Gastkommentar plädiert er für eine Stärkung der österreichen Wehrhaftigkeit. „Angesichts der aktuellen und zukünftigen Sicherheitslage müssen wir hinter dem Bundesheer stehen. Jeder einzelne muss nach seinen eignen Mitteln und Möglichkeiten die Wehrhaftigkeit stärken, um gut gerüstet in die Zukunft blicken zu können.”

Auch wenn wir der Berichte und Bilder vom Krieg in der Ukraine schon etwas überdrüssig sind, hilft wegschauen dabei nur wenig. Was, wie in jedem Krieg, festzustellen ist, dass es keinen sauberen Krieg gibt. Dass die Zivilbevölkerung immer massiv unter einem Krieg leidet. Dies ist nichts Neues, aber etwas auf das wir in Europa etwas vergessen haben. Es zeigt aber auch, dass der Drang in Frieden und Freiheit zu leben, sich nicht einer aufgezwungenen Staatsform hinzugeben und nur um der lieben Friedens willen zu kapitulieren in einer betroffenen Bevölkerung sehr groß wird, sobald eine unmittelbare Bedrohung spürbar ist.

„Mech-Paket“: 561 Millionen Euro für die Panzertruppe

Diese Wehrhaftigkeit muss aber im Frieden geschaffen werden. Dass die österreichische Bevölkerung diesen Wehrwillen ebenfalls innehat, zeigte zum Beispiel die Entscheidung die allgemeine Wehrpflicht beizubehalten. Natürlich war diese Entscheidung von vielen Faktoten beeinflusst. Leider wurde hier die Debatte nicht immer ganz ehrlich geführt. So wurde die Beibehaltung der Wehrpflicht oft in einem Atemzug mit dem Wehrersatzdienst, was der Zivildienst legistisch ist, genannt.

Auch im Zuge des Beitritts zur EU wurden die sicherheitspolitischen Aspekte stiefmütterlich und teilweise unsachlich behandelt. Diese Ungenauigkeit in der sicherheitspolitischen Debatte führte im Februar 2022 mit dem erneuten russischen Angriffskrieg gegen einen souveränen europäischen Staat, die Ukraine, zu einer Verunsicherung der österreichischen Bevölkerung. Die rasche Entscheidung das Budget des Bundesheeres (-> aktuelle Meldungen zum Bundesheer) deutlich zu erhöhen und damit die Grundlage für eine glaubhafte Landesverteidigung zu schaffen war sicherlich dadurch beeinflusst.

„Eine eigenständige österreichische Insellösung kann es bei beschaffungen aus vielen Gründen nicht geben. Kein europäisches Land stemmt dies allein.“

Diese rund 45 Milliarden Euro, die bis in das Jahr 2032 in die Landesverteidigung fließen, sind ein erheblicher Posten im Haushalt. Sie werden zielgerichtet verwendet um das notwendigste zu erhalten und zu beschaffen. Mit diesen Mitteln wird die gesamte Bandbreite von Ausrüstung, IKT-Struktur, Infrastruktur und Personalwerbung abgedeckt. In vielen Bereichen wird damit der Einstieg ins voll-digitale Zeitalter geschaffen und die Grundlagen für den weiteren Aufbau der Verteidigungsfähigkeit gelegt. Dies passiert sehr stark mit Partnernationen in der EU und mit der EU selbst. Eine eigenständige österreichische Insellösung kann es dabei aus vielen Gründen nicht geben. Kein europäisches Land stemmt dies allein. Kooperation in der Beschaffung, der Ausbildung und beim Betreiben von Systemen sowie Solidarität im Anlassfall, fußend auf den Verträgen der EU, sind oft der einzige Weg überhaupt zeitgemäße Ausrüstung beschaffen zu können.

Der Kampfpanzer ist obsolet! Wo sind die Kampfpanzer?

Das Panzerbataillon 14 ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Unser Leopard-Kampfpanzer ist in Deutschland und der Schweiz in Verwendung. Ungarn führt ihn gerade ein. Die tschechische (-> Rheinmetall liefert Tschechien Leopard 2 und Büffel) und die slowakische Republik werden gerade auf den ersten Leoparden ausgebildet und eine Beschaffung wird geprüft. Selbst Italien denkt über eine Mitgliedschaft im Leopard-Benutzer-Klub nach.

„Egal wie und wann der grausame Krieg in der Ukraine endet, die Bedrohung der europäischen Werte wird damit nicht enden.“

Das Panzerbataillon 14 kann nur durch die internationalen Ausbildungen und Übungen so gut sein, wie es ist. Egal wie und wann der grausame Krieg in der Ukraine endet, die Bedrohung der europäischen Werte wird damit nicht enden. Eine strategische Vorwarnzeit, die auch Beruhigung der Bevölkerung und des verteidigungspolitischen schlechten Gewissens war, wird es nicht geben. Daher müssen wir, die jetzigen und zukünftigen Bürger der Republik, hinter dem Bundesheer stehen und jeder einzelne nach seinen eignen Mitteln und Möglichkeiten die Wehrhaftigkeit stärken um gut gerüstet in die Zukunft blicken zu können.

Information: Der Beitrag ist zuerst im „Hessenspiegel” erschienen – vielen Dank für die Genehmigung zur Verwendung.

Quelle@Bundesheer/Trippolt