Rheinmetall hat kürzlich die Lieferung von 15 Panzer an Tschechien zum Ersatz von bereits an die Ukraine abgegebene Panzer sowjetischer Bauart bestätigt. Vertreter Deutschlands und Tschechiens haben den entsprechenden Vertrag in Prag unterfertigt. Laut früheren staatlichen Angaben geht es um 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 und um einen Bergepanzer Büffel. Berliner Kreisen zufolge beläuft sich das Finanzvolumen auf umgerechnet 157 Millionen Euro.

Die tschechischen Streitkräfte gaben ihrerseits T-72 Kampfpanzer und BMP-Schützenpanzer zur Unterstützung an die Ukraine ab, dazu laut Verteidigungsministerin Jana Cernochova auch Mi-24-Kampfhubschrauber, Mehrfachraketenwerfer und Radhaubitzen. Im genannten Auftragswert mit Deutschland ist zudem ein Munitionspaket sowie ein integriertes Servicepaket für Ausbildungsleistungen und Ersatzteilversorgung enthalten. Das erste Fahrzeug soll noch im Dezember 2022 ausgeliefert werden, die Auslieferung soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.

@CTK
Tschechien unterstützte die ukrainische Armee neben anderen Fahrzeugen und Gerätschaften auch mit der Lieferung von T-72-Panzern.

Ablauf zog sich hin
Der „Ringtausch” ist ein von der deutschen Bundesregierung entwickeltes Verfahren, um die Ukraine bei deren Anstrengungen gegen die russische Invasion in Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn und NATO-Partnern zu unterstützen. Dabei geben NATO-Partner Großgerät aus vormals sowjetischer Produktion an die Ukraine ab und erhalten dafür verfügbare Systeme aus westlicher Produktion. Es ist der bereits zweite Panzer-Ringtausch zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte nach einer ähnlichen Vereinbarung, die das Bundesverteidigungsministerium vergangene Woche mit der Slowakei abgeschlossen hat.

Die Verhandlungen der deutschen Bundesregierung mit Polen, Slowenien, der Slowakei, Tschechien und Griechenland gestalteten sich zuvor aber laut Medienberichten problematisch. Vor allem Polen, das bereits rund 200 Panzer russisch/polnischen Typs in die Ukraine geliefert hat, war mit den deutschen Angeboten unzufrieden und beschwerte sich darüber auch lautstark. Auch mit Griechenland und Slowenien steht eine Einigung noch aus.

„Der Ringtausch mit Tschechien ist ein weiteres, sehr gutes Beispiel dafür, wie wir der Ukraine schnell und unkompliziert in ihrem mutigen Kampf gegen die russische Aggression beistehen können. Tschechien liefert schwere Waffen, wir helfen beim Schließen der Lücken”, sagte Verteidigungsministerin Lambrecht.

@Bundeswehr
Der für Tschechien geplante Büffel-Bergepanzer soll auf einem überholten Leopard 2-Chassis aufgebaut werden.

Die Verträge wurden im Verteidigungsministerium in Prag von Generalmajor Ladislav Jung, Kommandeur der tschechischen Landstreitkräfte; Oberst Robert Bielený, Leiter der Logistikabteilung im tschechischen Generalstab; Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Rüstungsdirektor im deutschen Verteidigungsministerium; und Björn Bernhard, CEO Rheinmetall Business Unit Tactical Vehicles unterschrieben. Laut Reuters wollen die Tschechen weitere Gespräche mit Deutschland übber 50 modernste Leopard 2A7+ führen.

Rheinmetall hat in enger Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesministerium der Verteidigung und den tschechischen Behörden und Streitkräften innerhalb kurzer Zeit die notwendigen Verträge verhandelt und bereits mit den Arbeiten an den Fahrzeugen begonnen. Bei den zur Verfügung gestellten Fahrzeugen handelt es sich nicht um Bundeswehr-Panzer sondern um überholte Leopard 2A4 aus den Beständen verschiedener Nutzerstaaten, aus dem Eigentum des Unternehmens. Der Bergepanzer 3 Büffel wird auf einem überholten Leopard 2 Chassis aufgebaut und entspricht dem modernsten Stand der Technik.

@Georg Mader
Das gelieferte IRIS-T-SL-System soll der Ukraine bei der Verteidigung ihres Luftraums helfen.

IRIS-T-SL geliefert
Ebenso vor wenigen Tagen wurde übrigens ein von der deutschen Firma Diehl gebautes Flugabwehrsystem IRIS-T-SL (surface-launched) direkt an die Ukraine übergeben. Laut Christine Lambrecht wird das erste der insgesamt vier versprochenen Systeme in den nächsten Tagen zum wirksamen Schutz für die Menschen in der Ukraine bereit stehen”. Deren Lieferung hatte Bundeskanzler Olaf Scholz bereits Anfang Juni im Bundestag angekündigt. Nach den zunehmenden russischen Luftangriffen auf ukrainische Städte in den vergangenen Tagen waren die Rufe nach solchen Luftverteidigungssystemen aus der Ukraine noch dringender geworden.

IRIS-T-SL ist ein Waffensystem, das fast ausschließlich aus deutschen Entwicklungen und Komponenten (Airbus, Hensoldt und Rohde&Schwarz) besteht. Verwendet wird der IR-Flugkörper IRIS-T, dessen Basisversion unter anderem am österreichischen Eurofighter eingesetzt wird. Mit einer Boden-Abschussvorrichtung und einem eigenen Radargerät wird damit eine eigenständige Luftverteidigung für ein begrenztes Gebiet aufgebaut. Mit den Eckdaten von bis zu einer Höhe von 20 Kilometern und einer Entfernung von 40 Kilometern liegt IRIS-T-SL aber unterhalb der US Patriot-Systeme oder des israelischen David Sling.

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Quelle@Rheinmetall, CTK, Georg Mader