Gunther Hauser befasst sich bereits seit dem Jahr 2006 mit China und den Regionen Ost-, Südost- und Südasien und ist Leiter des Referats für Internationale Sicherheit am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie Wien. Für Militär Aktuell analysiert der Experte die Beziehungen Japans und Indiens zu China.

Die japanisch-chinesischen Beziehungen werden durch Besuche des japanischen Premiers im Yasukuni-Schrein, Japans Mahnmal für seine Kriegstoten und etwa 1.000 Kriegsverbrecher – darunter 14, die als Hauptkriegsverbrecher bezeichnet werden können – ziemlich belastet. Zudem wetteifern China und Japan seit den 1970er Jahren um geostrategische Positionen, Territorien und Rohstoffquellen in Gewässern, die beide Seiten für sich beanspruchen. Es geht dabei vor allem um die Senkaku/Diaoyu-Inselgruppe im ost­chinesischen Meer. Um auf den wachsenden Einfluss Chinas in der Region zu reagieren, verabschiedete sich Japan von der Friedensverfassung mit einer bereits am 10. Dezember 2004 beschlossenen Militärdoktrin. Diese damalige Neuausrichtung wandelte die Selbstverteidigungskräfte in eine schlagkräftige Berufsarmee, lockerte das strenge Exportverbot für Waffentechnologie und erlaubt, mit den USA ein modernes Raketenabwehrsystem zu entwickeln. Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 2004 mit Nordkorea und China zwei potenzielle Gegenspieler beim Namen genannt. Für Japan stellt China eine zunehmende Gefahr für die interne Sicherheit dar. So ist auch die von China am 23. November 2013 errichtete Flugverbotszone über den Senkaku-Inseln aus japanischer Sicht extrem gefährlich.

Sorge bereitet Japan auch die aus seiner Sicht zunehmend bedrohlichen Aktivitäten der chinesischen Seestreitkräfte im Indischen Ozean. Die Militärausgaben Chinas haben sich alle zehn Jahre vervierfacht und so kann aus japanischer Sicht nur eigene militärische Abschreckung den Frieden in der Region gewährleisten und die seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestehende Ordnung erhalten. Teil dieser Abschreckung ist auch, dass die USA vertraglich zur Verteidigung vieler Länder der Region — Australien, Südkorea, Taiwan, Thailand, die Philippinen und auch Japan — verpflichtet sind. Auch zwischen den einzelnen Ländern gibt es nun verstärkt Kooperationen. So hat sich Japan Ende 2013 bereit erklärt, die philippinische Küstenwache bei der Ausbildung und Modernisierung zu unterstützen. Damit soll auch Japans Bestreben, Chinas Interessen im südchinesischen Meer entgegenzutreten (A2/AD – anti-access/area-denial), unterstrichen werden. Ähnlich wie Japan hat auch Indien in den vergangenen Jahren eine Gegenstellung zu China eingenommen. Das Land erhebt den Anspruch, den gesamten Indischen Ozean zu kontrollieren, und baute mit kleinen Staaten wie Seychellen, Sri Lanka und Mauritius neue Partnerschaften auf. Im Fall eines indisch-chinesischen Konfliktes könnte Indien somit China von seinen Versorgungslinien aus Afrika und dem Nahen Osten abschneiden.

@Getty ImagesIm Kaschmirkonflikt wiederum ist der pakistanisch-chinesische Einfluss auf das indische Jammu & Kaschmir unübersehbar. Auch die jüngsten Gespräche Chinas mit Afghanistan beunruhigen Dehli. Der neue afghanische Präsident Ashraf Ghani besuchte im Herbst 2014 als erste Auslandsdestination Peking und versuchte China zu überzeugen, nach dem geplanten Abzug des Westens aus Afghanistan 2016 größere Investitionen im Infrastrukturbereich und bei der Erschließung von Ressourcen zu bewegen. Seitens Indiens wird zudem mit Sorge betrachtet, dass das Militärbudget von China erhöht und die chinesischen Streitkräfte somit qualitativ verbessert werden. Grenzdispute existieren zwischen China und Indien entlang der 4.057 Kilometer langen „Line of Actual Control” (LAC), einer Linie, die weder am Boden markiert, noch auf gegenseitig anerkannten Landkarten vermerkt ist. Die USA sieht Indien als Verbündeten — und versteht das im Januar 2015 erneuerte indisch- amerikanische Nuklearabkommen als strategische Investition.

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