Im vergangenen September hat Saab das erste für Polen bestimmte 340 Airborne Early Warning (AEW) Flugzeug in Linköping enthüllt, nun landete das Frühwarn- und Führungsflugzeug während des Besuchs des schwedischen Verteidigungsministers Pål Jonson auf dem polnischen Marineflugplatz Gdynia.

Das Flugzeug mit der Nummer 3401 wird voraussichtlich bereits in den kommenden Wochen mit der Operation der für Polen neuen Fähigkeit über der Ostsee (nach dem NATO-Beitritt von Schweden und Finnland nun auch oft als „NATO-Meer” bezeichnet) und an der Ostflanke des Bündnisses beginnen. Es wird für diese Patrouillen gemeinsam von der polnischen Luftwaffe und der Marineluftfahrt der Flotte eingesetzt. Auf der Nase der Maschine ist bereits prominent das Emblem der Gdynia Naval Aviation Brigade präsent.

@Saab
Polen hat bei Saab insgesamt zwei 340 AEW-Plattformen bestellt, die erste Maschine wurde nun übergeben.

Aus der Wüste an die Ostsee
Die beiden Maschinen sind Teil eines Vertrags, der im Juli 2023 zwischen der politischen Regierung und Saab unterzeichnet wurde (siehe Video unten). Sie sind zuvor zehn Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten geflogen, welche seit 2015 auf (inzwischen) fünf Stück des weit leistungsfähigeren Multi-Role AEW&C Musters Global Eye (auf Basis des Global-6000) umsteigen und im Zuge dessen die beiden Turboprop-Plattformen an den Hersteller retournierten.

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2010 gingen die beiden 2009 um rund 135 Millionen Euro (1,5 Milliarden Schwedische Kronen) bestellten Zellen (UAE-AF 1331 und 1332) an Abu Dhabi, am 19. Dezember 2020 kehrten sie über Wejh (Saudi-Arabien) und Larnaca (Zypern) ins Saab-Werk in Linköping zurück. Die Schweden führten anschließend im Rahmen des erst im Juli 2023 bestellten polnischen Pakets um rund 50 Millionen Euro Überholungen an beiden Flugzeugen und der Radarausrüstung durch und stellte sie wie oben erwähnt – in Rekordzeit – bereits am 29. September 2023 offiziell den polnischen Vertretern und Medien vor.

 

@Georg Mader
Ursprünglich wurden die beiden polnischen Plattformen bereits 2010 ausgeliefert und bis 2020 von der Luftwaffe der Vereinigten Arabischen Emirate betrieben. Anschließend erfolgte eine Überholung und Adaptierung der Maschinen für die Bedürfnisse der polnischen Armee.

Trotz des „Zweitbesitzes” verfügen die kleinsten AEW Saab 340B über eine moderne Ausstattung an Radioelektronik, insbesondere das von Ericsson entwickelte PS-890 Erieye AFAR (Active Phased Array Antenna). Es bietet eine Abdeckung von 300 Grad, eine instrumentelle Reichweite von 450 Kilometer und einen Einsatzbereich von 350 Kilometer, auch unter Bedingungen gegnerischer elektronischer (Stör)Kriegsführung. Das Herzstück wurde auf einer modernen Elementbasis mit Galliumnitrid-Modulen (GaN) von Saab entwickelt und verbessert gegenüber früheren Lösungen den Erfassungsbereich gegenüber sogenannten „unkooperativen Luftzielen” um 70 Prozent, inklusive der Identifizierung von Marschflugkörpern. Es können aber auch Oberflächenziele erfasst und erkannt werden.

@Försvarsmakten
Innenansicht: So sehen die Arbeitsplätze in den 340 AEW-Maschinen aus.

Markterfolg Erieye
Das erste Erieye-Überwachungssystem wurde auf der Saab 340-Flugzeugplattform an die schwedische Luftwaffe geliefert, diese hat inzwischen aber selbst zwei Global Eye bestellt. Das System wurde gemeinsam mit Gripen C/D auch nach Thailand verkauft. Es wurde auch am Embraer-145-Jet installiert und ist damit in Brasilien (im November wurde die fünfte Maschine übergeben), Mexiko und Griechenland im Einsatz. Auf dem größeren Turboprop Saab-2000 wurde erst Anfang des Jahres ein weiteres Exemplar (via Athen) nach Pakistan geliefert (siehe Video unten), acht weitere sind dort bereits – orientiert gegen Indien – seit Ende 2009 im Einsatz. Dafür wird nach nur zehn Jahren das chinesische AWACS-System ZDK03 Karakoram Eagle (Disc-Antenne) auf Basis der viermotorigen Turboprop Y-8 ausgeschieden.

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Ein weiteres System wird – unbestätigt von Saab – seit 2014 in Saudi-Arabien betrieben. Auf der kürzlich abgehaltenen Singapur-Airshow wurde zudem kolportiert, dass Manila und Stockholm Verhandlungen über den möglichen Erwerb einer Flotte von 18 Gripen für die philippinische Luftwaffe aufgenommen haben. Auch hier dürften schwedische Frühwarnflugzeuge Teil des Pakets werden.

@Archiv
Das Erieye-Radar ermöglicht die frühzeitige Erkennung und Identifizierung potenzieller Bedrohungen wie Kampfjets und Raketen, aber auch von Schiffs- und Bodenzielen.

Die Zusammenarbeit zwischen Saab und Polen ist übrigens nicht nur auf das Frühwarnsystem beschränkt. Erst Anfang März hat der schwedische Rüstungshersteller mit dem Verteidigungsministeriums in Warschau einen Vertrag über die Lieferung von neuen Carl-Gustaf M4-Panzerabwehrwaffen im Wert von mehr als 1,1 Milliarden Euro unterzeichnet. Laut dem neuen polnischen Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz handelt es sich dabei um mehrere tausend Waffensysteme mit mehreren Hunderttausend Schuss Munition.

Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um Saab.

Quelle@Saab, Georg Mader, Försvarsmakten