Die polnischen Landstreitkräfte haben am 31. Oktober ihre ersten beiden von insgesamt 32 bestellen AW149-Hubschrauber des italienischen Herstellers Leonardo während einer Zeremonie bei der 25. Luftkavallerie-Brigade in Tomaszów Mazowiecki in Dienst gestellt, nur 15 Monate nach Vertragsunterzeichnung.

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Die Übergabe der ersten AW149 fand in Tomaszów Mazowiecki statt.

Wohl ähnliche Außenlast-Konfigurationen
Der AW149 ist ein etwas größeres Modell als der in Italien und beim Bundesheer in Einführung befindliche AW169. An den nun an die polnischen Streitkräfte ausgelieferten Maschinen zeigt sich – und zwar bereits in deren Erstausstattung – eine Ausrüstung mit Waffen(trägern), Sensoren und Selbstschutz, wie sie wohl so ähnlich auch an Österreichs MA-Version des „169er” zu erwarten ist. Allerdings ist hierzulande vorerst nur an vier Sets gedacht, diese werden voraussichtlich ab 2026 zulaufen. Schon jetzt wurde ganz aktuell das Leistungsspektrum des AW169 auf 5.100 Kilogramm Bruttogewicht (IGW) erhöht.

Wie bei der Übergabe der größeren „149er” betont, ermöglicht die Konfiguration der neuen polnischen Militärhubschrauber auch robustere Kampfunterstützungseinsätze. Dafür umfasst die Konfiguration unter anderem Beobachtungs-Sensorsysteme, Rohrwaffen, bis pro Behälter sieben ungelenkte wie gelenkte AWPKS-Flugkörper sowie Selbstverteidigungssysteme. Die nötige Bewaffnung ist als Doorguns in beziehungsweise außen oben an der Kabine eingebaut und an den äußeren Abstrebpunkten des Helikopters befestigt und kann – der Waffenrechner verbleibt natürlich in der Maschine – in kurzer Zeit an- oder abgebaut werden.

Der vertragliche Lieferumfang umfasst einen Erstvorrat an Ersatz- und Verbrauchsteilen sowie Ausrüstung für die Bodenabfertigung der Hubschrauber. Das Trainings- und Simulatorpaket beinhaltet eine umfassende Schulung von Piloten und technischem Personal sowie die Lieferung einer Reihe moderner Simulatoren und Trainingsausrüstung.

@Polish MoD
Potente Ausstattung: Die polnischen Helikopter kommen mit einer umfangreichen Bewaffnung daher.

Abstützung im Land
Eine wichtige Rolle in derartigen Großbeschaffungen im Sinne nationaler Wertschöpfung spielt – so vorhanden – eine entsprechende nationale Industrie. Polen hat eine solche, zum Beispiel in Form der mehr als 90 Jahre alten Firma PZL-Świdnik. Naheliegend, dass sich (auch) das „149er”-Programm auf der dortigen Produktion abstützt. Jener lokale Auftragnehmer – er befindet sich übrigens vollständig im Besitz von Leonardo – übernimmt auch die Integration der Systeme und der Bewaffnung des Hubschraubers. So erhalten die polnischen Heeresflieger nicht nur hochmoderne Hubschrauber, sondern auch eine im Land befindliche Logistikbasis und technische Einrichtungen in der Nähe der polnischen Landstreitkräfte. PZL-Świdnik – vielleicht erinnern sich Leser oder passionierte Modellbauer an die rund 200 Jäger PZL P.11c mit Möweflügel, die 1939 im ersten Monat des deutsch-russischen Überfalls bei 114 eigenen Verlusten 126 deutsche Maschinen abschossen – ist seit vielen Jahrzehnten Auftragnehmer und lokaler Industriepartner der polnischen Streitkräfte. Das Unternehmen wird auch Supportleistungen für diese Hubschrauber erbringen, oder Modernisierung entsprechend den zukünftigen Bedürfnissen der Armee.

@Georg Mader
Die PZL P.11c bewährte sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs im Kampf gegen die deutschen Angreifer.

Jacek Libucha, Präsident von PZL-Świdnik, sagte am 31. Oktober: „Die Fähigkeiten des AW149 werden dem Land beispiellose Vorteile bringen. Mit umfassenden Fähigkeiten in Hubschrauberdesign, Entwicklung, Anpassung und Wartung bestätigt PZL-Świdnik erneut seine Führungsrolle und die Fortsetzung seiner langen und traditionsreichen Geschichte durch die Festlegung wichtiger Meilensteine für die polnische Luftfahrtindustrie. Als ehemaliger Militäroffizier mit Erfahrung im Land und durch internationale Missionen habe ich ein noch größeres Gespür der Erfüllung meiner Pflichten als Leiter von PZL-Świdnik. Ich bin überzeugt, dass der AW149 den Streitkräften gerecht wird.”

Auslandseinsätze des Bundesheeres verlängert

Zur Serie AW149
Der AW149 (Zivilversion AW189) flog erstmals 2009 und ist – neben nun Polen – bereits in Ägypten (24 Stück) und Thailand (6) für eine Reihe von Anwendungen im Einsatz und wird laut Leonardo derzeit in verschiedenen Ländern evaluiert. Die Türkei war eines davon, entschied sich dann aber für S-70i. Der AW149 ist auch einer der Kandidaten für das britische New Medium Helicopter Programm, welches die Puma-Hubschrauber der RAF ersetzen soll. Der Typ sei „ideal zur Modernisierung von Verteidigungshubschrauberflotten und zum Ersatz einer Reihe von älteren Typen der mittleren Gewichtsklasse”, heißt es von Leonardo. Als Mehrzweck-Militärhubschrauber der neuesten Generation sei er von Anfang an darauf ausgelegt, den anspruchsvollsten Anforderungen der Streitkräfte gerecht zu werden. Die Plattform könne zudem stets neu konfiguriert werden, um eine Vielzahl anspruchsvoller Aufgaben unter härtesten Einsatzbedingungen zu erfüllen.

Leonardo weiter: „Die fortschrittliche Ausrüstung, Waffen- und Systemtechnologie, kombiniert mit seiner Agilität, Reichweite, Ausdauer und hohen Leistungsreserven ein Höchstmaß an Sicherheit und Überlebensfähigkeit und Verteidigungsnutzern zudem hohe Betriebsverfügbarkeit, Einsatzeffektivität und Kosteneffizienz.”

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über@Georg Mader, Polish MoD