Wie der italienische Hersteller Leonardo mitteilt, wurde kürzlich das zertifizierbare Leistungslimit des Hubschraubermusters AW169 für die – auch in Österreich beim Bundesheer in Einführung befindliche – Ausführung mit Kufengestell auf 5.100 Kilogramm Bruttogewicht (IGW) beziehungsweise elf mögliche Sitze erhöht. Damit werde man „den sich wandelnden Anforderungen des militärischen und zivilen Marktes gerecht”, wie es in der Aussendung heißt, und böte „Leistung und Fähigkeiten höherer Gewichtsklassen, bei niedrigeren Kosten”.

@Georg Mader
Blick ins Cockpit eines AW169B.

Die entwickelten Verbesserungen und Kits nutzen das inhärente Wachstumspotenzial des Drehflügler-Modells. Im Detail wird erklärt, dass die 11-Sitzer-Konfiguration und – ab 2026 – ein modularer Kraftstofftank nun höhere Anforderungen erfüllen, insbesondere in Bezug auf Nutzlast, Reichweite und Einhaltung neuester Standards. Zwar ursprünglich für die Erfüllung von Regierungs- und Verteidigungsanforderungen für Missionen wie Truppentransporte und Kampfunterstützungseinsätze konzipiert, entspricht das erweiterte Leistungsspektrum auch den sich entwickelnden Anforderungen des Marktes für den zivilen und öffentlichen Dienst, beispielsweise nach dem neuesten IOGP (International Association of Oil & Gas Producers) Standard 690, einer Vereinigung der Offshore-(Bohrinsel)-Produzenten.

@Georg Mader
Aufseheneregender Auftritt: Für die Informations- und Leistungsschau des Bundesheeres in Wien landete ein AW169 des Bundesheeres am Heldenplatz.

Ab nächstem Jahr zertifizierbar
Schlüsselfaktoren für die Leistungserweiterung des leichten Mehrzweckhubschraubers AW169 – dafür ist ausdrücklich keine Änderungen am Design kritischer Komponenten notwendig – sind die Leistungssteigerungspakete, die eine höhere Motor- und Getriebeleistung sowie eine verbesserte Aerodynamik unter allen Bedingungen und für alle Anwendungen liefern. Im Vergleich zum standardmäßigen maximalen Abfluggewicht von 4.800 Kilogramm ermöglichen die zusätzlichen 300 Kilogramm, die mit dem 5.100 Kilogramm IGW-Kit erhältlich sind, die Mitnahme von drei weiteren Passagieren oder zusätzlichem Treibstoff für etwa eine weitere Stunde Betrieb.

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Alle bestehenden oder momentan einführenden Betreiber der Version des Typs (mit Kufen) können diese IGW-Konfiguration nachrüsten und ab 2024 zertifizieren lassen. Damit bieten die Helikopter in Hinkunft Fähigkeiten, die typischerweise nur mit Mustern der mittleren Gewichtsklasse mit einem Höchstabfluggewicht (MTOW) von mehr als 5,5 Tonnen erreichbar sind, aber bei geringen Betriebskosten und – im Vergleich zu älteren Hubschraubern – den neuesten Sicherheitsstandards. Betont wird auch die im Vergleich größere Nachhaltigkeit, unter anderem dank eines effizienteren Triebwerks, fortschrittlicher Navigation und eines modernen Support- und Wartungsansatzes. Diese neuesten operativen Fähigkeiten ergänzen die EASA-Zertifizierungen (Europäische Agentur für Flugsicherheit) und die IFR-, Einzelpiloten- und SAR-Modi (Advanced Search and Rescue), die beide Ende 2022 erreicht wurden.

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Ursprünglich war der AW169 für acht Passagiere zugelassen, nun kann das Modell für bis zu elf Personen zertifiziert werden.

Laut Heeresquellen war die Planung und Vorarbeit des Herstellers für die nun veröffentlichte Leistungssteigerung bereits bekannt und sogar Teil der diesen Typ betreffenden Überlegungen. Dies hätte speziell für die anfänglich auch für die Flugpolizei angedachten Maschinen gegolten, tut es auf jeden Fall aber auch für die – als HU-169 auch bei den italienischen Heeresfliegern – kommenden MA-Versionen.

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Neuer österreichisch-italienischer Patch zum UH-169 (Typenbezeichnung des AW169 in den italienischen Luftstreitkräften).

Insgesamt sind aktuell mehr als 320 zivile und militärische AW169 bestellt, von denen bislang rund 170 Einheiten von der Endmontagelinie in Vergiate an Betreiber in mehr als 30 Ländern ausgeliefert wurden. Die globale Flotte hat mehr als 170.000 Flugstunden in allen Arten von Operationen und Bedingungen absolviert, davon hat der schwedische Spitzenreiter 3.700 Flugstunden im EMS-Betrieb überschritten.

Das Bundesheer hat sich bekanntlich zunächst für den Kauf von 18 Maschinen entschieden, Ende des vergangenen Jahres dann zudem eine Option zum Ankauf von 18 weiteren Maschinen gezogen. Der erste Helikopter wurde im Dezember 2022 an das Bundesheer übergeben, kürzlich erhielten die rot-weiß-roten Streitkräfte bereits die fünfte Maschine.

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Quelle@Georg Mader