Auch vor dem Bundesheer macht der in ganz Europa bestehende Ärztemangel nicht halt. Wir haben mit Oberstarzt Andreas Kaltenbacher, dem stellvertretenden Heeressanitätschef, über die aktuelle Situation und geplante Gegenmaßnahmen gesprochen.

Herr Kaltenbacher, wie groß ist der Bedarf beim Heer im medizinischen Bereich?
Im Bereich des militärischen Gesundheitswesens, das neben der Medizin auch das militärische Veterinär- und Pharmaziewesen sowie die klinische Psychologie umfasst, besteht Nachholbedarf. Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass die medizinische Versorgung der Soldaten und der Zivilbevölkerung ein starkes und leistungsfähiges militärisches Gesundheitswesen benötigt. Um hier auch in Österreich wieder leistungsfähig zu werden, brauchen wir Gerät, Ausstattung, Infrastruktur und vor allem Personal.

Mit welchen Maßnahmen wird diesem Bedarf nun begegnet?
Es erfolgen nicht nur Planungen, sondern auch laufend Beschaffungen. Das Ressort hat neben Personalwerbungsmaßnahmen auch mit dem Programm „Militärmedizinstudent” reagiert. Wir wollen auch mit neuen Vertragsmodellen und flexiblen Lösungen für Militär­ärzte attraktiver für Interessenten werden. Aber auch im Bereich der Sanitäter und der Gesundheits- und Krankenpflege haben wir ständigen Bedarf. Auch hier werden neue Laufbahnen ausgeplant, die zu einer Attraktivitätssteigerung beitragen sollen. Wir erarbeiten zudem Lösungen, um auch für den gehobenen medizinisch-technischen Dienst, das sind zum Beispiel Radiologietechnologen und biomedizinische Analytiker, attraktiver zu werden.

„Wir wollen auch mit neuen Vertragsmodellen und flexiblen Lösungen für Militär­ärzte attraktiver für Interessenten werden.“

Oberstarzt Andreas Kaltenbacher

Und wie sieht es beim Bereich Ausrüstung und Ausstattung aus?
Da muss eine laufende Adaptierung an die neuesten Entwicklungen erfolgen. Mit den durch die Frau Bundesminister erreichten zusätzlichen Mitteln erwarten wir eine deutliche Verbesserung. So sind zum Beispiel die Beschaffungen von zusätzlichen geschützten und gehärteten Patiententransportmitteln bereits in der konkreten Planung. In den Militärkrankenanstalten werden laufend Verbesserungen durchgeführt und der Neubau der Krankenanstalt in Innsbruck ist ebenfalls ein Meilenstein.

Wie lange wird es dauern, bis die Maßnahmen greifen?
Natürlich können die Ziele nicht innerhalb weniger Monate erreicht werden. Es geht neben den Sofortmaßnahmen daher auch um Mittelfristplanungen, die das Bundesheer für seine Aufgaben vorbereiten sollen, um die Ziele schrittweise zu erreichen.

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Was unterscheidet die Ausbildung zum Militärarzt/-ärztin vom üblichen Medizinstudium?
Alle im militärischen Gesundheitswesen tätigen fachdienstlichen Berufsgruppen besitzen die vollwertigen zivilen Ausbildungen. Daher unterscheidet sich das Studium nicht vom üblichen Medizinstudium. Zusätzlich müssen aber natürlich auch militärische Ausbildungen absolviert werden. Im ärztlichen Bereich können Spezialisierungen angeboten werden, wie etwa tropenmedizinische Vertiefungen oder fliegermedizinische Ausbildungen. Im Rahmen von Auslandseinsätzen können Erfahrungen im internationalen Umfeld gewonnen und die Versorgung von Patienten in einem ungewohnten Umfeld durchgeführt werden. Auch individuelle Wünsche für Spezialisierungen werden zum Teil erfüllt. Ein Anreiz sind auch die vielfältigen Möglichkeiten, als Arzt im Ressort eingesetzt zu werden – etwa in Stellungskommissionen, in Militärkrankenanstalten, beim Jagdkommando oder in Funktionen in Stäben und der Führung.

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