Vor wenigen Tagen hat das britische Verteidigungsministerium seinen Plan zur Demontage von Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeugen der Tranche-1 bestätigt und damit Diskussionen mit Blick auf deren Weiterverwendung oder gar einem möglichen Upgrade eine Absage erteilt. Durch diese Entscheidung wird die Gesamtzahl der Typhoon-Flugzeuge innerhalb der Royal Air Force (RAF) auf 107 reduziert – 67 Jets der Tranche-2 und 40 Jets der Tranche-3.

Diese Ankündigung erfolgte als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Clive Lewis, Labour-Abgeordneter für Norwich South, der um Klärung des aktuellen Status der Tranche-1-Flugzeuge und eine mögliche Abgabe der Maschinen an die Ukraine für ihren Verteidigungskampf gegen Russland einreichte. James Cartlidge, für Beschaffungen zuständiger Staatsminister des Verteidigungsministeriums, antwortete darauf, dass seit Februar 2022 kein Typhoon der Tranche-1 ausgemustert oder gar an die Ukraine gespendet wurde.

@Archiv
James Caltridge ist Staatsminister für Beschaffungen im britischen Verteidigungsministerium.

James Cartlidge im Detail
„Die Tranche-1/FGR4-Flotte wird einem ‚Reduce-to-Produce’-Programm unterzogen, um brauchbare Teilen zu generieren und damit zum Ersatzteilbestand der restlichen aktiven Typhoon-Flotte der RAF beizutragen”, so Cartlidge. „Im Rahmen der aktuellen Strategie sollen 26 Typhoon Tranche-1-Flugzeuge ihren Dienst am 31. März 2025 beenden, vier werden bis 2027 weiterfliegen.”

Die Absicht des Ministeriums (-> Bericht des britischen Fachmediums aerotime.aero) löste Bedenken bezüglich einer stückzahlbedingten Fähigkeitslücke in der Verteidigungsfähigkeit des Landes insbesondere innerhalb des Verteidigungsausschusses aus. So stellte der Abgeordnete Mark Francois in einer Rede vor dem Verteidigungsausschuss die Logik hinter der Ausmusterung der Maschinen in Frage und schlug vor, zumindest einige von ihnen in eine Kriegsreserve zu stellen. Und bereits im vergangenen September hatte eine prominente Gruppe britischer Parlamentsabgeordneter eine Studie präsentiert, in der vorgeschlagen wurde, die Tranche-1 Typhoon einzumotten und nicht zu verschrotten.

Generalmajor Dorfer und Brigadier Promberger bestätigt

Die Untersuchung kritisierte die Entscheidung, das Ausmusterungsdatum der Jets auf 2025 vorzuverlegen, und hob das Fehlen einer Reserve innerhalb der RAF hervor. Die Abgeordneten argumentierten, dass die Flugzeuge nicht obsolet wären, sondern dass sie aufgerüstet werden könnten. Immerhin würden die Maschinen nach nur 42 Prozent ihrer Lebensdauer beziehungsweise nach insgesamt „nur” 2.545 Flugstunden ausgeschieden. Die RAF versicherte allerdings, dass der schrittweise Abzug der Typhoon aus dem Flugdienst keine operativen Herausforderungen mit sich bringen werde.

@RAF/Crown
Im Zuge der Ausphasung der Tranche-1 Jets wird die britische Eurofighter-Flotte auf 107 Maschinen reduziert.

Zu kompliziert für die Ukraine
Zu Beginn des vergangenen Jahres deuteten Berichte noch darauf hin, dass das Vereinigte Königreich seine frühen Eurofighter an die Ukraine liefern könnte, die mit westlichen Flugzeugmustern den russischen Streitkräften besser Wiederstand leisten möchte. Logistische Herausforderungen und Diskussionen über einen Betrieb in einem kriegführenden Land führten jedoch dazu, dass man die Idee wieder erwarf, eine Entscheidung die von Staatsminister Cartlidge nun nochmals bekräftigt wurde. Auch das Royal United Services Institute (RUSI) mit seinem Aerospace-Analysten Justin Bronk wies im Fall einer möglichen Übergabe auf mehrere schwierig zu lösende Schlüsselfaktoren hin. Dazu gehören etwa die Inkompatibilität der Tranche-1 mit dem Meteor-BVR-Flugkörper und die Notwendigkeit einer US-Genehmigung für den Export der nun nur mehr erhältlichen AIM-120C8/D. Darüber hinaus wären die Luft-Boden-Fähigkeiten des frühen Typhoon auf Paveway-II-Bomben und Litening-III-Zielbeleuchter beschränkt, was die Maschinen über den ukrainischen Frontlinien weniger effektiv machen würde. Dazu kämen – aber das gilt für die nun anstehenden Lieferungen von F-16-Kampfjets mindestens ebenso – die fremdkörperrelevanten (FOD) niedrigen Lufteinläufe des Typhoon, die vor allem mit Blick auf die wohl oft zu wechselnden ukrainischen Behelfsbasen ein Problem werden könnten.

@Eurofighter/Lee
Keine Abgabe an die Ukraine: Ihre alten Eurofighter wären für Kiew nur eingeschränkt einsetzbar, so das britische Verteidigungsministerium.

Hilfe für Österreich?
Militär Aktuell hatte im vergangenen Jahr Kontakt zu einem Referenten des britischen Verteidigungsministeriums für sogenannte „Excessive Defence Articles”. Dabei ging es auch um Tranche-1-Teile beziehungsweise das britische TyTAN-Logistikprogramm. Seitens relevanter Ebene im Bundesheer wird dazu nur gesagt, man sei „mit allen Eurofighter Core Nations im Gespräch”. Zuständig für alle diese Überlegungen ist – da es um den Betrieb der Maschinen geht – der Materialstab-Luft (MSL).

Hier geht es zu weiteren Eurofighter-Meldungen.

Quelle@Georg Mader, Eurofighter/Lee, RAF/Crown