Madrid hat nun nach längeren Spekulationen über den Kauf neuer Kampfflugzeuge für seine Luftwaffe den Erwerb von 20 neuen Eurofighter Typhoons sowie ein Mid-Life-Upgrade (MLU) für einen Teil seiner bestehenden Flotte im Rahmen des Projekts „Halcon” genehmigt.
Der Schritt, der am 14. Dezember im Rahmen einer Reihe anderer Regierungsgenehmigungen angekündigt wurde, ebnet den Weg für die Unterzeichnung eines Vertrags mit Airbus Defence & Space für die Eurofighter der Tranche 4, in erster Linie gedacht als Ersatz für die in Gando auf den Kanarischen Inseln stationierten Boeing EF-18 Hornets der spanischen Luftwaffe (Ejército del Aire, kurz EdA) ab 2025. Jene sind noch F/A-18A/B und die ältesten Hornets in Europa. „Halcon” beinhaltet übrigens auch bereits eine geplante MLU für die spanischen Tranche 3-Flugzeuge.
„Wir sind dankbar für die starke Unterstützung Spaniens für das Eurofighter-Programm und freuen uns darauf, in Kürze den ,Halcon’-Vertrag zu unterzeichnen, der die spanische Luftwaffe auf die nächste technologische Stufe bringt”, so Michael Schöllhorn, CEO von Airbus Defense & Space. Es war dieser übrigens ein Vorschlag des Unternehmens, mit dem man 2020 an Madrid herangetreten war.
Modernste Version
Die 20 Maschinen werden die modernsten und leistungsfähigsten Jäger der EdA und – bis zu den 38 deutschen des ebenfalls gesicherten Projekts „Quadriga” – die modernsten Typhoon überhaupt sein, da sie mit einem AESA-Radar, genauer dem E-Scan oder dem European Common Radar System Mk.1 (ECRS Mk.1) ausgestattet sein werden (entwickelt auf der Grundlage des ECRS Mk.0 der kürzlich zur Auslieferung gelangten kuwaitischen Eurofighter). Im Rahmen dieses Programms hatte die spanische Luftwaffe übrigens spezifische Fähigkeiten angefordert, um von den Kanarischen Inseln aus zu operieren. Das beinhaltet die vollständige Anti-Schiffs-Fähigkeit sowie die obligatorische Korrosionsschutzbehandlung gegen salzige Luft, erforderlich für alle Flugzeuge die regelmäßig über See fliegen.
Dann doch keine F-35?
Nach den Entscheidungen der Schweiz und Finnlands für den F-35 und die 5. Generation ist Spaniens Entscheid für die verbesserte Long Term Evolution (LTE)-Variante des Eurofighter ein – wenn auch im Vergleich kleines – Trostpflaster für die Europäische Industrie. Die hatte übrigens für den Eurofighter bislang nur Österreich als einzigen europäischen Exportkunden, und auch in Spanien war der Entscheid bis zuletzt nicht ganz sicher. Denn das spanische Verteidigungsministerium hat schon seit geraumer Zeit versucht, seine alternden und bezüglich Avionik sowie Sensorik veralteten F-18- und AV-8B Harrier II zu ersetzen, und hat auch den F-35 sorgfältig geprüft und dafür auch an die USA Informationsanfragen (RFIs) gerichtet.
Nun hat der Entscheid Lockheed-Martins durchaus als „aggressiv” beschriebenen Anstrengungen vorerst mal ein Ende gesetzt. Oder doch nicht ganz? Es bleibt nämlich vorerst weiterhin offen, womit die zwölf erwähnten AV-8B Harrier auf dem (seit 2010) neuen spanischen amphibischen Landungsschiff „Juan Carlos I” mit seinem entsprechenden „Ski Jump”-Bug (der echte Flugzeugträger „Príncipe de Asturias” aus 1988 wurde 2017 verschrottet) ersetzt werden soll. Da bietet sich nur die STOVL-Version F-35B des JSF an – „navalisierten” Eurofighter gibt es keinen. Aber für den mittelfristigen Moment ist der US-Stealth-Jet in Spanien mal zumindest zurückgestellt – übrigens scheinbar nach US-Zeitungsberichten auch seitens der Vereinigten Arabischen Emirate, die den USA jüngst brieflich mitteilten, dass sie die auf China bezogenen Bedingungen für 50 Stück F-35 der Biden-Administration nicht akzeptieren können und wollen. Diese Ankündigung könnte aber auch nur ein Druckmittel sein, wollen tun sie – so UAE-AF Kommandant Al Alawi – den F-35 trotz der neulich vereinbarten 80 Rafále immer noch (siehe Bericht).
Und dann ist da auch noch das (zu) spät, aber doch, langsam in die Gänge kommende französisch-deutsche FCAS-Projekt der 6. Generation, dem Spanien später beigetreten ist. Speziell Frankreich hat schon Ursula von der Leyen als deutscher Verteidigungsministerin klar verdeutlicht, dass F-35-Ideen sich mit dem FCAS-Projekt gar nicht vertragen. Das als Eurofighter-Erbe vorgesehene FCAS wird derweil – selbst nach optimistischster Prognose – erst in den späten 2030er-Jahren einsatzfähig sein und neben vagen Andeutungen Dassaults bezüglich einer Trägerversion für deren Aeronavale gibt es keine Bestrebungen, aus dem Kernstück des künftigen Luftkampfsystems auch eine STOVL-Variante abzuleiten.
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