Die Salzburger Pioniere sind Spezialisten im Errichten von Brücken, Wegen, Straßen und im Feldlagerbau. Als Pionierbataillon der Gebirgsbrigade verstehen sie sich zudem auf Pionierunterstützung im alpinen Gelände. Ein Besuch in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg.
Wenn man mit Oberstleutnant Klaus Rosenkranz über das Areal der Schwarzenberg-Kaserne marschiert, erlebt man einen ruhigen und zufriedenen Kommandanten, dem anzusehen ist, wie stolz er auf seine Salzburger Pioniere ist. „Die Spezialisierung und das Aufgabenspektrum sind vielseitig”, sagt er und verweist auf den umfangreichen Fuhrpark seines Verbandes. Von Hubladern über Grader bis hin zu mobilen Kränen, Baggern, Schwerlasttransportern sowie Arbeits- und Transportbooten verfügt das Pionierbataillon 2 über Dutzende unterschiedliche Bau- und Spezialfahrzeuge. „Dazu kommt das unglaubliche Know-how und die große Erfahrung unserer Soldatinnen und Soldaten”, sagt Rosenkranz, der seit 2001 in verschiedenen Funktionen im Verband ist und im vergangenen Sommer die Nachfolge von Oberst des Generalstabsdienstes Thomas Bauer als Kommandant antrat. Im Sold des Bataillons stehen Elektriker ebenso wie Tischler, Maurer, Mechaniker, Zimmerer, Klimatechniker, Metallfacharbeiter und viele andere gut ausgebildete Spezialisten.
Das originäre Aufgabenfeld der Pioniere ist die Kampfunterstützung der Truppe. Sie sorgen also dafür, dass die Kampfverbände im Einsatz beweglich bleiben und gut versorgt werden können, etwa durch die Errichtung von Straßen, Wegen und Brücken. Aufgabe der Pioniere ist es aber auch, die Bewegungen des Gegners durch das Errichten von Sperren einzuschränken, beispielsweise durch das Verlegen von Minenfeldern und Panzergräben oder die Zerstörung strategisch wichtiger Infrastruktur wie Bahnlinien. Zudem errichten die Pioniere bei Bedarf Stellungen und bauen diese aus, sie kommen bei der Kampfmittelabwehr und im Katastrophenschutz zum Einsatz. Im Unterschied zu den beiden anderen Pionierbataillonen des Bundesheeres sind die Salzburger Pioniere – als Teil der 6. Gebirgsbrigade – auf Unterstützungsleistungen im Gebirge spezialisiert. Dafür steht besonderes Gerät zur Verfügung: Einzigartig im Bundesheer sind beispielsweise die zwei Materialseilbahnen, die vor allem der Versorgung der im Gebirge eingesetzten Truppe dienen und mit denen Lasten von bis zu fünf Tonnen über Distanzen von rund zwei Kilometer transportiert werden können, wie Oberstleutnant Rosenkranz erklärt. Daneben besitzt das Bataillon auch verschiedene, im unwegsamen und steilen Gelände bewegliche Pioniermaschinen und Transportfahrzeuge. Dazu zählen etwa Schreitbagger und die ab 2016 eingeführten Polaris-Quads.
Das zweite große Alleinstellungsmerkmal der Salzburger Pioniere innerhalb der rot-weiß-roten Streitkräfte ist der Feldlagerbau. „Dabei können wir von der Notunterkunft für kurze Zeit bis zum großen Camp mit eigener Energie- und Sanitärversorgung für lange Einsätze praktisch alles abdecken”, sagt Oberstleutnant Rosenkranz, der sich im Gespräch mit Militär Aktuell gegen den Ausdruck „Improvisation” verwahrt. „Wir improvisieren niemals, das würde bedeuten, dass wir Kompromisse eingehen”, sagt er. „Abhängig von Situation, Ort, Wetter und Zeit sowie den zur Verfügung stehenden Ressourcen setzen wir aber immer die beste leistbare Alternative um – ohne Kompromisse!”
Die Container mit den Elementen für den Feldlagerbau – Unterkunfts- und Werkstattzelte, Küchensysteme, Müllverbrennungs- und Kläranlagen, Dusch- sowie Sanitärausstattung, Blitzschutz-, Erste-Hilfe- sowie Brandschutzgeräte und vieles mehr – lagern in einer kürzlich errichteten Halle in unmittelbarer Nähe des Gleisanschlusses im nördlichen Teil der Schwarzenberg-Kaserne. Dazu gehört auch das Feldlagersystem COLPRO („Collective Protection”), das vom Pionierbataillon 2 für Einsätze des Bundesheeres im In- und Ausland bereitgehalten und betrieben wird. Die Manipulation erfolgt mittels Krananlage und eines 55 Tonnen-Staplers. „Zweck der Halle ist es, dass die Container im Sommer nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sind”, sagt Rosenkranz. „Dann entwickelt sich im Inneren der Container starke Hitze, nachts kühlen sie wieder ab. Das belastet das Material und durch die Temperaturschwankungen kann Feuchtigkeit entstehen.” Momentan ist die für bis zu 270 Container ausgelegte Lagerfläche nur zu rund einem Drittel gefüllt. „Der Rest steht draußen, weil wir noch mitten in der Nachbearbeitung der Großübung EURAD 2019 im vergangenen Spätherbst sind.” Dabei stellten die Salzburger Pioniere sämtliche benötigten Feldlagerkomponenten, nun gilt es diese penibel zu reinigen, zu überprüfen und bis zu ihrer nächsten Verwendung einzulagern. „Der Aufwand dafür ist gewaltig”, sagt Rosenkranz, „und wird uns bis zur Kalenderwoche 26 beschäftigen.”
Als wir vor die Halle treten, röhrt in unmittelbarer Nähe der 285 PS starke 5,9 Liter-Sechszylinder-Motor eines Hägglunds BvS10AUT auf. „Wir verantworten den gesamten Roll-out für das Bundesheer”, erklärt Rosenkranz, dessen Bataillon mit acht Stück des Geländefahrzeugs verstärkt werden soll. Insgesamt wurden 32 Fahrzeuge des Typs mit einem Volumen von rund 85 Millionen Euro beschafft. In den Hallen des Pionierbataillons 2 werden die Fahrzeuge nun überprüft, Zubehörsätze gebildet und viele weitere Vorarbeiten für die Einführung getroffen. Teilweise werden die Fahrzeuge sogar umgebaut, wie Stabswachtmeister Franjo Ljubic, Zugskommandant-Stellvertreter in der Kampfunterstützungskompanie des Pionierbataillons 2 im Interview mit Militär Aktuell, erklärt. „Wir adaptieren das Fahrzeug speziell für den Einsatz bei uns im Pionierbataillon.”
Einige Meter weiter – auf der gegenüberliegenden Seite des Gleisanschlusses und damit am Ende unseres Rundgangs durch die Schwarzenberg-Kaserne – befindet sich ein kleines, aber feines Übungsgelände. Dort lässt sich der Auf- und Abbau der Pionierbrücke 2000 und des Infanteriestegs trainieren, mithilfe einer auf einem Erdhügel errichteten Seilbahnstütze aber auch der Betrieb der Materialseilbahn. In unmittelbarer Nähe ist eine Anfang 2019 neu zugelaufene Liebherr-Planierraupe des Straßenbauzugs des Pionierbataillons gerade damit beschäftigt, ein Gelände für einen für das Heereslogistikzentrum Salzburg geplanten Hallenneubau einzuebnen. Mit lautem Getöse fährt der 19-Tonnen-Koloss vor und zurück, der Stahlschild der Baumaschine wird digital zentimetergenau ausgerichtet. Oberstleutnant Rosenkranz lächelt. Wie eingangs bereits erwähnt, verfügen die Salzburger Pioniere in Teilbereichen über modernstes Gerät zur Auftragserfüllung.
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