In etwas mehr als zehn Monaten geht am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg die „Airpower 2024” über die Bühne. Wir haben mit Projektleiter Brigadier Wolfgang Prieler über die Zielsetzungen für das Flugshow-Spektakel, das geplante Programm und Verbesserungen gegenüber der „Airpower 2022” gesprochen.

Herr Brigadier, lassen Sie uns am Beginn unseres Gesprächs einen Blick zurück auf die „Airpower 2022” (-> hier geht es zu den Highlights) werfen. Was hat Ihnen am besten gefallen?
Am schönsten war definitiv die reibungslose Organisation des Events und das gute Gefühl danach, es geschafft zu haben. Sehr beeindruckend waren aber auch die Darbietungen unserer Piloten und da speziell das Display unserer Eurofighter. Ich komme aus den Luftstreitkräften, trotzdem ist es immer wieder beeindruckend zu sehen, mit welcher Professionalität unsere Piloten ans Werk gehen – das sucht wohl weltweit seinesgleichen. Sehr stolz blicke ich außerdem auf die nachhaltige Ausrichtung der Veranstaltung zurück. Das wird oft weggewischt und als Greenwashing abgetan, aber wir haben uns dem Thema in aller Ernsthaftigkeit gestellt und in allen Bereichen Verbesserungen angestoßen. Da sprechen wir beispielsweise von der Elektrifizierung des gesamten Veranstaltungsgeländes, wodurch wir 80 Prozent des Diesels, der üblicherweise für die Stromerzeugung benötigt worden wäre, einsparen konnten. Wir haben beim Catering auf Regionalität gesetzt, das Plastikgeschirr durch verrottbares Besteck ersetzt und viele weitere Maßnahmen gesetzt, und am Ende des Tages tatsächlich eine klimaneutrale Veranstaltung (-> Bericht belegt die CO2-Reduktion) über die Bühne gebracht.

„Ich komme aus den Luftstreitkräften, trotzdem ist es immer wieder beeindruckend zu sehen, mit welcher Professionalität unsere Piloten ans Werk gehen – das sucht wohl weltweit seinesgleichen.“

Und was hat Ihnen gar nicht gefallen?
Da denke ich vor allem an die Verkehrssituation. Wir waren natürlich positiv überwältigt von den Menschenmassen, die den Weg hierher auf den Fliegerhorst Hinterstoisser gefunden haben. Das führte allerdings auch zu einer enormen Verkehrsbelastung, wobei die Anreise weniger ein Problem war, als die Abreise. Kurz vor Ende des Programms fand das Display der Frecce Tricolori statt, das haben noch die meisten Besucher abgewartet und sich dann mehr oder weniger gleichzeitig auf den Heimweg gemacht, was zu einem Verkehrskollaps geführt hat, den wir im kommenden Jahr unbedingt vermeiden wollen. Wir werden daher mit mehr als 300 Buslinien aus ganz Österreich direkt nach Zeltweg die Kapazität der öffentlichen Anreise deutlich erhöhen und den Bahnhof Zeltweg durch stärkere Nutzung der Bahnhöfe Judenburg und Knittelfeld mit gleichzeitigem und permanentem Bus-Shuttlebetrieb von beiden Bahnhöfen direkt in das Veranstaltungsgelände entlasten. Zudem arbeiten wir daran die Kapazität des Bahnhofs in Zeltweg durch eine Verlängerung zu erhöhen. Parallel dazu werden wir vor Ort nach dem Ende der Flugshow die Getränkestände weiter offenhalten und auch mit zahlreichen Kleinveranstaltungen versuchen zumindest einen Teil der Leute länger am Veranstaltungsgelände zu halten.

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Sie haben es schon erwähnt, die Nachhaltigkeitsbemühungen der Veranstalter wurden vielfach als Greenwashing abgetan. Wie glaubwürdig lassen sich die Maßnahmen aber tatsächlich kommunizieren, angesichts einer Flugshow, bei der Dutzende Kampfjets innerhalb weniger Stunden tausende Liter Treibstoff verbrauchen?
Dazu muss man vorweg sagen, dass die Flugstunden ohnehin anfallen würden – egal, ob die Airpower stattfindet oder nicht. Würden die Piloten nicht hier bei der Veranstaltung Displays fliegen, müssten sie zu Übungszwecken im gleichen Ausmaß anderswo trainieren. Mit dem Unterschied, dass hier die Übung nicht einfach nur eine Übung ist, sondern tatsächlich ein Einsatz. Und selbiges gilt auch für das übrige eingesetzte Personal, vom Flugsicherer bis hin zum Soldaten beim Eingang. Und wer jetzt damit argumentiert, dass durch die Anreise viele Emissionen entstehen: Ja, das ist richtig. Die Mobilität der Besucher zum Veranstaltungsgelände ist aber keine andere, als bei jeder anderen Großveranstaltung auch. Mit einem Unterschied: Es gibt wohl kaum eine andere Großveranstaltung, die sich so intensiv um Verbesserungen und mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen kümmert, wie wir das tun.

„Wir müssen Fähigkeitslücken schließen“

Kommen wir abschließend zum Programm: Schon bei den vergangenen Airpower-Veranstaltungen folgte Highlight auf Highlight. Wie lassen sich da überhaupt noch neue Akzente und Reize setzen?
(lacht) Das ist natürlich schwierig, aber nicht unmöglich und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder ein tolles Programm mit einigen Neuheiten auf die Beine stellen werden. Das Bundesheer hat ja beispielsweise seit längerer Zeit eine Partnerschaft mit der Vermont National Guard, in deren Rahmen es heuer auch bereits zu einem Besuch von F-35-Jets und einem gemeinsamen Training mit unseren Eurofightern am Fliegerhorst Hinterstoisser kam – es wäre also möglich, dass dahingehend etwas zu sehen sein wird. Zudem versuchen wir Kunstflugteams herzubringen, die entweder schon lange nicht mehr oder überhaupt noch nie bei der Airpower waren. Auch neue Flugzeugmodelle sind natürlich ein Thema und möglicherweise auch Drohnen. Eine echte Premiere wird zudem auch ein „Flying Display” des Österreichischen Bundesheeres sein, bei dem erstmals mehr als 25 Luftfahrzeuge gleichzeitig in einem Display alle Leistungsspektren der Luftstreitkräfte zeigen werden – und dies eingebunden in einer dramaturgischen Inszenierung und mit speziell dafür komponierter Musik, die von mehr als 100 Musikerinnen und Musikern der österreichischen Militärmusik eingespielt werden wird. Damit werden mit den Methoden eines kreativ inszenierten Großraumtheaters auch die Inhalte des „Aufbauplanes 2032+” und die Ziele der „Mission Vorwärts” kommuniziert werden. Es sind zudem bereits Einladungen an mehr als 30 befreundete, ausländische Luftstreitkräfte zur Teilnahme ergangen. Insgesamt erwarte ich daher neben den Beiträgen der Flying Bulls und der österreichischen Luftstreitkräfte bei der „Airpower 2024” sowohl beim Static Display als auch für das Flugprogramm spektakuläre und noch nie dagewesene Highlights.

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder ein tolles Programm mit einigen Neuheiten auf die Beine stellen werden.“

Es könnte also Flugvorführungen von Drohnen zu sehen geben?
Das ist zumindest ein Thema, muss aber natürlich gut vorbereitet werden – etwas Derartiges gab es in Österreich bislang noch nicht. Es müssen dafür daher erst einmal Verfahren entwickelt werden und dabei gilt es neben der militärischen auch die zivile Flugsicherung einzubeziehen. Wir werden auch mit Blick auf den „Aufbauplan 2032+” schauen, dass wir was Besonderes zusammenbringen, ich bin dahingehend sehr positiv gestimmt.

Hier geht es zu den anderen Beiträgen unserer Serie „5 Fragen an” und hier zu weiteren Bundesheer-Meldungen.

 

Quelle@Bundesheer/Karlovits