Leonardo ist das Nachfolgeunternehmen der ehemaligen italienischen Staatsholding Finmeccanica und ist aktuell mit ihrem Jet-Trainer M346 am Markt überaus erfolgreich. Ein Gespräch mit Leonardo-Flugzeugsparten-Manager Eduardo Munhos de Campos.
Herr Munhos de Campos, Leonardo hat sich mit seiner Speerspitze M346 mittlerweile im Jet-Sektor voll etabliert. Das Modell ist auch für Österreich ein Thema, oder?
Unsere Flugzeuge sind schon seit Jahrzehnten etabliert, die seinerzeitigen Aermacchi MB326 wurden immerhin 800 Mal und die MB339 mehr als 200 Mal gebaut. Die zweistrahlige M346 fliegt mittlerweile in Italien, Singapur, Israel und Polen. Was Österreich betrifft, kann ich leider nicht viel sagen, es gab Interesse und Bedarf, und wir sind auch präsent. Aktuell ist aber nicht ganz klar, wie es weitergeht. Möglicherweise wird auch der ganz neue und einstrahlige M345HET (Anm.: ein High Efficiency Trainer) ein Thema. Man wird da einfach abwarten müssen.
Wie ist das Feedback der M346-Nutzer?
Die Rückmeldungen reichen von überwiegender Zufriedenheit bis zu offener Bewunderung. Der Mix von „echtem“ und virtuellem Training ist sehr effizient, sowohl von den Kosten als auch der Ausbildung. Gerade hat ein neuer multinationaler Fluglehrerkurs in Lecce begonnen, auch mit einem österreichischen Major. Ich bin überzeugt, dass wir damit am Markt die beste Trainingsqualität für Militärpiloten anbieten.
Man hört, Israel erweitere bereits das Trainingsspektrum.
Ja, das stimmt. Israel ist dabei, auf ihren 30 Lavi das Spektrum zu erweitern, sie rüsten einen neuen Softwareblock zur Verwendung von Zusatztanks und Übungsbomben ein. Sie haben kürzlich auch eine kleine Kampfflugzeug-Version der M346 präsentiert. Eine Version firmiert ab nächstem Jahr als M346FA, mit Grifo-Bordradar und EloKa-Selbstschutz. Für das Modell brauchen wir aber noch einen Erstkunden. Daneben wird es weiterhin den Basistrainer sowie den bewaffnungsfähigen Kampftrainer M346FT geben. Den haben wir übrigens schon in Italien und auf NATO-Level erfolgreich als „Aggressor-Sparringpartner“ getestet. Dieses teils an zivile Firmen ausgelagerte Spektrum wird aus Kostengründen künftig immer wichtiger.
Abschließend noch zu einem anderen Thema: In Malaysia war kürzlich ihr Marinepatrouillenflugzeug ATR-72MP zu sehen. Spielt Leonardo künftig auch in diesem Segment mit?
Ja, wir versuchen unsere mit 1.800 Stück bislang meistgebaute Turboprop-Verkehrsmaschine in dieses rasch wachsende Segment zu bringen. Die steigende Bedeutung von Küsten- und Hoheitsgewässerkontrolle hat zuletzt beispielsweise Malaysia bewogen, jene Fähigkeit der Nachbeschaffung von Kampfjets vorzuziehen.
Interview & Fotos: Georg Mader