Von 6. bis 7. Mai wurde von der US-Marine im Arabischen Meer eine gewaltige Lieferung überwiegend chinesischer und russischer Infanterie- und Kleinwaffen aufgebracht, die wohl für die Houthi-Milizen im Jemen bestimmt gewesen sein dürften.
Die fünfte Flotte der US-Marine gab bekannt, dass das Abfangen im Nordarabischen Meer durch den Lenkwaffen-Zerstörer „USS Monterey” (CG 61) erfolgte, nachdem ein keine Flagge führendes traditionelles Dhau dem SH-60 Seahawk-Bordhubschrauber verdächtig vorgekommen war. In der Folge wurde durch das an Bord des Kriegsschiffs zu solchen Zwecken mitfahrende U.S. Coast Guard Advanced Interdiction Team (AIT) eine Routinekontrolle eingeleitet.
„Der riesige Waffenfund umfasste Dutzende von in Russland hergestellten Panzerabwehrraketen, etwa 3.000 chinesische Sturmgewehre vom Typ 56 und Hunderte PKM-Maschinengewehre, Anti-Material-Scharfschützengewehre und RPG-Raketengranaten samt Abschußrohren. Zudem fortschrittliche optische Visiere”, so eine Sprecherin im Hauptquartier der in Bahrain ansässigen 5. Flotte.
Wahrscheinliche Herkunft: Iran
Das Überholen der in grüne Plastikfolien verpackten illegalen Waffenladung dauerte fast zwei Tage. Man kam dabei aber offenbar zu dem Schluß, dass die Besatzung des Dhau nichts mit der Organisation der Waffenlieferung zu tun hatte. „Nachdem alle illegalen Ladungen entfernt worden waren, wurde die Dhau auf Seetüchtigkeit geprüft und nach der Befragung, die keine persönliche oder wissentliche Involvierung ergab, erhielt die Besatzung vor ihrer Freilassung Nahrung und Wasser”, so die Sprecherin. Was die Herkunft der Ladung betrifft, will man sich nicht festlegen, es stehe keineswegs fest, dass etwa China selbst der Lieferant wäre. Vielmehr nimmt man vorsichtig Bezug auf den Iran: „Basierend auf den Befragungen der Besatzung sowie weiteren im Dhau erhobenen Indizien sind Merkmale zu erkennen, wie sie auch bei früheren Beschlagnahmungen auf den Iran als Ausgangspunkt hinwiesen.”
Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Kleinwaffen in den kriegsgeplagten Jemen geschmuggelt, wo – was von Teheran stets und ebenso im aktuellen Fall geleugnet wird – iranisch unterstützte schiitischen Houthi-Rebellen seit 2015 gegen die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition kämpfen. Bereits davor waren Handwaffen im Jemen weit verbreitet, sie wurden während der jahrelangen internen Konflikte und nach der Involvierung von Al Qeada in die durchwegs schlecht kontrollierten Häfen geschmuggelt.
Die Houthis hatten im Jänner 2015 die Kontrolle über Jemens Hauptstadt Sanaa übernommen. Als sie im März 2015 auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, griff Saudi-Arabien an der Spitze einer arabischen Militärkoalition in den Konflikt ein. Riadh fürchtete, dass die Houthis den Jemen in die Einflusssphäre seines regionalen Rivalen Irans bringen. Das Bündnis ging mit massiven Luftangriffen gegen die Rebellen und ihre Verbündeten in der (ehemaligen) Armee vor und setzt seit vergangenem Sommer auch Bodentruppen ein. Zwar drängte die Koalition die Aufständischen inzwischen zurück, doch gelang es ihr weder, die Hauptstadt einzunehmen, noch Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi zurück an die Macht zu bringen. Der natürlich auch als Stellvertreterkonflikt zu sehende Krieg, hat bisher um die 200.000 Opfer gefordert.
Eine aktuelle ausführliche Betrachtung des Konflikts durch den Deutschlandfunk: Krieg im Jemen – Der hohe Preis für Frieden.