Das Wiederaufkommen der Piraterie vor Somalia verweist auf drei strategische Herausforderungen, die eine umfassende Problemsicht erfordern. Dazu gehört erstens die Notwendigkeit einer nachhaltigen politischen Transformation fragiler oder gescheiterter Staaten. Zweitens die differenzierte Bekämpfung des transnationalen Terrorismus und drittens Entwicklungskonzepte, die auch Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen.

Dieser Befund ist zwar nicht neu, allerdings offenbart sich im Falle Somalias die gesamte Problematik. Gerade in Afrika gibt es mehrere Staaten, deren Problemlagen denen Somalias gleichen und die hinsichtlich Migration und Sicherheit für Europa kurz-, mittel- und langfristig hohe Relevanz haben. Lehren aus Somalia können daher auch Lösungsansätze für andere Gebiete darstellen. Besonders aus europäischer Perspektive ist zu bedenken, dass die Bekämpfung der negativen Folgen und Symptome wie Piraterie und umfangreiche Wanderbewegungen in Folge wirtschaftlicher Unterentwicklung und Langzeitkonflikten auf Dauer sehr kostspielig und letztlich nicht effektiv sein kann.

Der Einsatz gegen Piraten mag vielleicht noch als „Training” für das internationale Zusammenwirken von Marineverbänden von Nutzen sein – Kernaufgabe wird es aber wohl keine werden. Der Migrationsdruck kann nur dann abnehmen, wenn die Lebensverhältnisse vor Ort den Betroffenen eine Zukunftsperspektive eröffnen. Migrationskontrolle zu See und an Land vermag dabei bestenfalls ein Steuerungs-, aber kein Lösungsmittel zu sein. Dass dem transnationalen Terrorismus Rückzugsräume verwehrt oder entzogen werden müssen, gehört mittlerweile zum kleinen ABC internationaler Sicherheit.

Staaten wie Somalia oder Libyen und deren Umgebung nachhaltig zu stabilisieren ist daher das Gebot der Stunde, so schwierig es auch sein mag. Denn infolge des rasanten Bevölkerungszuwachses in Schwellen- und Entwicklungsländern und den negativen Folgen des Klimawandels werden die Probleme zunehmen. Eine nur punktuelle Wahrnehmung würde somit viel zu kurz greifen, es bedarf großzügiger Entwürfe und Konzepte, will Europa dieser Herausforderung gerecht werden.

Lesen Sie dazu auch die Analyse „Die Rückkehr der Piraten vor Ostafrika” von IFK-Experter Gerald Hainzl.

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