Das Bundesheer plant neue Investitionen in seine Zweiblatt-Transporthubschrauber Agusta-Bell 212: Die US-Firma Universal Avionics verpasst den rot-weiß-roten Drehflüglern neue Flugmanagement-Systeme.

Bei dem ab Mai 1980 eingeführten und ab 2002 in Linz-Hörsching gepoolten (Lizenzbau von UH-1N) AB212 erfolgten die bislang letzten Investitionen unter Verteidigungsminister Norbert Darabos. Damals wurde eine Teil-Erneuerung der Avioniksysteme samt Tauglichkeit für Nachtsichtbrillen und dem Einbau von Selbstschutzeinrichtungen realisiert, mit 2015 waren dann alle Maschinen umgerüstet. Bei der Übergabe der ersten modernisierten Helikopter unter Verteidigungsminister Gerald Klug, kündigte Klug an, dass „mit dieser Maßnahme die Verwendung für mindestens weitere 25 Jahre im kompletten Nutzungsspektrum gesichert” wäre. Seitdem und auch bei den im vergangenen November für das Luft-Dossier in der aktuellen Ausgabe von Militär Aktuell (-> hier geht es zur Abo-Bestellung) geführten Interviews war vom AB212 nur mehr insofern die Rede, als die nunmehr 22 Maschinen des Typs bis Ende des laufenden Jahrzehnts durch weitere Black Hawks der Mike-Serie ersetzt werden sollen.

@Georg Mader
Letzte größere Investition in die AB212: Ende der 2020er-Jahre sollen die Helikopter beim Bundesheer durch neue UH-60M ersetzt werden.

Österreich offenbar Kunde für neues Flugmanagementsystem
Nun hat aber die US-Firma Universal Avionics vor wenigen Tagen durch ihren Marketingleiter Mathew Devitt vermeldet, dass man zumindest seit dem vergangenen Oktober Tests eines interaktiven softwarebasierten Flugmanagements-Systems (i-FMS) in Österreich auf einem österreichischen AB212 erfolgreich abgeschlossen habe, um – wie es heißt – „die Flugmanagement- und Navigationsfähigkeiten für den Kunden zu verbessern”.

@Bundesheer
Übergabe des ersten AB212 mit Mid Life Upgrade durch Verteidigungsminister Gerald Klug vor zehn Jahren.

Die Besatzung des Hubschraubers führte demnach taktische Übungen im und um den zivilen Luftraum durch und demonstrierte Warteschleifen und schwebende Wegpunkte. Devitt: „Testflüge bestanden aus Navigationseinsätzen, um die verbesserten Funktionen des i-FMS zu nutzen, einschließlich des Ladens und Fliegens von Standard-Instrumentenabflug- und -ankunftsrouten (SID/STAR) verschiedener Art, mit RNAV zu und von Hubschrauberlandeplätzen und Flughäfen.”

Universal Avionics aus Tucson/Arizona ist ein Tochterunternehmen der israelischen Elbit-Gruppe, Chief Executive Officer ist Dror Yahav . Daher ist es auch wenig überraschend, dass es von Elbit gelieferte Missionscomputer sind, die über die vorhandene Mensch-Maschine-Schnittstelle des Kunden gesteuert werden. Unter Nutzung der tatsächlichen und erforderlichen Navigationsleistungsfunktionen (ANP/RNP) liefere das System laut Yahav VNAV-Führung in den Steig-, Reise- und Sinkflugphasen des Fluges.

@Universal Avionics
Beim i-FMS handelt es sich um ein reines Softwareupdate, mit dem sich die Flugdurchführung, die Operationsfähigkeit und die Betriebssicherheit der AB212-Helikopter deutlich verbessern lässt.

Beim sogenannten i-FMS handelt es sich um eine softwarebasierte Funktion, die auf flexiblen und offenen Architekturstandards für das Hosting auf einer Vielzahl von Hardwareplattformen basiert. Modular aufgebaut, ermöglicht es das System Kunden, zukünftige Funktionalitäten schrittweise zu spezifizieren. Ohne dass eine eigene Benutzeroberfläche erforderlich ist, nutzt es das vorhandene System, um Unterroutinen für Führung, Missionsmanagement und mehr aufzurufen. Zukünftige Entwicklungen der i-FMS-Anwendung werden tragbare Head-up-Displays wie SkyLens integrieren, um Wegpunkte und Informationen vom i-FMS in die reale Welt zu projizieren. Diese Augmented Reality wird es Piloten beispielsweise ermöglichen, mit Funktionen über Kopf-/Augenverfolgung und eine Auswahltaste am Schubhebel des Hubschraubers zu interagieren.

@Georg Mader
Hier wird das i-FMS im Cockpit installiert.

„All das sind innovative Upgrades und Effizienzsteigerungen für den missionsgesteuerten Betrieb, um die Anforderungen an die Lufttüchtigkeit zu erfüllen. Durch die Kombination von zivilem und militärischem Missionsmanagement ohne spezielle Handhabung durch die Flugsicherung kann der Kunde von modernsten, effizienten Flugmöglichkeiten profitieren”, so Yahav in der Aussendung des Unternehmens.

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Obsoleszenzenbereinigung
Mit diesem sperrigen Wort wurde um den Jahreswechsel heeresseitig von involvierter Ebene auch bestätigt, dass die geplanten Investitionen Teil eines sogenannten Obsoleszenzmanagements sind. Dabei geht es gewissermaßen um Modernisierung von in die Jahre gekommenem Gerät. Warum die Investition noch notwendig ist, wenn doch geplant ist, die Maschinen bis Ende der 2020er-Jahre durch neue Black Hawk Mike zu ersetzen? Weil der Einkauf der neuen UH-60M noch nicht unter Dach und Fach ist und dafür erst der LOR ausgeschickt wurde und man daher versucht, die alten AB212 bis zu deren Auslaufen bestmöglich weiterzubetreiben.

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Quelle@Georg Mader, Universal Avionics