Wie das japanische Verteidigungsministerium bekanntgab, wurde am 14. Dezember in Tokio eine drei-nationale Kooperations-Konvention über die Verwirklichung des Luftkriegssystems der 6. Generation (früher als Tempest bezeichnet) mit der Bezeichnung „Übereinkommen über die Errichtung der Intergovernmental Authority on Aviation Program (Global Combat Air Programme, GCAP)”‚ unterzeichnet. Bereits vor einem Jahr war dieses „Global Warfighting Agreement” mit den Industriepartnern Mitsubishi Heavy Industries, BAE Systems und Leonardo angekündigt worden.

@MoD Japan
Vertragsunterzeichnung, von links nach rechts: Guido Crosetto (Verteidigungsminister von Italien), Kihara Minoru (Verteidigungsminister von Japan) und Abgeordneter Grant Shapps (Verteidigungsminister des Vereinigten Königreichs).

Damit dürfte dieses Kampfjet-Projekt deutlich Fahrt aufnehmen. In Tokio wurde jedenfalls bereits das Ziel definitiert, jenes ab 2035 zur Verfügung zu stellen. Das französisch-deutsch-spanische Pendant des japanisch-britisch-italienischen Kampfjet-Projekts scheint währenddessen noch immer nicht in vergleichbarer Entschlossenheit abgesichert. Wiederholt waren im Rahmen des FCAS-Vorhabens vor allem von französischer Seite Zweifel an der Zusammenarbeit mit Deutschland laut geworden. Zudem dürften die Projektpartner Dassault und Airbus Defence & Space mit der Weiterentwicklung ihrer Rafale- und Eurofighter-Plattformen zum F5-Standard beziehungsweise zur Tranche-5 parallel auch verstärkt eigene Entwicklungsziele verfolgen. Bei alledem wird aber die Dualität von zwei derartig ambitionierten Großprojekten von nicht wenigen Industrievertretern, Fachkollegen und Militärs als „unvernünftig” und „überzogen” kritisiert.

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Im Rahmen des trinationalen GCAP-Projekts soll 2035 bereits eine Erstverfügbarkeit gegeben sein.

Duale Strukturen
Wie in Tokio verlautbart, sei bei der Umsetzung des GCAP „eine effiziente Zusammenarbeit” von entscheidender Bedeutung. Die dafür verantwortliche Kooperations-Agentur wird ihren Sitz im Vereinigten Königreich haben und zunächst von Japan geleitet werden, während Italien anfangs das Industriekonsortium führen wird. Zusammen mit diesem Übereinkommen wurde die Regierungsorganisation GCAP (GIGO) als internationale Plattform für ebendiese Zusammenarbeit gegründet. Damit soll ein System zur leichteren Steuerung und Verwaltung des GCAP aufgebaut werden, und eine „leistungsfähige, kosteneffiziente und zeitgerechte Programmdurchführung” möglich gemacht werden, wie es heißt.

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Es ist übrigens evident, dass seit der Vorstellung des rein britischen Tempest-Mockups im Jahre 2019 (siehe Bild) sich die äußere Form am Weg zum GCAP deutlich abänderte. Die Frontsektion wurde schmäler im Querschnitt und das Tragwerk weit weniger deltaförmig.

Um die geplante Inbetriebnahme des Systems tatsächlich bis 2035 zu schaffen, luden die drei Minister Vertreter von Mitsubishi Heavy Industries, BAE Systems und Leonardo als Projektpartner ein, laufend ihre Ansichten auszutauschen um die Entwicklung der Primärplattform sowie ihre „Wingmen” zu diskutieren.

Geführt wird das Monsterprojekt (zurzeit) von Hitoshi Shiraishi (Senior Fellow-GCAP bei Mitsubishi Heavy Industries), Herman Claesen (Managing Director, Future Combat Air Systems bei BAE Systems Air) und Guglielmo Maviglia (Director GCAP-Programme bei Leonardo). Herr Claesen schätzte diesen Sommer übrigens, dass ein erster Demonstrator in fünf Jahren in der Luft sein würde. Der Erstflug eines Demonstrators des FCAS wird laut Dassault-Chef Eric Trappier durch den verzögerten Beginn der vorerst definierten Phase 1B bis 2029/30 auf sich warten lassen – viel später als 2026/27, wie es bisher kommuniziert worden war.

„Dann sind wir in Europa ganz vorne dabei“

Technologische Ambitionen
Wie verlautet zielt GCAP darauf ab, Technologien der nächsten Generation zu nutzen und zum „fortschrittlichsten, interoperablesten, anpassungsfähigsten und vernetztesten Luftkriegssystem der Welt” zu entwickeln. Es wird erwartet, dass das Programm in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus tausende hochqualifizierte Arbeitsplätze in den Partnerländern schaffen wird. Schon jetzt gäbe es laut britischen Angaben 3.000 Menschen in den wichtigsten Luftdrehkreuzen Großbritannien, einschließlich des Südwestens und Nordwestens Englands und Edinburghs, mit fast 600 Organisationen im ganzen Land, die unter GCAP-Verträgen stehen, darunter KMUs und akademische Einrichtungen. Zu tun werden all jene in ihren jeweiligen Untergruppen in den Firmen genug haben, so soll beispielsweise der zweistrahlige Überschall-Tarnkappenjet über ein leistungsstarkes Radar verfügen, das „10.000-mal mehr Daten” (!) liefern kann als aktuelle Systeme.

@BAE Systems
The next generation: Der GCAP wird technologisch in einer anderen Liga spielen als heutige Kampfjet-Projekte.

Multi-Milliarden nötig
Über die nur Schätzungen der Gesamtkosten – und nur wegen jener könnte es in den nächsten zehn Jahren zu einem aktuell eher unwahrscheinlicheren „Merger” der GCAP- und FCAS-Programme kommen – wurden zumindest in Tokio keine Angaben gemacht. Sie werden aber wohl in den hunderten Milliarden Euro zu liegen kommen, vorerst wurden in Großbritannien staatlicherseits bereits 2,3 Milliarden Euro für anfängliche Studien und Entwicklungs-Vorbereitungen ausgegeben, die Industrie investierte selbst weitere 700 Millionen Euro in Subtechnologien und Windkanaltests.

Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um Leonardo und hier zu weiteren Meldungen von BAE Systems.

Quelle@BAE Systems, MoD Japan