Wie gestern nachmittag in Bern bekanntgegeben wurde, beabsichtigt die Schweizer Regierung insgesamt 36 Stück des Kampfjets F-35A von Lockheed-Martin zu beschaffen. Entscheidend für die Typenwahl dürfte neben Bestnoten in Wirksamkeit, Produkt-Support und industrieller Kooperation der Kampfpreis von rund 4,6 Milliarden Euro gewesen sein, womit man klar unter dem per knapper Volksabstimmung von 2020 bereitgestellten Budget von 5,5 Milliarden Euro (6 Milliarden Schweizer Franken) liegt. Die Lebensdauerkosten für die 36 Maschinen werden mit rund 13,7 Milliarden Euro angegeben.
Neben der Typenwahl für den F-35A wurde von Verteidigungsministerin Viola Amherd auch die Entscheidung für insgesamt fünf Bodluv-Systeme Patriot von Raytheon verkündet, dabei handelt es sich ebenfalls um ein US-System. Der Preis dafür liegt bei rund 1,8 Milliarden Euro, die Lebendauerkosten werden mit 3,3 Milliarden Euro beziffert. In beiden Fällen wurde von Viola Amherd argumentiert, dass die im Vorfeld oft betonten (außen)politische Überlegungen nur im Falle der Gleichwertigkeit von Angeboten eine Rolle gespielt hätten – eine solche sei aber klar nicht der Fall gewesen.
Im Vorfeld der im Schweizer Bundesrat gefällten Entscheidung über das nächste Kampfflugzeug der Schweiz, hat deren Rundfunk SRF dazu einen dreiteiligen Podcast (Teil 1, Teil 2, Teil 3) gemacht, sehr ausführlich und mit diversen Gesprächspartnern das Für und Wider abwägend. Frau Priscilla Imboden vom SRF hat dazu im vergangenen Jahr speziell zum nun gewählten Typ auch Militär Aktuell-Redakteur Georg Mader befragt.
Der F-35A war unter den potenziellen Kandidaten (zur Wahl standen neben dem Eurofighter Typhoon T3/4 von Airbus auch die Rafale F4 von Dassault, die F/A-18E/F Super Hornet III von Boeing und eben die F-35A Lightning-II von Lockheed-Martin) stets der umstrittenste Kandidat, weil der moderne Jet einerseits zwar bei den Leistungsparametern voranliegt und mit einem unerwartet günstigen Preis daherkommt. Andererseits lassen QRA-Steigleistung, der Treibstoffverbrauch des – einzelnen – stärksten Fighter-Triebwerks der Welt, die daraus resultierende wohl kürzere Verweildauer (bei der F-18 Beschaffung waren 140 Minuten definiert) gegenüber mit weniger geforderten zwei Triebwerken und die hohe Flügelbelastung den „Stealth Striker” für die „realpolitischen” Hauptaufgabe rund um Air-Policing-Luftraumüberwachung und Luftraumsicherung als wenig(er) geeignet erscheinen.
Aber – so das Schweizer Verteidigungsministerium – die Beschaffung ziele ja nicht nur oder primär auf Luftraumüberwachung ab, sondern auch auf künftige (militärische) Luftkriegs-Bedrohungen für die Eidgenossenschaft. Solche sind aber wohl nur im Verbund mit Nachbarn (außer Österreich) beziehungsweise NATO/EU/US realistisch abzuwehren. Das allerdings bleibt in der noch viel stärker auch auf das Mantra militärischer Neutralität setzenden Schweiz lieber unerwähnt. Denn: Jene war aus rein technologischer Sicht in der Frühzeit der Jet-Fliegerei und vielleicht bis in die 1970/80er-Jahre machbar – heute aber nicht mehr.
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