Russische Rüstungsunternehmen sind seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf den großen Waffenmessen nicht mehr vertreten oder wie zuletzt in den VAE ohne Katalogeintrag mit ihren Produkten ans äußerste Ende des Geländes verbannt. Trotzdem gibt es langjährige Kunden, die den russischen Unternehmen auch jetzt noch die Treue halten, wie beispielsweise Indien oder viele afrikanische Länder, wo der Kreml nun – trotz hohem kriegsbedingtem Eigenbedarf – wieder einmal punkten konnte. Selbst wenn es sich wie hier um – speziell für Afrika – zwar durchaus kampfstarkes, aber mehr als 20 Jahre altes überholtes Gerät handelt.
Die äthiopische Luftwaffe hat am 16. Jänner die ersten zwei von insgesamt sechs bestellten russischen Su-30K-Kampfjets mit den taktischen Nummern 2401 und 2402 übernommen. Addis Abeba – erst im November 2022 ging der zweijährige Tigray-Bürgerkrieg samt Involvierung des Ende der 1990er-Jahre von Äthiopien kriegerisch abgespaltenen Eritrea zu Ende – gab zwar nicht bekannt, woher die neuen Kampfjets (erkennbar an ihrer braunen Farbgebung im Gegensatz zu den älteren, in blau gehaltenen 14+6 Su-27/-UB) stammen.
Die Herkunft ist allerdings nicht schwer zu bestimmen, wenn man die Geschichte der recht frühen K-Serie (es wurden genau acht K und zehn MK produziert) kennt. Die Maschinen stammen demnach ursprünglich aus Indien, sie waren dort Ende der 1990er-Jahre deren Erstserie, vor dem Beginn des Zulaufs und dem Start der Lizenzproduktion von insgesamt 272 Su-30MKI.
Militär Aktuell hat die alten Zweisitzer-Suchois ohne Canard-Vorflügel bereits 2005 bei der indisch-französischen Übung „Garuda-II” in Istres bei Marseille ausgiebig erlebt, damals stellten sich alle westlichen Luftwaffen an, um gegen die „Klassiker” anzutreten – und waren durchaus beeindruckt. „Mon Dieu, this huge beast is agile”, so ein französischer Mirage-2000/5-Pilot damals zum Autor. Seine Einschätzung stimmt bis heute, aber abseits seiner Agilität waren die Inder mit der Su-30K nicht zufrieden, die Fertigungsqualität war schlecht, das N001-Radar hatte geringe Reichweite und Genauigkeit, das Cockpit ist analog und die Bodenangriffsfähigkeit ist nur rudimentär.
Jahrelang eingelagert
Die Inder haben daher 2008 ihre 18 Su-30K und Su-30MK nach Differenz-Aufzahlung auf ihre neuen Su-30MKI retourniert, die Maschinen gingen zur Vermeidung von Zollgebühren aber nicht nach Russland, sondern wurden im 558. Flugzeugreparaturwerk in Baranowitschi in Belarus zum Zwecke des Weiterverkaufs eingelagert. Fünf Jahre tat sich dann gar nichts, bevor Angola mit von Moskau geliehenem Geld zwölf der 18 Maschinen kaufte (siehe Video unten). Deren Auslieferung erfolgte nach Aufrüstung auf Su-30SM-Standard (mit der Möglichkeit zum Einsatz gelenkter und Anti-Schiffs-Waffen) jedoch erst in den Jahren 2017 bis 2019.
Die restlichen sechs Maschinen blieben bis jetzt in Belarus und gingen nun an Äthiopien – und dass trotz US-Sanktionsregime. Dieses droht eigentlich jedem, der versucht, Waffensysteme von der russischen Föderation zu kaufen (siehe Türkei oder Ägypten). Es wurde nach der Annexion der Krim und Ostukraine im Jahr 2014 eingeführt und nach Beginn des russischen Angriffs im Februar 2022 erheblich verschärft. Ob es allerdings das nicht westlich gerüstete Äthiopien kümmert, bleibt offen.
Auf der Airbase Bishoftu nahe der Hauptstadt (früher Debre Zeyit oder Harar Meda Field ICAO HAHM/IATA QHR) sagte der Chef des Generalstabs, Feldmarschall Birhanu Jula, dass „der Erwerb der Su-30 und von Drohnen entscheidend ist, um Angriffe auf Äthiopien zu verhindern. Die Bemühungen um den Aufbau einer fähigen Luftwaffe haben heute einen Aufschwung erhalten und werden fortgesetzt.” Der Kommandeur der äthiopischen Luftwaffe, Generalleutnant Yilma Merdasa, ergänzte, dass „die neuen Su-30 der 5. Staffel in der Lage sind, feindliche Ziele sowohl in der Luft als auch an Land präzise zu zerstören”. Dies lässt auf eine Aufwertung in Russland vor der Lieferung schließen, ähnlich jener der angolanischen Maschinen. Eine – wohl nötige – Grundüberholung gilt jedenfalls als sicher. Ungeklärt ist dabei das Verbleiben der französischen SAGEM-Funkgeräte die einst in den indischen Maschinen verbaut waren.
Auch türkische Akinci-Kampfdrohnen übergeben
Bei der Zeremnoie am 16. Jänner wurden neben den Su-30K auch zweimotorige (je 450 PS) Turboprop-Drohnen vom Typ Bayrar Akinci gesichtet, samt MAM-L Kurzstreckenlenkwaffen. Bereits im vergangenen November war auf Bildern von Flugtests in der Türkei ein Gerät mit der Hecknummer S40 und äthiopischer Flagge zu sehen.
Die beschaffte Anzahl ist unbekannt, seit 2021 betreiben die Äthiopier bereits Bayraktar TB2S-Drohnen, mindestens vier sind auf den Flugbasen Bahir Dar und Harar Meda im Einsatz.
Diese werden zusammen mit Wing Loong und Qods Mohajer-6 UAV eingesetzt, die von China und dem Iran erworben wurden und gegen die Tigray People’s Liberation Forces eingesetzt wurden. Es ist wahrscheinlich, dass die neuen Akinci auch im Kampf eingesetzt werden.
Übrigens: Während des Abspaltungskrieges mit der einstigen Provinz Eritrea im Jahr 1999 kam es zu Luftkämpfen zwischen äthiopischen Su-27 und eritreischen MiG-29, bei denen zwischen zwei und fünf MiG dem „längeren Arm” der Flankers zum Opfer gefallen sind.
Dabei soll es am 26. Februar auch zum ersten Luftsieg einer Frau gekommen sein, die Su-Pilotin wird als Captain Aster Tolossa, in anderen Quellen als Leutnant Haymanot Hailemariam benannt. Jene Dame soll später ihrem Land den Rücken gekehrt haben und lebt angeblich nun irgendwo in Europa.