Nach zwanzig fordernden Wochen im Gebirge haben Ende Oktober vier österreichische Soldaten den Sommerteil des binationalen Heeresbergführerlehrganges abgeschlossen. Neben den Österreichern nehmen auch sieben deutsche, ein niederländischer und ein belgischer Soldat an dem Kurs teil. Ein Teil des langen Weges liegt bereits hinter ihnen, der die zukünftigen Heeresbergführer durch ganz Europa führt. Im Winter werden sie ihr Training fortsetzen.
Bei der ersten Station des Lehrganges im Frankenjura wurden den Soldaten die grundlegenden Fähigkeiten im Felsklettern vermittelt. Denn eine solide Basis in der Klettertechnik ist Grundvoraussetzung für die Bewältigung militärischer Aufträge im Hochgebirge. Nachdem sich die Lehrgangsteilnehmer sicher in kurzen, gut abgesicherten Sportkletterrouten bewegen konnten und über ein Basiswissen in Sicherungs- und Seiltechnik verfügten, folgt die nächste Steigerung: Alpinklettern im Wilden Kaiser in Tirol. Hier mussten sie immer längere Routen auch unter Verwendung von mobilen Sicherungsmitteln und Felshaken bewältigen.
Die erste Prüfung des Sommerteils stellte sehr hohe Anforderungen an die Teilnehmer: Die Bergführer-Anwärter mussten ihre Touren zuerst planen und dann vollkommen selbstständig durchführen. In den Dolomiten wurden zahlreiche anspruchsvolle Prüfungstouren absolviert, darunter auch einige alpine Nordwände, die hohe Anforderungen an die physische und psychische Leistungsfähigkeit stellten.
Um die Soldaten fit zu machen für den Höhepunkt im französischen Chamonix, war am Fuße der Wildspitze eine Eisausbildung zu bewältigen. Das Bewegen im vergletschertem Gelände erfordert neben Spaltenbergungstechniken auch die klassische Führungstechnik eines Bergführers: das sogenannte „Führen am kurzen Seil“. Chamonix, das Mekka des Alpinismus, verlangte den Teilnehmern dann alle Fähigkeiten, über die ein Heeresbergführer im Hochgebirge verfügen muss, auf sehr hohem Niveau ab. Und die österreichischen Soldaten lieferten dort eine Spitzenleistung ab: Die Besteigung des Mont Blanc du Tacul über den „Teufelsgrat” in 17 Stunden führte sie unter Aufsicht des Ausbildungsteams an ihre Leistungsgrenzen.
Neben dem alpinistischen Können, müssen Heeresbergführer auch militärische Aufträge umsetzen können – mit der entsprechenden Kampfausrüstung und in Gefechtssituationen. Deswegen beinhaltet ihre Ausbildung auch spezielle Führungstechniken, organisierte Bergrettung, Heeresflugrettung und den Gebirgskampf. Nach dem Abschluss des Sommerteils des Heeresbergführerlehrganges absolvieren die Teilnehmer nun eine Sprengausbildung. Danach erfolgt eine verdiente Urlaubsphase, bevor zu Beginn des nächsten Jahres der Winterteil beginnt.
Der Heeresbergführer als Spezialist für Einsätze im Gebirge bildet das Rückgrat der österreichischen Gebirgstruppe und ist international hoch angesehen. Die Leistungen der Heeresbergführer bei unzähligen Einsätzen im In- und Ausland bestätigen die Qualität dieser Ausbildung.