Der Tiroler Familienbetrieb Achleitner hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf den Bau von Fahrzeugen und Sonderfahrzeugen spezialisiert. Nun präsentierte das Unternehmen auf der Enforce Tac in Nürnberg mit dem Insight ein passives Türöffnungssystem. Wie das neue Produkt zur Firmenphilosophie passt und wie es überhaupt zur Entwicklung kam? Ein Gespräch mit Geschäftsführer Alexander Achleitner.

Herr Achleitner, ihr Unternehmen ist seit Jahrzehnten als Fahrzeugbauer bekannt. Zuletzt hat man sich dabei vor allem mit der Panzerung von Fahrzeugen einen guten Namen erarbeitet, oder?
Das ist richtig. Wir sind seit mehr als 45 Jahren im Bereich Panzerungstechnologie für sondergeschützte Fahrzeuge tätig. Der Bereich hat sich zuletzt gut entwickelt, wir bemerken seit Jahren einen steigenden Bedarf an geschützten Fahrzeugen und sind in diesem Bereich mit unterschiedlichsten Produkten auch stark gewachsen.

Black Hawk-Modernisierung kommt gut voran

Dieses Wachstum zeigt sich ganz aktuell bei den gemeinsam mit Steyr Traktoren entwickelten geschützten Traktoren Terrus Protect. Am Messestand ist mit dem Survivor aber fast schon ein Klassiker aus dem Hause Achleitner zu sehen.
Die Produktion der ersten Version des Fahrzeugs begann tatsächlich bereits im Jahr 2008, 2013 haben wir dann auch eine kleinere Version auf den Markt gebracht. Wir haben immer wieder Produktverbesserungen einfließen lassen und so ist der HMV Survivor I auch heute noch topmodern und so etwas wie das Flaggschiff in unserem Portfolio. Damit konnten wir in den vergangenen Jahren nicht nur in Europa Kunden ansprechen, sondern auch darüber hinaus – und auch ganz aktuell gibt es an dem Fahrzeug viel Interesse.


Bei einem Blick auf euren Pressestand fällt mit dem Insight auch ein völlig neues Produkt auf. Was hat es damit auf sich?
Wir haben das Insight am Montag präsentiert und das Interesse ist enorm, viel größer als erwartet. Es handelt sich dabei um ein von uns gemeinsam mit einer polizeilichen Sondereinheit aus Wien entwickeltes passives Türöffnungsgerät, für das wir vorrangig bei Sondereinsatzkommandos und Spezialeinsatzkräften Potenzial sehen. Es gibt auf dem Markt zwar seit vielen Jahren Bedarf dafür, aber bislang kein vergleichbares Produkt.

Was darf man sich unter einem passiven Türöffnungsgerät vorstellen?
Es gibt aktive Türöffnungsgeräte wie Flinten, Hydraulikpressen oder Rammen, mit denen Türen bei Zugriffen aktiv geöffnet werden. Passive Türöffnungssysteme unterstützen das Einsatzteam dabei, indem sie verhindern, dass die Türe nach einem ersten Aufstoßen absichtlich wieder geschlossen werden kann. Dadurch wird der maximale Raumwinkel durch das Ausheben des Türblattes und das Arretieren in der Einstellung für die polizeiliche Interventionsarbeit freigegeben. Um tatsächlich in einen Raum eindringen zu können, müssen passive immer in Kombination mit aktiven Maßnahmen zum Einsatz gebracht werden. Für die Einsatzkräfte erleichtert sich durch den Einsatz von Insight der Zugriff, und gleichzeitig minimiert sich das Gefahrenpotenzial – auch weil das Gerät sich als sogenannter Block-Stick einsetzen lässt. Dabei wird das Insight in halber Höhe der Türzarge fixiert, sollte jemand versuchen aus dem Raum nach außen zu stürmen und die Einsatzkräfte zu attackieren, muss er zuvor unter dem Stick durch oder oben drüber, was den Einsatzkräften Zeit für eine adäquate Reaktion gibt.

Wie verlief die Entwicklung?
Den Bedarf an einem derartigen Produkt gibt es prinzipiell schon seit Jahrzehnten und das eigentlich weltweit. Warum auch immer hat sich bislang aber kein Entwickler gefunden, der sich dem Thema angenommen hat. Wir wurden vor rund drei Jahren auf die Thematik aufmerksam und haben uns sofort dafür interessiert – neben Fahrzeugen haben wir ja auch noch andere Produkte im Angebot. Also haben wir gemeinsam zu überlegen begonnen, wie so ein Produkt aussehen muss, welche Leistungsparameter es erfüllen muss und welche Materialien dafür in Frage kommen. Letztlich ergab dann das eine das andere und wir haben vor zwei Jahren mit der Entwicklung des ersten Prototypen begonnen, den wir anschließend auf Herz und Nieren geprüft und getestet haben. Ziel war es, möglichst frühzeitig alle Kinderkrankheiten auszukurieren, um am Ende des Tages ein Gerät zu haben, dass zuverlässig ohne technische Bearbeitung und ohne viel Service jederzeit unkompliziert in den Einsatz gebracht werden kann. Und das ist uns – so glaube ich – ganz gut gelungen.

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