Die Wechselwirkungen zwischen allgemeinem Wohlbefinden und politischer Ausrichtung sind gut erforscht. Studien zeigen, dass Konservative tendenziell glücklicher sind als Linke, da sie optimistischer in die Zukunft blicken. Diese positive Grundhaltung kann sich förderlich auf die Gesundheit auswirken.

Ein interessanter Nebenaspekt: Konservative berichten im Durchschnitt über ein aktiveres Sexualleben – möglicherweise als Folge ihrer klareren Lebensperspektiven und stabileren Wertehaltungen.

In Österreich gibt es von einigen Seiten die Tendenz der Exklusion der Tauglichkeit. Eine Abkehr der Tauglichkeit verfolgt meist das Ziel, das jedoch tendenziell ungern offiziell kommuniziert wird, in Richtung Angst vor der Verteidigung der eigenen Familie und dem Tod zu gehen. Doch weshalb ist es angenehmer von anderen in Sachen der Sicherheit abhängig zu sein, pazifistisch die Verteidigung des Landes abzustreiten? Woher kommt diese Tendenz?

Hilft hier ein Blick in Ethnologie und die europäische Vergangenheit?

Früher blickte man zu den alten Griechen, wurde athletisches Auftreten, Gepflegtheit und Hygiene sowie angemessene Kleidung im Alltag großgeschrieben. Doch wo sind all diese Faktoren heute? Gegenwärtig lässt sich nur mehr darüber nachdenken, weshalb der Begriff Schönheit undefiniert ist.

Der Begriff Exklusion bedeutet wörtlich Ausschluss und entstammt dem Lateinischen exclusio das auch für Ausgrenzung steht. Er beschreibt in der Bildungssprache den Umstand, dass jemand von einem Vorhaben oder einer Versammlung, von einer Gruppenzugehörigkeit oder aus gesellschaftlichen Zusammenhängen ausgeschlossen –demnach exkludiert wird. In der damaligen Zeit bedeutete der Zustand der Exklusion meist große Erschwernis.

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In den europäischen Gesellschaften, in denen wir heute leben, vergisst man allzu gerne, dass Exkludieren für die Gesundheit des Systems relevant ist. Beispielsweise werden Gesetze zunehmend erweitert und Formulare für die Wirtschaft immer weiter integriert, dabei ist Weglassen ein entscheidender Faktor – denn es stellt den ersten Schritt in einem Veränderungsprozess dar.

Ein anderes Beispiel sind Logos: „Logos and branding are so important. In a big part of the world, people cannot read French or English – but are great in remembering signs.” Das sagte der 2019 verstorbene Chanel-Chef Karl Lagerfeld. Er spricht hier über zwei Facetten und das sehr eloquent, denn zum einen spricht er über die Bedeutung der Symbole, die über der Schrift stehen und zum anderen vom Bild. Subtil kann man zwischen den Zeilen die Kritik am Sinken der Lesekompetenz und der Abnahme der Vielsprachigkeit herauslesen. Eines meint er jedoch eindeutig, für Konsum, sind die Logos wichtig, denn es sind Bilder und die werden schneller verstanden als Schriftzüge. Doch wenn die Dummheit und Analphabetismus im Vormarsch sind, wo geht es dann mit der Abgrenzung hin? In der Gegenwärtigen Kultur sind Bilder und Bewegtbilder mehr und mehr wichtig. Darauf weist Lagerfeld in jedem Fall hin.

Die Wahrnehmung hat sich ungesund zum Dauer-Bejahen verschoben

Die um sich greifende Inklusion basiert zum einen auf der fehlenden Entscheidungsfähigkeit, zum anderen auf der gegenwärtigen Komplexität. Es ist schlichtweg einfacher, zu allem „Ja” zu sagen, als etwas mit einem klaren „Nein” abzulehnen.

Betrachtet man in diesem Zusammenhang das gegenwärtige Verständnis von Schönheit, drängt sich folgender Gedanke auf: Es braucht Hässlichkeit und Ausgrenzung, um die Exklusivität von Schönheit in ihrer Bedeutung und Stellung in unserer Gesellschaft zu definieren.

Doch derzeit gilt „Big” als beautiful, und „Alt” wird als „das neue Jung” gefeiert. Was früher als hässlich oder als Minderheiten-Thematik an den Rand gedrängt wurde, wird heute überbordend und überproportional in die Gesellschaft integriert. Ein Beispiel? Es geht noch weiter: Ungewaschenes Haar gilt als lässig, fehlende Rasur als schick, und die Jogginghose oder Leggings wird nicht mehr nur beim Sport, sondern im Büro getragen. Weshalb?

©Militär Aktuell

Die Kultur verschob sich in Richtung der Bequemlichkeit!

Kultur besteht heute nicht aus Verboten, sondern aus Angeboten. Normen und Rahmen sind out, Vorschläge sind nun in. In der Kultur geht es um das Marketing, also darum Versuchungen anzubieten, Anziehungsmagneten zu kreieren. Es geht dabei um die Öffentlichkeitsarbeit, also um Werbung. Herkömmliche Regeln, die die Gesellschaft einst zusammenhielten, wurden seit der Liberalisierung der 1970er-Jahre sukzessive und Schritt für Schritt hinterfragt sowie aufgelöst. An die Stelle der Regeln, die die Kultur eingrenzten, trat das Produzieren, das Säen und Pflanzen neuer Bedürfnisse sowie die Anregung von Kaufkraft, anstatt diese aufzuzwingen. Zygmunt Bauman beschreibt diese Gedanken hinsichtlich des Kulturbegriffes schon früh.

Heute ist der Begriff Kultur in Unternehmen und Militär genauso präsent, wobei es dabei um den Kontext der Organisationskultur, der Führungskultur, der Kommunikationskultur oder der Teamkultur geht. Der Begriff Kultur bezeichnet in seiner Bedeutung ein gelebtes Selbstverständnis oder beschreibt den Zeitgeist einer Epoche, genauso wie den Herrschaftsstatus einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse mit ihren Anschauungen. Die Bandbreite der inhaltlichen Bedeutung ist demnach entsprechend ausgesprochen weit gesteckt.

Weltweit betrachtet gibt es gerade hinsichtlich des Schutzes von Kulturgütern eine Vielzahl von Abkommen sowie Gesetzen, wie beispielsweise das UNESCO-Kulturerbe und den damit verbundenen internationalen Schutz von materiellen als auch immateriellen Kulturgütern, wie beispielsweise Nahrungsmittel aus bestimmten Regionen mit regionaler Herstellungskultur, als auch Architektur und Kunst bis Tradition. Zieht man nun wieder den Organisationskultur-Begriff heran, so ist festzustellen, dass man sich gerne hinter dem Wort der Kultur versteckt. Doch weshalb wird die Kultur hier zum Problem? Sie wird in Unternehmen als ein Teil des immer persönlicher zu gestaltenden Berufslebens gesehen und nicht als Etwas, dass sich herausbildet aus langen Erfahrungen. Das ist jedoch ein Missverständnis des Begriffes, denn …

Kultur entsteht oder eben auch nicht, durch das eigene tägliche Verhalten, genauso wie die Art der Kommunikation miteinander

Es ist klar nicht die Unternehmenskultur allein, sondern etwas das am Einzelnen genauso liegt. Wenn man daher Teil eines Unternehmens, einer Organisation oder des Militärs ist, ist man selbst auch Gestalter genau dieser Kultur. Es geht somit um Eigenverantwortliche Selbstführung, als auch um eine adaptive Gemeinschaftsfähigkeit im Wechselspiel und nicht um ein Entweder-oder.

Was begegnet einem an dieser Stelle als Gegenargument des Gegenübers vielerorts? Eine bequeme Aussage meist: „Ich bin der Eine oder die Eine und kann gar nichts ändern.” Oder: „Ich habe da keine Lust dazu.” Oder: „Es interessiert mich nicht, ich kümmere mich bereist um …”

Was bedeutet das jedoch für die Kultur im Unternehmen oder der Organisation – egal ob militärische als auch zivilwirtschaftlich – bezogen? Das ist sehr einfach, wer eine andere Kultur möchte, muss sich selbst in der Bringschuld sehen und diese nicht an andere abschieben. Doch das Abschieben ist wesentlich bequemer, weshalb genau dort auch einige mit ihren Aussagen wie oben gelandet sind. Doch man muss selbst entscheiden, ob man selbst tätig werden möchte und die Möglichkeiten zur Gestaltung nutzen möchte oder ob man das nicht möchte, alles als schwierig sieht sowie es als zu belastend empfindet und dann in Wehklagend keinen Sinn mehr findet. Gerne geht dies übrigens mit Stammtischparolen einher. Hier bringt jedoch Selbstmitleid oder Jammern wenig, sondern eben aktiv werden und sich Gedanken machen was man als „Ich” in der betrieblichen, militärischen, zivilen oder österreichischen Kultur, die geändert gehört, selbst verändern kann.

Wenn wir im Leben auf eine große Hürde – die Herausforderung – treffen, stellt sich folgende Frage: steht man auf und kämpft weiter oder gibt man auf und resigniert? An dieser Stelle kommt die Selbstwirksamkeit zu tragen: Die tiefe innere Überzeugung, man kann etwas verändert, treibt hier an. Hat man den Glauben, ein Ziel erreichen zu können, so erreicht man es auch. Man stellt sich den Hindernissen, die sich in den Weg stellen und findet Lösungen.

Von Kulturlosigkeit und weshalb die Ford’sche Weltsicht Mut macht

„Egal ob du denkst, du schaffst es, oder du schaffst es nicht – du wirst damit recht behalten.” Genau das wusste bereits der Erfinder Henry Ford. Doch warum reagieren Menschen mit Hilflosigkeit bei Herausforderungen? Wie kann hier die Selbstwirksamkeit gestärkt werden? Kultur gibt es dann, wenn folgender Satz gilt: nicht inkludiert ohne etwas oder andere zu exkludieren.

Wie steht es damit in den aktuellen Kulturtrends und der Haltung zu Österreich? 2022 vertrauten 16 Prozent in einer Umfrage von RedTD im Trend Radar voll auf das Bundesheer. 30 Prozent standen dem Bundesheer von eher nicht, bis nicht und keine Angabe gegenüber. Der unentschlossene Rest war unsicher beim Vertrauen in das österreichische Militär. Doch weshalb? Fehlt es hier an österreichischer Kultur? 2022 fühlten sich 30 Prozent der Befragten durch den Ukraine-Krieg (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) bedroht und für die Haltung Russlands gab es kein Verständnis.

Eines springt hier ins Auge: die Befragten sind unzufrieden mit der Position, die Österreich bezogen hat. An dieser Stelle kann das Thema der Neutralität herangezogen werden. Wie sieht Österreich diese? 61 Prozent der Bevölkerung wünschen eine verstärkte Ausrichtung des Militärs auf die Landesverteidigung. Woraufhin das Budget des Heeres erhöht wurde und in den kommenden Jahren dringend notwenige Anschaffungen weiterhin getätigt werden. Eines sticht zusätzlich ins Auge: die Ahnungslosigkeit der Befragten über den Sinn und die Aufgaben des Bundesheeres. Neun von 10 Befragten wünschten sich mehr Information zur Neutralität und den Streitkräften.

Diese Umfrage zeigt deutlich die in Informationsbeschaffungshilflosigkeit gefangene Bevölkerung. Woran liegt das? Wissen die Österreicher noch, was ihre Kultur ist? Was ist ein kulturelles Österreichverständnis.

Taktische Medizin: In kritischen Momenten richtig handeln

Die Wiener granteln, die Österreicher sudern. Soweit die Wahrnehmung zu den Österreichern von Touristen beziehungsweise aus der Sicht des Auslandes. Doch wie definieren die Österreicher sich selbst? „Neo-Österreicher” kennen sich mit der österreichischen Kultur oftmals besser aus, als die Österreicher selbst. Das ist doch tatsächlich eher Besorgnis erregend. In der Schule hört man vielleicht etwas über die österreichische Kultur, doch wer kann sich tatsächlich an den Unterricht zur „Wiener Klassik” als stilprägende Epoche im Musikunterricht oder ähnliches erinnern?

Österreich prägte den Walzer, kulinarisch ist die Kaffeehauskultur relevant und rot-weiß-rote Weine werden weltweit exportiert. Heurigen sind ein einzigartiges Kulturerbe, es gibt sie nur in Österreich. Soweit die Kultur. Wäre einem das eingefallen, ohne es hier aufzulisten? Wer ehrlich ist, hatte wohl wenig davon automatisch beim ersten Gedanken im Kopf. Die meisten lernen in der Schule nämlich kaum etwas zur österreichischen Kultur, was zu hinterfragen ist.

Integrierte Ausländer kennen meist die Ruhezeit, die zwischen 22.00 und 6.00 Uhr liegt – und wissen über die Müllentsorgung bescheid. Wie steht es bei allen Österreichern allerdings um das tägliche Grüßen der Nachbarn oder im Büro beispielsweise? Meist fehlt es, von der aufzuhaltenden Türe für den Nächsten hinter einem, ganz zu Schweigen.

Kurzum: es fehlt an Bewusstsein für Österreich, weil hier bereits Werte und Haltung fehlen. An ihrer Stelle herrschen stattdessen Neid und Missgunst vor. Die Hausordnung der Österreicher fehlt. Mit einer ersten Abmahnung und zweite Abmahnung …

Wo sind die Grenzen der Österreicher für sich und ihr Umfeld selbst geblieben? Wenn der Inländer kaum über die Kultur und Geschichte seines Landes Bescheid weiß, wie soll er dann Werte und Haltung anderen Gegenüber vertreten? Wie soll das Bundesheer dann bestehen können in den Köpfen der Menschen, wenn die Kultur der Landesverteidigung in den Gedanken zum Land fehlen? Heute ist unklar, wer ein Bleiberecht hat und wer gehen muss, denn eine schier undurchblickbare Bürokratie, die als Zeichen von Entscheidungsarmut gewertet werden kann, braucht für Beschlüsse Jahre. Ein Symptom der fehlenden Abgrenzungskultur?

Betrachtet man Medien, so kommt ein weiterer Faktor hinzu: die Ahnungslosigkeit. Es herrscht Unwissen und eine Unfähigkeit in der klaren Kommunikation, denn „Nein” gibt es nicht mehr. Eine Scheu zum „Nein”-Sagen ist flächengreifend zum Problem geworden. Toleranz, Neid, Missgunst sowie ein Pseudoverständnis sind an seine Stelle getreten. Weltbilder können nicht mehr untereinander ausgetauscht werden, stattdessen herrschen Glaubensätze vor und argumentierende Gedanken gehen in Medien mehr und mehr verloren. An ihre Stelle treten Emotionen. Rhetorik und Argumentation auf der sachlichen Ebene fehlt.

Warum kann besonders das Militär im Kulturwandel etwas beitragen?

Im Militär bedarf es eines Kulturwandels der Selbstwahrnehmung, denn es ist der Bevölkerung unklar, was die Streitkräfte für die Bevölkerung repräsentieren. Wie tragen sie zur nationalen Zusammengehörigkeit bei und wo grenzen sie sich ab? Welche Werte repräsentiert das Militär heute für die Bevölkerung?

Ursprünglich hatte Maria Theresia eine geniale Idee, in der das Militär bahnbrechend beteiligt war. Es war die Erfindung der allgemeinen Schulpflicht. Sie hatte nämlich zwei wesentliche Problemlagen klug miteinander kombiniert: Die arbeitenden Kinder hatten trotz Einschränkungen nach wie vor zu viel Arbeit zu verrichten, was zu Verstümmelungen und Arbeitsunfällen führte. Maria Theresia wollte ihnen daher mehr Ruhezeiten zukommen lassen. Auf der anderen Seite gab es gebildete Offiziere, die Zeit hatten und klug waren, jedoch ihre Klugheit nicht zeigen konnten, weshalb die Kaiserin einen Weg suchte, um beide miteinander zu kombinieren. Also wurden die Kinder vom Morgen mit dem Hintergrund der „Regeneration” bis zum Mittag in die Schule gesetzt. Sie sollten ihre Körper ausruhen und ihre Köpfe sollten betätigt werden. Die Offiziere übernahmen die Funktion der Lehrer. So kam es zu einer Verknüpfung von Militär und Schule. Die Landesverteidigung hatte somit plötzliche eine Verbindung zu allen. Dieser Ansatz ist einer, der überlegenswert ist, um den kulturellen Wandel in Österreich, weg vom Hilflosen alle Lieben-müssenden-Tun, hin zum aktiven Handeln, nämlich zum Beispiel mit Hilfe von Militärs, hinzubekommen.

Das Militär verfügt nach wie vor über eine wichtige Fähigkeit, die in der Gesellschaft weitestgehend verloren geht: das Erlernen von Softskills. Das Militär ist eine dynamische Bildungseinrichtung, was der Bevölkerung nur wenig bekannt ist. Es gibt für Soldaten eine klar definierte dienstliche Anrede, die Distanz zum Gegenüber mit vier Schritten Abstand, um Respekt zu zollen, das Grüßen mit einem zustimmenden Nicken in die Richtung der begrüßten Person. Kurz: es wird Höflichkeit im Umgang miteinander trainiert.

Woher kommt nun aber das Versagen von klaren Grenzen im Militär, seitens der Österreicher, in der Politik, der Wirtschaft und so weiter? Eines ist bemerkbar: Glaubenssätze ersetzten Haltungen und lange entwickelte Werte. Daraus resultiert die empfundene Hilflosigkeit und in Folge entsteht ein Gefühl, dass jede Hoffnung verloren ist. So werden Menschen zum Spielball fremder Interessen und bleiben im extremen Fall immer mehr der Passivität verhaftet. Hilflose Menschen begeben sich gerne in Abhängigkeit von anderen, anstelle selbständig und proaktiv das Leben zu führen, es wird abgewartet und andere sollen es richten. Nun stellt sich die Frage, wie kann Österreich wieder Selbstwirksam werden? Die Antwort liegt bei jedem einzelnen Bürger. Ein Team aus selbstwirksamen Bürgern erzeugt einen gestärkten Staat und natürlich ein wirksames Heer.

Wie sprengt man Unbegrenztheit oder Begrenztheit?

Beispielsweise gibt es Mannschaften, die vollkommen über sich hinauswuchsen, als sie objektiv vor einem weit überlegenen Gegner standen. Island bewies bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 gegen die englische Nationalmannschaft Rückgrad. Der koboldliebende Inselstaat mit nur 400.000 Einwohnern hat ein fußballfanatisches Land mit über 55 Millionen Einwohnern besiegt und schlussendlich aus dem Turnier geworfen. Demnach ist Selbstwirksamkeit eine Haltung von sich selbst mit dem Menschenbild des „ich´s” in sehr hoher Motivation. Was motiviert, ist immer ganz konkret als Ziel definiert und auf dieses ausgerichtet. Demnach kann jeder seine Selbstwirksamkeit steigern durch das Setzen eines Zielfokuses.

Wie kann nun eine ganze Gesellschaft glauben, dass sie nichts ausrichten kann? Der Bannister-Effekt, von Roger Bannister beschrieben, die Motivation von Läufern, die einen langen Rekord brachen. Roger seines Zeichens war selbst Läufer. Zehn Jahre lang wurde eine Meile nie unter der Rekordzeit von knapp mehr als vier Minuten gelaufen. Da keiner diese Distanz schneller zurücklegen konnte, waren alle Fachleute davon überzeugt, es sei schlichtweg ein Fakt, dass hier das menschliche Limit an Leistung erreicht war. Roger Bannister war damals Läufer und Medizinstudent. Er vertrat die Überzeugung, dass es Menschen möglich ist, weniger als vier Minuten für eine Meile im Lauf zu benötigen und setzte sich dieses Ziel. Für sein Ziel trainierte er täglich eine halbe Stunde. Er trainierte außerdem mental, indem er seinen Erfolg visualisierte, indem er mit geschlossenen Augen die Ziellinie mit einem Rekord durchlief. So überwand er den Glaubenssatz, das geht nicht.

Weiters schrieb er sein Ziel auf ein Stück Papier und steckte es in seinen Schuh. Am 6. Mai 1954 lief er die Meile in 3 Minuten und 59,4 Sekunden und knackte damit die 4-Minuten-Schallmauer. Weitere Rekorde folgten.

Dieses Beispiel zeigt, dass der Glaube an das eigene Ziel Berge versetzten kann. Der Bannister-Effekt beschreibt somit die Tatsache, dass Menschen etwas deshalb nicht schaffen, weil eine Gesellschaft oder das Umfeld glaubt, das etwas unmöglich ist. Daraus folgt die kollektive Hilflosigkeit gepaart mit unambitionierten Zielen. Doch in dem Moment, wo jemand öffentlich beweist, dass eine Lage veränderbar ist, zerstört diese die Kollektividee und den begrenzenden Glaubenssatz. Die Folge ist, auch andere sind angeregt, das Ziel zu erreichen und eine Kettenreaktion tritt in Kraft. Kurzum ist klar, sobald die mentale Barriere wegfällt, ist alles wieder möglich. Ähnliche Beispiele sind die Aufhebung des Glaubens, dass Frauen für die Wissenschaft geistig ungeeignet sind, weshalb ihnen von der Antike bis zum Beginn der Neuzeit eine Teilnahme an diesem Bereich lange verwehrt blieb. Erst Frauen wie Marie Curie zeigten, dass Frauen sehr wohl forschen können.

Was hilft nun dabei, die Hilflosigkeit abzulegen?

Im ersten Schritt müssen Ängste und Hemmnisse des Erfolgserlebnisses klar werden. Das gleicht jemandem, der einen Führerschein hat, jedoch nie mit dem Auto fährt und durch das Vermeiden des Fahrens an Selbstvertrauen verloren hat. Es braucht demnach Erfolgserlebnisse, und zwar positive. Ideal ist es, an diese positiven Erfahrungen durch das Erzählen darüber beispielsweise zu erinnern. So wird sukzessive die Resilienz gegenüber Fehlern gesteigert. Das gelingt mit dem Tagesabschluss und folgenden Fragen beispielsweise:

  • Was ist heute besonders gut gelungen?
  • Welche schwierige Situation wurde anders gemeistert als sonst?
  • Wer wurde heute erfreut?

Werden diese Erfolge aufgeschrieben, ändert sich das Selbstbild. Im zweiten Schritt werden Kompetenzen aufgebaut. Durch die Unterweisung einer kompetenten Person wird die eigene Fähigkeit gesteigert, indem man Übungen macht oder Unterricht erhält.

Lernt man etwas Neues, wird das entsprechende Verhalten gefördert und motiviert. Sobald die neue Fähigkeit erlangt ist, möchte man sie anwenden und zeigen – und das wiederum verstärkt die Übung und festigt die Kompetenz.

Der dritte Schritt ist das Vorbild. Sobald man eine Person als Vorbild hat, die die gewünschte Fähigkeit bereits besitzt, wird die Wirksamkeit dieses Könnens in der Praxis greifbar. Nach dem Motto „Wenn der das kann, kann ich das auch“ wird die Selbstwirksamkeit gestärkt.

Möchte man in einen höheren Dienstgrad aufsteigen, ist es ratsam, mit Personen in dieser Position Kontakt zu pflegen und das eigene Vorhaben offen zu kommunizieren. Dadurch entstehen Gespräche über Techniken der Hindernisüberwindung, und Herausforderungen lassen sich leichter bewältigen.

Der vierte und letzte Schritt zur Förderung der Selbstwirksamkeit ist die Unterstützung durch das soziale Umfeld. Positive Erwartungen anderer an die eigene Leistung haben eine stärkende Wirkung. Je positiver diese Erwartungen sind, desto eher wird das Ziel erreicht.

Dies entspricht dem Rosenthal-Effekt, der das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung beschreibt: Eine positive Erwartungshaltung gegenüber einer Person steigert deren Motivation und führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg.

Woher kommt das Narrativ zur Gefahr der Selbstwirksamkeit?

Gesellschaftlich nimmt sich Österreich selbst die Kraft, indem es seinen Bewohnern suggeriert: „Der Bürger hat Probleme im Leben? Schuld sind seine Eltern, die systemisch benachteiligende Gesellschaft, korrupte Regierungen, die böse Wirtschaft, die halsabschneiderischen Vermieter, der eigene Partner, der tyrannische Vorgesetzte und so weiter.”

Doch welche Denkmuster macht man sich dabei eigentlich bewusst? Hier einige Beispiele:

  • Ein Schüler ist in drei Fächern schlecht. Sofort beginnt die Schuldzuweisung: „Das bildungsferne Elternhaus ohne Lesekultur ist schuld. Die Gesellschaft hat diesem Kind keine Chance auf Bildung gegeben, und der Wohnort sowie die sozialen Umstände verhindern schulischen Erfolg. Die Herkunftsfamilie wurde sozial benachteiligt.”
  • Eine bestimmte Personengruppe scheitert in Beruf und Karriere. Die Ursache liegt – angeblich – außerhalb der Betroffenen:„Die Gesellschaft ist systemisch diskriminierend und sozial undurchlässig. Arbeitgeber urteilen falsch und voreingenommen bei der Personalentwicklung.”
  • Eine ältere Person findet keine Arbeit: „Die Unternehmen wollen niemanden mehr, der bald in Pension geht – sie diskriminieren ältere Arbeitnehmer.”

In den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wohlstand oder begehrte soziale Positionen entstehen solche „Erzählungen”, mit denen sich Menschen ihre Lage erklären. Dies ist Sozialdeterminismus in Reinform – die Ursachen für Schwierigkeiten werden ausschließlich im Außen gesucht und von der eigenen Verantwortung wegdelegiert.

Das Opfer-Narrativ: Bequemlichkeit statt Selbstverantwortung

Dieses Denkmuster zeigt stets mit dem Finger auf andere, um selbst nicht ins Handeln kommen zu müssen. Stattdessen werden Ausreden gesucht, um das eigene Weltbild der Hilflosigkeit aufrechtzuerhalten. Dies nennt sich Opfer-Narrativ.

Doch was passiert, wenn man die eigene Machtlosigkeit in Selbstermächtigung umwandelt und beginnt, die sich selbst erfüllenden Prophezeiungen zu durchbrechen? Dann verändert sich die Situation von selbst.

Denn niemand ist ein passives Opfer – jeder kann aktiv gestalten. Natürlich erfordert der Perspektivenwechsel vom passiven Leidenden zum aktiven Gestalter des eigenen Lebens eine Herausforderung. Schließlich ist es bequemer, die Verantwortung für Probleme auf andere abzuschieben.

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Die Bedeutung der Wahrheit und ihre Abgrenzung zum Gerede

An diesem Punkt ist es wichtig, sich mit der eigenen Wahrheit auseinanderzusetzen.

Im Russischen gibt es zwei Begriffe für Wahrheit:

  • Pravda (ПРАВДА) bezeichnet eine der Wirklichkeit entsprechende Aussage oder Meinung, also eine subjektive Wahrheit.
  • Istina (ИСТИНА) bedeutet das, was wirklich der Fall ist, was Bestand hat und objektiv zutrifft.

Im Russischen wird also klar zwischen einer Aussage (die sich ändern kann) und objektiver Wahrheit unterschieden. Diese Abgrenzung kann als Vorbild dienen, wenn es darum geht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die eigene Verantwortung für das persönliche Leben und die Zielverfolgung zu erkennen.

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