Explosionen, Brände und zerstörte Infrastruktur: Kriege sorgen für viel menschliches Leid. Die Kämpfe belasten aber auch Umwelt und Klima – und das oft über viele Jahrzehnte.

Als Wladimir Putins Truppen in den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022 ihren Angriff auf die Ukraine starteten, begannen sie damit auch eine Großoffensive gegen das Klima. Wie der niederländische Wissenschaftler Lennard de Klerk errechnete, verursachte Russlands Angriffskrieg allein im ersten Jahr etwa so viele klimaschädliche Emissionen wie zeitgleich ein Land der Größe von Belgien.

Gemeinsam mit einem internationalen Team bestimmte de Klerk systematisch die direkten und indirekten Emissionen des Krieges. Dabei berücksichtigten sie auch vermeintliche Nebenschauplätze wie die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines und die Emissionen durch Fracht- und Passagierflugzeuge, die seit Ausbruch der Kämpfe das Kriegsgebiet weiträumig umfliegen müssen.

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Ihren Berechnungen zufolge wurden im Zuge der Kampfhandlungen allein im ersten Jahr 120 Millionen Tonnen CO2-Emissionen-Äquivalente ausgestoßen. Überraschend: Den Anteil der Emissionen, die durch das direkte Kampfgeschehen verursacht werden, schätzten die Experten auf „nur” 19 Prozent des Gesamtausstoßes – und selbst davon sei ein Großteil auf den Spritverbrauch der beiden Armeen zurückzuführen. Allerdings: Mit den Kampfhandlungen in unmittelbarem Zusammenhang stehen auch die CO2-Emissionen durch brennende Fahrzeuge und Gebäude (15 Prozent).

Mit rund 50 Millionen Tonnen entfällt der größte Teil der Emissionen übrigens auf den Wiederaufbau nach dem Krieg, wenn Häuser, Industriegebäude und Infrastruktur neu errichtet werden müssen. „Der Krieg ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie” so Klimaforscher de Klerk. „Doch es gibt auch große Umweltschäden.”

„Der Krieg ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie. Doch es gibt auch große Umweltschäden.“

Klimaforscher Lennard de Klerk

Wie Kriege der Vergangenheit zeigen, sind viele dieser Umweltschäden sogar Jahrzehnte später noch messbar. So waren bei einer Untersuchung im Jahr 2019 in den Böden Vietnams noch immer Rückstände des Entlaubungsmittels „Agent Orange” festzustellen. Zwischen 1962 und 1971 hatten die US-Amerikaner im Vietnamkrieg zwischen 45 und 80 Millionen Liter des Herbizids auf die Wälder des Landes niederregnen lassen, um die Bäume zu entlauben und dem Vietcong die Tarnung zu erschweren. Auch in Syrien, im Iran und im Irak sind immer noch viele Böden und das Grundwasser durch ausgelaufenes Öl verseucht, praktisch in allen Konflikten werden nachhaltig große Waldgebiete zerstört – so auch in der Ukraine. Schon mit Ende des vergangenen Jahres vermeldete Kiew die Vernichtung von 280.000 Hektar Wald – inzwischen muss diese Zahl wohl deutlich höher angesetzt werden.

Quelle@Getty Images