Was bislang nur unter Insidern gemunkelt wurde, wird nun vom Pentagon ganz öffentlich zum Thema gemacht: Beamte des US-Verteidigungsministerums kritisieren China für die teils kritischen Abfangmanöver und Annäherungen seiner Kampfjets und Kriegsschiffe und veröffentlichten entsprechendes Bild- und Videomaterial.
Die Beamten des US-Verteidigungsministeriums vermuten hinter dem „unsichere Abfangen” von US-amerikanischen und alliierten Flugzeugen im internationalen Luftraum „eine zentralisierte und konzertierte Kampagne” chinesischer Stellen, um „eine Änderung der rechtmäßigen operativen Aktivitäten der USA zu erzwingen”, so Ely Ratner, der stellvertretende Verteidigungsminister für den Indopazifik Sicherheitsangelegenheiten in einem Briefing vor Journalisten im Presseraum des Pentagons.
Ratner und Marineadmiral John Aquilino, der Kommandeur des US-Indopazifik-Kommandos, sprachen dabei über die Gefahren, die diese chinesischen „Abfangangriffe” für den Frieden in der Region darstellen und präsentierten 15 exemplarische Fälle von angeblich 180 entsprechenden Vorfällen in den vergangenen Jahren.
Die chinesischen Abfangaktionen sollen sich dabei nicht auf den Himmel im internationalen Luftraum beschränken. Ratner sagte, dies sei nur Teil eines umfassenderen Musters des Verhaltens der chinesischen Volksbefreiungsarmee „in der gesamten Region und in allen Gebieten”. Demnach sei auch die „Belästigung” US-amerikanischer und alliierter Kriegsschiffe durch chinesische Schiffe in den Gewässern des Ostchinesischen Meeres im Südchinesischen Meer zuletzt deutlich angestiegen. „Wir hören ähnliches von unseren indischen Partnern auch an Land”, so Ratner weiter. Er vermutet dahinter Ausschnitte „eines viel umfassenderen Bildes”.
Ratner gab zudem einen Ausblick auf einige Informationen aus dem demnächst erscheinenden Chinese Military Power Report, wonach chinesische Kampfflugzeuge zunehmend riskante Einsatzverhalten an den Tag legen. „Seit Herbst 2021 haben wir mehr als 180 solcher Vorfälle gesehen – das sind mehr Vorfälle in den vergangenen zwei Jahren als im gesamten Jahrzehnt davor”, sagte Ratner. „Das sind insgesamt fast 200 Fälle, in denen PLA-Betreiber rücksichtslose Manöver teils mit nur 15 Metern Abstand zu unseren Maschinen durchgeführt, Chaff-Wolken abgefeuert und Leuchttäuschkörper abgeschossen haben oder sich zu schnell oder zu nahe an US-Flugzeuge angenähert haben.”