Das Bundesheer hat Anfang des Jahres den Ankauf von 30 weiteren Radpanzern des Typs Pandur Evolution bekanntgegeben. Das ist nicht nur für Hersteller General Dynamics European Land Systems-Steyr eine gute Nachricht, sondern auch für viele andere heimische Betriebe – rund 70 Prozent der Wertschöpfung passieren in Österreich.
Was macht man, wenn man ein gutes Produkt im Portfolio hat, das sich bei Kunden bewährt? Richtig! Man macht es noch besser. So geschehen beim neuen Pandur Evolution, der auf dem vor mehr als 20 Jahren im Bundesheer eingeführten Pandur 6×6 aufbaut, aber mit einer weit größeren „Überlebensfähigkeit” daherkommt und auch sonst zahlreiche Verbesserungen aufweist. Der in Wien-Simmering angesiedelte Hersteller General Dynamics European Land Systems-Steyr hat den Minen-, IED- (Improvised Explosive Device = Sprengfallen) und ballistischen Schutz komplett überarbeitet und dem Fahrzeug ein leistungsstärkeres Powerpack (Motor/Getriebe) mit einem Leistungsgewicht von rund 25 PS pro Tonne und einem Drehmoment von über 1.600 Newtonmeter (Nm) verpasst. Der Mannschaftsraum ist nun modular gestaltet, eine hydraulische Heckrampe mit Nottüre ersetzt die Hecktüren mit Mittelsteg. Als Bewaffnung wurde die im Bundesheer schon davor erfolgreich eingeführte 12,7-mm-Waffenstation von ESLAIT integriert und zusätzlich bekam die neue Pandur-Generation auch noch ein 360-Grad-Kamerasystem verpasst.
Das Besondere daran: Die Entwicklung des Fahrzeugs fand in Österreich statt, aber auch die Endproduktion und ein Großteil der Vorarbeiten passiert unter Einbeziehung zahlreicher Zulieferer hierzulande (siehe Grafik auf der nächsten Seite). Die Raytech Vertriebs GmbH aus Brunn am Gebirge steuert beispielsweise die Verkabelung des gesamten Fahrzeugs bei sowie E-Boxen und speziell für die Bedürfnisse des Bundesheeres entwickelte Innenraumleuchten. Die oberösterreichische System7 Metal Technology GmbH wiederum fertigt für den Pandur Laserteile, Metallkomponenten und Schweißbaugruppen. Die Vortests für die Minenschutzsitze wurden bei Inventus Development in Vorarlberg absolviert und die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) zeichnet unter anderem für die Bearbeitung der geschweißten Mannschafts-, Fahrer- und Kommandanten-Lukendeckel, Rampen, Kuppeln sowie Kühlerwannen und Befestigungsträger verantwortlich.
„Insgesamt sind es mehr als 200 Lieferanten, die von der Schraube bis zum Getriebe einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Projektes beitragen”, heißt es auf Anfrage vonseiten des Herstellers. Die nationale Wertschöpfung des 106-Millionen-Euro-Auftrags für die 30 Fahrzeuge umfassende zweite Pandur-Tranche liege ebenso wie beim ersten Auftrag bei rund 70 Prozent, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner anlässlich der Vertragsunterzeichnung Ende Jänner betonte: „Der Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten hat für mich oberste Priorität. Darüber hinaus dient diese Beschaffung aber natürlich auch der Sicherung und dem Ausbau von Arbeitsplätzen in Österreich.” GDELS-Steyr-Chef Martin Reischer stößt ins selbe Horn: „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir diesen wichtigen Auftrag erhalten haben. Aufgrund der österreichischen Wertschöpfung werden damit Hunderte von Hightech-Arbeitsplätzen gesichert.”
Freude über den Auftrag herrscht (naturgemäß) auch bei den Zulieferern. „Natürlich ist es für uns eine tolle Gelegenheit und wir hoffen auch auf Folgeaufträge”, sagt etwa Christian Wöhrer von der Wöhrer Metallbautechnik GmbH. Die Hintsteiner Group aus Mürzhofen zählt neben Unternehmen aus den Bereichen Motorsport, Automotive und Luftfahrt auch Konzerne des wehrtechnischen Sektors zu ihren Kunden und betont gegenüber Militär Aktuell die mit dem Auftrag verbundenen hohen Ansprüche: „Durch den speziellen Aufbau der Klimakanalkomponenten aus ausgewählten Verbundwerkstoffen wurden Splitterschutzeigenschaften erreicht, die erheblich zum Truppenschutz bei auftretenden Detonationen beitragen.”
Bei General Dynamics European Land Systems-Steyr in Wien Simmering hat die Montage der 30 neuen Pandur Evolution übrigens im August gestarten. Schon davor lief aber bei den Zulieferern im ganzen Land die Fertigung diverser Unterbaugruppen.
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