Der regelmäßig auch für Militär Aktuell tätige Autor Hagen Seehase erinnert in seinem neuen Buch „Libanon-Syrien-Feldzug 1941” an einen fast vergessenen Kriegsschauplatz des Zweiten Weltkriegs.

Schon mal von der Schlacht um Berlin gehört? Von der Schlacht um Stalingrad? Monte Cassino? Dem D-Day, Midway, dem Überfall auf Pearl Harbor und der Schlacht im Kursker Bogen? Natürlich. Wer sich für den Zweiten Weltkrieg interessiert, kommt an diesen Themen nur schwer vorbei. Davor, dazwischen und danach gab es aber auch viele eher unbekannte Kämpfe und Ereignisse, die für den Ausgang des Krieges trotzdem von mitentscheidender Bedeutung waren.

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Australische Truppen rücken auf Fort Khiam vor.

Eines dieser bislang eher unbekannten und medial unbeleuchteten Schauplätze war bislang auch der Feldzug der Briten gegen die französische Vichy-Regierung im damaligen Völkerbund-Mandatsgebiet Syrien und Libanon. Nach der Niederlage Frankreichs gegen Hitler-Deutschland im Juni 1940 hatte Marschall Philippe Pétain die Regierungsgeschäfte übernommen und das Deutschland-freundliche Vichy-Regime etabliert. Die Militärführung im Mandatsgebiet erkannte diese Regierung an, was den in der Region traditionell gut aufgestellten Briten natürlich überhaupt nicht passte. Die Sorgen in London wuchsen, als schließlich im Mai 1941 deutsche und italienische Flugzeuge Flugplätze in Syrien als Zwischenstopp für ihren Einsatz bei den Kämpfen im Irak benutzten und Kreta in die Hände der Wehrmacht fiel. Die Briten fürchteten nun einen Angriff der Achsenmächte auf Palästina und Ägypten, vor allem aber eine Unterbrechung ihrer Ölnachschubwege in der Region, und sahen sich zum Handeln gezwungen.

@MilizverlagIn der Folge initiierten die Briten einen Eroberungsfeldzug einer eher bunt zusammengewürfelten Armee aus Briten, Australiern, Freifranzosen, Indern, lokalen Milizen und Beduinen aus Transjordanien. Hagen Seehase beschreibt in seinem mit Archivmaterial reich bebilderten Buch „Libanon-Syrien-Feldzug 1941” (Österreichischer Milizverlag, 138 Seiten, 22 Euro, 2022) gewohnt objektiv und detailliert einerseits die operativ-strategische Gesamtsituation und das Kräfteverhältnis im Vorfeld der Auseinandersetzungen, andererseits aber vor allem den Fortgang der Kämpfe, die am 8. Juni 1941 ihren Anfang fanden.

An dem Tag überquerten zwei Brigaden der australischen 7. Infanteriedivision die Grenze und marschierten in Richtung Beirut und Rayak. Praktisch zeitgleich legten auch andere Truppen los und schon am Tag danach kam es zur Schlacht im Litani, wo die australisch-britischen Truppen bei ihrem Vormarsch von den Vichy-Verteidigern nicht aufgehalten werden konnte. Aus dem Plan der Briten, innerhalb weniger Stunden bis Beirut vorzurücken, wurde zwar nichts, das war schnell klar. Am 14. Juli konnte die „Operation Exporter” aus Sicht der Briten aber trotzdem erfolgreich abgeschlossen werden: Das Mandatsgebiet wurde besetzt.

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Quelle@Gemeinfrei