Seit einigen Tagen sind in chinesischen sozialen Medien, auf Websites und in Blogs grobkörnige Bilder des neuen chinesischen Angriffshubschraubers Z-XX oder Z-21 zu sehen. Dieser „chinesische Apache” ist offensichtlich eine Weiterentwicklung des Z-20, der selbst ein Klon von früher aus den USA beschafften S-70 Black Hawk ist.
Der Z-20 war in den vergangenen Jahren von China für bewaffnete Transporte und maritime Einsätze weiterentwickelt worden. Die neue Maschine scheint nun auf dem Triebwerk sowie dem Antriebsstrang des Modells aufzubauen und löste gleich Spekulationen darüber aus, wofür China (noch) einen neuen reinen Kampfhubschrauber benötigt und welche zusätzlichen Fähigkeiten das neue Modell gegenüber dem bereits eingeführten Z-10 (oder einer aktualisierte Version davon, wie die Exportversion Z-10ME, die vergangenen Monat in Singapur gezeigt wurde) bieten könnte. Und was auch immer diese Fähigkeiten sein mögen: Was ist der Grund dafür, dass sie nicht einfach in ein Z-10-Upgrade integriert werden können?
Eine mögliche Antwort könnte in Chinas Interesse an einer gemeinsamen Kommunalität und besseren Modularität mit dem Z-20 liegen. Dieser wurde ab 2013 in der Volksarmee eingeführt und ist – mit fünf statt vier Rotorblättern und dem Heckrotor auf der anderen Seite – von den 24 „zivilen” S-70C-2 abgeleitet, die 1984 offiziell nach China verkauft wurden. Die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass Modularität sicherere und schnellere Entwicklung, Herstellung und Wartung bedeutet. Dies würde wichtig sein, wenn die Z20/Z21-Serie und nachfolgende Varianten in großer Zahl produziert werden. Andererseits ist die größte Änderung wohl das Gesamtgewicht (MTOW). Der Z-10 ist ein Gerät der 7-Tonnen-Gewichtsklasse, während der Z-21 in der 10-Tonnen-Gewichtsklasse angesiedelt sein dürfte, ähnlich dem US-amerikanischen AH-64 Apache oder dem russischen Mi-28 (NATO: Havoc) Ein höheres MTOW bedeutet mehr Panzerung, mehr Sensoren, mehr Waffen, mehr Treibstoff oder eine beliebige Kombination davon. Hätte man den Z-10 mit einem neuen Triebwerk und Antriebsstrang um 3 Tonnen schwerer machen wollen, hätte dies im Grunde wohl ebenso die Entwicklung und Konstruktion eines neuen Hubschraubers bedeutet.
もう飛んでいるところまで映像が出てきたZ-XXくん。
こいつを今更作ってるのはやっぱ、Z-10には足りない、航続距離の強化と重武装へリの必要性ってことなんかね
Z-20ベースってことは最大離陸重量は単純に上だろうし、航続距離も増える。
単純にZ-10の上位互換な気がする
pic.twitter.com/KRiWDVVDhN— 妄想的な野菜生活(ウクライナダボス商工会議所) (@WangHuo62655) March 22, 2024
Was den Mi-28 betrifft, mit dem der neue Angriffshubschrauber – den ersten verfügbaren Bildern zufolge – eine gewisse Ähnlichkeit aufweist (aus manchen Winkeln), wird dieser oft mit dem AH-64E Apache verglichen, tatsächlich sind die Unterschiede aber doch sehr groß. Havoc trägt beispielsweise fast doppelt so viel Bewaffnung wie der Apache (von dem auch Chinas regionaler Rivale Indien nun seine ersten von 28 bestellten Maschinen in Betrieb genommen hat), obwohl er im MTOW nur eine Tonne schwerer ist. Das zeigt, wie eine schrittweise Verbesserung der Kapazität zu einer deutlich gesteigerten Kampffähigkeit eines Hubschraubers führen kann.
Black Hawk-Klon mit Tandem-Cockpit
Auf den Bildern, die den neuen Hubschrauber von unten zeigen, fallen sofort die kastenförmigen „Wangen”-Verkleidungen auf, wie man sie beim AH-64D/E findet, die von der Nase bis zum Heckausleger reichen. Während seine Masse sichtlich in starkem Gegensatz zum schlanken Körper des Z-10 steht, ist der Rumpf des neuen Hubschraubers in der typischen zweisitzigen Tandemkonfiguration, die bei den meisten modernen Kampfhubschraubern zu finden ist. Vom Z-20 stammen zudem der fast identische Heckausleger, das plattenartige, ungepfeilte horizontale Höhenleitwerk und das Leitwerk. Die Stummelflügel scheinen bereits mit einigen Pylonen ausgestattet zu sein, die wahrscheinlich vorerst Testausrüstung tragen. Gleichzeitig ist in der Nase des Hubschraubers eine Luftdatensonde angebracht, wie sie bei Flugtests üblich ist. Bisher ist keine Bug-Kanone eingebaut, aber die wird es in Zukunft wohl geben. Und im neuen Design ist offenbar bereits eine Selbstverteidigungsanlage eingebaut, da es Antennen und Ausstülpungen rund um den Rumpf gibt, die damit in Zusammenhang stehen dürften. Außerdem sind die Triebwerksabgasauslässe nach oben gerichtet, eine typische Maßnahme zur Reduzierung der Infrarotsignatur bei der Verfolgung durch bodengestützte Luftverteidigungssysteme.
Berichten zufolge sind an der Entwicklung des Z-21 die Staatsunternehmen Harbin (verantwortlich für den Z-20) sowie Changhe beteiligt, von letzterem stammt der Kampfhubschrauber Z-10. Das 602. Forschungsinstitut, das maßgeblich an der Entwicklung jenes Z-10 beteiligt war, soll nun auch bei der Entwicklung des größeren Z-21 mitwirken. Bislang unbestätigten Berichten zufolge soll der Z-21 in nur zwei bis drei Jahren in Dienst gestellt werden. Dies erscheint ehrgeizig, da erste Gerüchte über den Jungfernflug beziehungsweise erste Testflüge des zuvor erwähnten Z-XX erst im Jänner dieses Jahres aufkamen. Andererseits wurde der Z-20 bereits mit Waffen, Kanonen und Sensoren gesichtet, die mit dem neuen Kampfhubschrauberdesign in Verbindung stehen könnten.
Chinesische Kampfhubschrauberelegie
Ihren ersten Kampfhubschrauber im westlichen Sinne erhielten die Chinesen mit dem Z-9WA, einer bewaffneten Version des leichten Mehrzweckhubschraubers Z-9, der auf Schiffen der chinesischen Marine (PLAN) auch für die U-Boot-Abwehr eingesetzt wird. Dieser war mit Panzerabwehrraketen (ATGMs) ausgerüstet, was damals eine leistungsstarke neue Fähigkeit mit sich brachte. Die Erfahrungen mit dem Z-9WA flossen dann direkt in die Anforderungen für den derzeit weit verbreiteten Z-10 ein, der 2010 als echter Kampfhubschrauber mit der bekannten zweisitzigen Tandemkonfiguration in Dienst gestellt wurde und mit einer neuen Generation von ATGMs bewaffnet war.
Zwei Jahre später folgte der Z-19, ein von Harbin entwickelter zweisitziger Aufklärungs- und Angriffshubschrauber als Weiterentwicklung des Z-9. Dieser ist klar kleiner als der Z-10, das maximale Startgewicht liegt bei rund 4,3 Tonnen. Der Z-19 erfüllt eine ähnliche Funktion wie der (inzwischen ausgemusterte) OH-58D Kiowa der US-Army und wird oft zusammen mit dem Z-10 zur bewaffneten Aufklärung und Zielerkennung eingesetzt. Jener wiederum entstand aus der ungebrochenen Nachfrage der Armee nach einem „echten” moderneren Kampfhubschrauber, was dazu führte, dass China mehrere ausländische Länder um Vorschläge bat. Es halten sich daher hartnäckig Gerüchte, wonach das Design des Z-10 vom russischen Kamow-Designbüro stammt und China damals auch einen Direktkauf des entweder aus dem Ukraine-Krieg bekannten Ka-52 (NATO: Hokum, mit Koaxialrotor) oder des Mi-28 erwog. Zu einem Kauf kam es letztlich nicht, wie aber zuvor auch bereits bei Flugzeugen, dürfte sich China beim Design seines neuen Drehflüglers von Details der russischen Maschinen inspirieren haben lassen.
Immer wieder die Triebwerke
Die ersten Testexemplare des Z-10 wurden von PT-6C-Turbowellenmotoren von Pratt & Whitney Canada angetrieben, aber verschärfte US-Exportbeschränkungen führten dazu, dass diese in den Serienflugmaschinen durch weniger leistungsstarke, in China hergestellte WZ-9 ersetzt werden mussten. Zahlreiche Berichte deuten darauf hin, dass deren geringere Leistung über der zwischen Indien und China umstrittenen hochgelegenen Grenzregionen den Einsatz im Luftlandekorps der PLA sowie der PLAAF deutlich einschränkt. Dies bestätigen auch die Inder mit Blick auf ihre Lama (Alouette) und Mi-17. Aus diesem Grund könnte auch Chinas wichtigster Verbündeter Pakistan den Z-10 als Kampfhubschrauber abgelehnt haben, obwohl der Helikopter im Land evaluiert wurde, was durch sichtbare PAF-Abzeichen der Piloten, die ihn flogen, bestätigt wurde. Auch wurde bei Übungen der Typ bei amphibischen Operationen eingesetzt, bisher jedoch nicht vom Marinekorps der PLAN eingeführt.
Dennoch ermöglichen neuere Entwicklungen bei chinesischen Flugzeugtriebwerken nun offenbar bessere Antriebe, die einen schwereren Kampfhubschrauber – wie den aktuellen Z-21 – antreiben können. Da das WZ-10-Turbowellentriebwerk für den Z-20 bereits deutlich leistungsstärker ausfällt, als das T700, das derzeit im Apache verbaut wird, dürften die chinesischen Designer mit einem wohl nochmals stärkeren Triebwerk dem Wunsch der Volksbefreiungsarmee nach einem schweren und leistungsfähigeren Kampfhubschrauber als den Z-10 entsprochen haben.
Gegen West und Ost
Ein Hubschrauber in der Größe des Z-21 dürfte wohl auch im Falle einer tatsächlichen Militäroffensive gegen Taiwan eine tragende Rolle spielen. US-Beamte „prophezeiten” kürzlich ein Eintreten eines derartigen Szenarios für das Jahr 2027 und das Center for Strategic & International Studies (CSIS) spielte eine chinesische Invasion sogar kürzlich im Rahmen eines großen Wargame durch. Das auf Satellitenbildern offensichtliche Entstehen einer großen neuen Militärhubschrauberbasis in Ostchina, ganz in der Nähe der Taiwanstraße, deutet darauf hin, dass Drehflügler unterschiedlicher Art bei der Kontrolle der Meerenge oder einem möglichen Angriff auf Taiwan verstärkt zum Einsatz kommen dürften.
Im Westen Chinas dürfte der neue Helikopter vor allem an der „Linie der tatsächlichen Kontrolle”(LAC) entlang der langen und historisch umstrittenen Grenze zu Indien zum Einsatz kommen. Dort sind Hubschrauber für schnelle Truppenbewegungen und Logistik-Aufgaben sowie für Nothilfeeinsätze mittlerweile unerlässlich. In der unwirtlichen Hochgebirgsregion, die sowohl von China als auch von Indien als „das Plateau” bezeichnet wird, sind zuletzt neben einem Dutzend Flugplätzen für konventionelle Flugzeuge auch mehrere ganz neue und großzügig ausgeführte chinesische Hubschrauberstützpunkte (siehe auch Karte oben) entstanden.