Das Pentagon hat bekannt gegeben, dass die US-Luftwaffe die US-Tochter des britischen Konzerns Rolls-Royce ausgewählt hat, um neue Turbofan-Triebwerke für die verbleibende Flotte von 76 B-52H Stratofortress-Bombern zu liefern. Dieses Upgrade-Programm war bereits jahrelang in Diskussion und soll nun ermöglichen, diese bereits Jahrzehnte alten Bomber bis 2050 zu nutzen.
Laut den am 24. September in die täglichen Vertragsmitteilungen des Pentagons (die Informationen über alle Vergaben im Wert von knapp sieben Milliarden Euro enthält) aufgenommenen Angaben, sieht der Vertrag 608 kommerzielle Triebwerke der von großen Business-Jets bekannten Serie BR700 (Militärversion BR725 beziehungsweise F130) plus Ersatztriebwerke, zugehörige Unterstützungsausrüstung und kommerzielle technische Daten vor, die einschließlich Erhaltungsaktivitäten für die B-52H-Bomberflotte verwendet werden sollen. Das Volumen wird in den nächsten sechs Jahren auf rund 430 Millionen Eurogeschätzt, wird aber auf mehr als 2,2 Milliarden Euro anwachsen, wenn alle Optionen ausgeübt werden. Ort der Vertragserfüllung ist Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana und die Arbeiten sollen voraussichtlich bis September 2038 abgeschlossen sein. Danach soll eine „substanzielle” Dienstzeit anschließen.
Es bleibt bei acht Motoren …
Die Gesamtzahl der genannten Triebwerke reicht genau für den Eins-zu-Eins-Austausch der jeweils acht durstigen aber schwächeren und für ihre Abgasrußentwicklung berüchtigten Pratt & Whitney TF33-Turbojet-Triebwerke aus, die in vier Doppelgondeln auf jedem der 76 B-52H-Bomber der USAF zu finden sind. Um die Kosten niedrig zu halten, hatte jene die Unternehmen welche um den Upgrade-Deal konkurrierten (General Electrics CF34-10 und Pratt & Whitneys PW800) aufgefordert, Vorschläge einzureichen, die in der Lage wären, die vier Doppelgondeln zu nutzen. Ein zuvor zuletzt 2017 überlegter Umbau mit vier großen einzelnen Turbofan-Triebwerken wie auf Airlinern hätte aerodynamische Veränderungen, subtanzielle Änderungen am Flügel, den Pylonen und dem Treibstoffsystem nach sich gezogen und wurde deshalb verworfen. Rolls-Royce-US ist zuversichtlich, dass die F130 während der restlichen zu erwarteten Lebensdauer der B-52Hs der Luftwaffe nicht mehr vollständig ersetzt werden müssen, hat aber vorgesehen, dass die USAF Ersatzteile und zusätzliche Triebwerke erhält, falls sie jene feststellt zu benötigen.
… aber viel mehr Effizienz
In eigenen Berichten beispielsweise aus 2016 gab die USAF etwa 1,7 Millionen Euro pro Triebwerk aus, um die TF33 alle 6.000 Flugstunden zu überholen. Dies war ein wichtiger Treiber für die Entscheidung der Luftwaffe, diese Lebendsdauerverlängerung seit 2017 doch wieder voranzutreiben. Das F130 leistet 160 statt 80 kN des TF33, bietet aber eine wesentlich höhere Treibstoffeffizienz und erhöht somit Reichweite sowie Verweildauer und reduziert folglich die Anforderungen an Tankflugzeuge beträchtlich. Aus inzwischen nicht ganz unwichtiger ökologischer Sicht werden zudem die charakteristischen vier Rauchfahnen elliminiert und die Lärmentwicklung massiv reduziert. Und die Triebwerksfamilie ist der USAF bereits bekannt, sie fliegt in den C-37A und -B (militärische Bezeichnungen für die Gulfstream-V und -550) sowie den Bombardier E-11A Battlefield Airborne Communications Node (BACN). Das wird erwartbar die Wartungs- und Logistikketten weiter vereinfachen.
100 Jahre im Dienst?
Bei voller Ausschöpfung des nun initiierten Programms könnte die B-52H als Veteran des Kalten Krieges das erste Militärflugzeug weltweit werden, dass 100 Jahre Dienstzeit erreicht. Denn der Erstflug des ersten B-52 Prototyps erfolgte am 15. April 1952.
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