General Dynamics European Land Systems (GDELS) reagiert auf die veränderte Sicherheitslage in Europa und hat auf der Eurosatory in Paris den neuesten Vertreter seine Pandur Evolution-Familie mit einer völlig neuen Waffenstation vorgestellt.
Vor mehr als 20 Jahren wurde der Pandur 6×6 erfolgreich im Bundesheer eingeführt. 2018 begann dann der Zulauf von insgesamt 100 neuen Pandur Evolution mit verbessertem Minen-, IED- (Improvised Explosive Device = Sprengfallen) und ballistischem Schutz sowie einem leistungsstärkeren und zugleich einsatzerprobten Dieselmotor mit mehr als 25 kW/Tonne und 1.600 Nm Drehmoment. Laut Hersteller General Dynamics European Land Systems-Steyr (GDELS) in Wien Simmering verfügt das Heer damit über ein „topmodernes Fahrzeug”, das alle internationalen Ansprüche „nicht nur erfüllt, sondern auch neue Maßstäbe im Segment setzt”.
Um diese neuen Maßstäbe verstärkt auch über Österreich hinaus bei Streitkräften zum Einsatz bringen zu können, präsentierte GDELS kürzlich in Slowenien eine Modellvariante des Pandur Evolution mit dem ferngesteuerten Waffensystem RS6 von Kongsberg (30 x 113 mm). Seine Flexibilität beim Aufbau beweist GDELS auch im September, wenn auf der Airpower ein Pandur Evolution mit dem Radarsystem Giraffe von Saab und ein weiterer Pandur Evolution mit dem Luftabwehrsystem Mistral Shorad von MBDA zu sehen sein werden. Große Aufmerksamkeit erregte dieser Tage außerdem eine auf der Eurosatory in Paris präsentierte Modellvariation. Dabei wurde als Erkenntnis aus den derzeitigen Bedrohungsszenarien auf dem 6×6 Basisfahrzeug ein moderner Impact-Turm (Integrated Precision Attack Combat Turret) von MBDA sowie ein Akeron MP integriert.
Die 250 Kilogramm schwere und fernsteuerbare Impact-Station verfügt über zwei MMP-Panzerabwehrraketen und ein 7,62-mm-FN-Maschinengewehr für den Selbstschutz, Tag/Nacht-Sensoren dienen der Aufklärung und Feuerleitung. Das ebenfalls von MBDA vertriebene Akeron MP-Raketensystem wiederum – früher bekannt als Missile Moyenne Portée (MMP) – ist ein netzwerkfähiges Panzerabwehr-Lenkflugkörpersystem der fünften Generation und sowohl für abgesessene Infanterie als auch für die Integration in Kampffahrzeuge mit einer Reichweite von mehr als 4.000 Meter ausgelegt. Abhängig vom gewählten Sprengkopf ist damit die Bekämpfung von Kampfpanzern ebenso möglich wie von leichten gepanzerten Fahrzeugen, Feldbefestigungen und Gebäudestrukturen.
Beide Systeme in Kombination ermöglichen eine rasche Waffenwirkung mit anschließendem Positionswechsel („Fire-and-Forget”) auch aus engen Räumen heraus und dürften in Paris das Interesse gleich mehrerer Streitkräfte auf sich gezogen haben. Hersteller GDELS sprach hinterher jedenfalls von einer „zufriedenstellenden Präsentation”, die „viel Spielraum für potenzielle Geschäftsabschlüsse” biete. Das Fahrzeug entspreche jedenfalls voll den Erfordernissen und Bedürfnissen moderner Armeen.
Schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben mehrere Länder (unter anderen Polen und Ungarn) eine Aufwertung ihrer mechanisierten Verbände beschlossen. Neben der Anschaffung von Kampfpanzern geht es dabei ganz stark auch um vergleichsweise leichte Schützenpanzer, mit denen einerseits Soldaten sicher zum und über das Gefechtsfeld transportiert werden können. Andererseits lässt sich damit auch eine nicht zu unterschätzende Feuerunterstützung in der Ebene, aber auch nach oben hin sicherstellen. Im Fall des nun in Paris präsentierten Evolution-Ablegers können damit sogar feindliche Kampfpanzer effektiv bekämpft werden. Seine flexiblen Aufbaumöglichkeiten, die Variationsbreite, seine Marktverfügbarkeit („off-the-shelf”) und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis machen den GDELS-Spross nun auch bei der immer noch ungeklärten Nachfolgebeschaffung des deutschen Transportpanzers Fuchs zum Thema.
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