Am heutigen Tag geht der letzte verbliebene Airbus A310-304 der deutschen Luftwaffe nach gut 22 Jahren aus der Nutzung. Das 1988 gebaute Flugzeug mit der Kennung 10+25 („Hermann Köhl”) wird verkauft.
Die Aufgaben der zuletzt fünf Luftfahrzeuge dieses Typs wurden in den vergangenen Jahren fortwährend auf die anwachsende A330-Flotte der Multinational Multi Role Tanker Transport Unit (kurz MMU) in Eindhoven übertragen. Bis zu einer derzeit dort noch ausstehenden Zertifizierung durch die niederländischen Behörden übernimmt zunächst der A400M den MEDEVAC-Auftrag.
Der letzte A310 war – nach Nutzung durch die Lufthansa AG – seit 1996 Teil der Flugbereitschaft BMVg in Köln-Wahn. Er wurde dort zum Lufttransport von Personal und Material, zur Luftbetankung sowie zum „Strategischen Patientenlufttransport” eingesetzt. In dieser MEDEVAC-Rolle transportierten die Besatzungen im Rahmen der Amtshilfe Ende 2021 auf vier Flügen Covid-19-Patienten von Süd- nach Norddeutschland. Seit Mitte April 2022 wurden mit diesem Flugzeug – ebenfalls im Rahmen der Amtshilfe – auf zehn Flügen mehr als 300 verletzte und verwundete ukrainische Staatsangehörige aus Polen zur Behandlung nach Deutschland gebracht.
Der Luftwaffe standen zuletzt fünf Luftfahrzeuge des Typs Airbus 310-304 zur Verfügung, von denen vier als „Multi Role Transport Tanker (MRTT)” auch in der MEDEVAC-Rolle für die Kernfähigkeit „Strategischer Patientenlufttransport” einsetzbar waren. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer von vier dieser A310-304, die alle in den 1980er- und 1990er-Jahren gebaut wurden und teils noch aus Beständen der „Interflug” stammten, über das Jahr 2021 hinaus wurde mit schrittweiser, paralleler Aufgabenverlagerung auf den neuen A330 in der multinationalen MRTT Unit in Eindhoven auch aus Kostengründen nicht weiter verfolgt.
Unmittelbar vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurde entschieden, die Nutzung des letzten A310, die zunächst bis Ende Februar vorgesehen war, bis zum Juni zu verlängern. Eine weitere Verlängerung ist nicht möglich, da das Flugzeug zu einer mehrmonatigen Wartungsmaßnahme ansteht. Die Frist für diesen „D-Check” wurde bereits im Zuge dieser Entscheidung mittels einer nur einmal möglichen Ausnahmegenehmigung verlängert. Aus Gründen der luftfahrttechnischen Sicherheit ist ein Weiterbetrieb ohne diesen „D-Check” jedoch nicht möglich und auch rechtlich nicht zulässig.
Bis zur – in den kommenden Monaten zu erwartenden – Zertifizierung des multinational betriebenen A330 MRTT in der MEDEVAC-Rolle durch die niederländischen Zulassungsbehörden übernimmt das Lufttransportgeschwader 62 im niedersächsischen Wunstorf mit dem A400M den Kernauftrag „Taktischer und Strategischer Patientenlufttransport”. Dazu wird dort ein Luftfahrzeug in einer 12-Stunden-Bereitschaft, ein weiteres in einer 24-Stunden-Bereitschaft zur medizinischen Versorgung verwundeter, verletzter oder schwer erkrankter Soldatinnen und Soldaten aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr stehen. Diese Maschinen können ebenfalls für mögliche Transporte im Rahmen der Amtshilfe in Betracht gezogen werden.
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