Kürzlich hat das Österreichische Bundesheer einen Vertrag mit Thales über die Lieferung von mehr als 2.500 taktischen SquadNet-Funkgeräten unterzeichnet. Wieso gerade dieses Produkt das Rennen machte und welche Geräte für das Bundesheer noch interessant sein könnten, erzählt Christian Loew, Head of Sales & Business Development Security & Defence Northern & Central Europe bei Thales, im Gespräch mit Militär Aktuell.
Herr Loew, im März unterschrieb Ihr Unternehmen den Vertrag über einen Großauftrag mit dem Österreichischen Bundesheer. Wie lange haben sich die Verhandlungen für die SquadNet-Funkgeräte hingezogen?
Die Verhandlungen mit dem Bundesheer erstreckten sich von Abgabe des Angebots im Oktober 2022 bis zur finalen Vertragserrichtung im März 2023. Die Zeit wurde vor allem auch dazu genutzt, die Lösungen aller Anbieter intensiv zu testen. Umso mehr freut es mich, dass die Thales-Lösung letzten Endes am überzeugendsten war.
Was hat schlussendlich für das Thales-Produkt gesprochen? Welche Alleinstellungsmerkmale waren für die Entscheidung ausschlaggebend?
Entscheidend war sicher das Gesamtpaket: SquadNet ist ein hochmodernes Funksystem mit vollständiger, digitaler Signalverarbeitung. Das Österreichische Bundesheer wird als einer der ersten Anwender damit definitiv technologische Führerschaft im Bereich taktischer Kommunikation in Europa übernehmen. Für den Nutzer besonders wichtig ist aber vor allem die technische Funktionalität in Verbindung mit der flexiblen Handhabbarkeit und dem einfachen Zusammenwirken mit dem Headset – inklusive einem integrierten Gehörschutz. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt der taktischen Funkgeräte hat das SquadNet-Funkgerät durch die herausragende Kombination von Größe und Gewicht.
Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wann ist die Erprobung geplant? Bis wann soll die Lieferung abgeschlossen sein?
Die erste Lieferung zur Einführung erfolgt im Juni, weitere Lieferungen erfolgen im Oktober und die Abschlusslieferung dann 2024. Aufgrund der umfassenden Tests, die auf Produkt-, aber auch auf Systemebene bereits während des Auswahlverfahrens durchgeführt wurden, sind weitere Erprobungen nicht vorgesehen; die Auslieferungen können daher nun sehr rasch erfolgen.
Wurde auch über weitere Produkte von Thales oder eine Aufstockung der Stückzahl gesprochen?
Im Bereich der taktischen Kommunikation verfügt Thales über Lösungen von IP-basierten Bordsprechanlagen, über zukunftsorientierte Truppenfunkgeräte auf Basis von SDR (Software Defined Radio) für die Anwendung in größeren Einheiten wie etwa Bataillons oder auch über komplett integrierte Command&Control-Zentralen. Diese waren allerdings nicht Teil der jetzigen Ausschreibung und wurden daher im Zuge dieser auch nicht diskutiert. Der Vorteil der SquadNet-Funkgeräte, die das Bundesheer künftig im Einsatz haben wird, liegt aber sicherlich auch darin, dass sie bereits SDR können und daher voll integrierbar in künftige Funkstandards sein werden. Eine Aufstockung der Stückzahl wird derzeit zur Bedarfsdeckung der Miliz diskutiert.
„Eine Aufstockung der Stückzahl wird derzeit zur Bedarfsdeckung der Miliz diskutiert.“
Christian Loew, Thales
Welche weiteren Produkte von Thales wären für das Bundesheer Ihrer Ansicht nach interessant?
Das ÖBH hat seit vielen Jahren Thales-Nachtsichtgeräte der Type Lucie und Minie sowie das mobile Radar AZR erfolgreich im Einsatz. Auch das Thales-Wärmebildgerät Sopfie LR ist im Rahmen der Grenzsicherung bestens eingeführt. Aber natürlich hat Thales darüber hinaus ein extrem vielfältiges Portfolio, das dem Bundesheer umfangreiche Möglichkeiten zur Fähigkeitserweiterung bieten kann – besonders in dieser herausfordernden Zeit. Bei Radarlösungen zählen wir sicherlich zu den Weltmarktführern, aber auch bei der Drohnenabwehr haben wir die richtige technologische Antwort auf die Anforderungen einer zeitgemäßen Sicherheitspolitik.
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