Um die steigenden Migrationszahlen über den Ärmelkanal einzudämmen, denkt die britische Regierung nun laut über einen Einsatz der Marine nach. Das Verteidigungsministerium prüft laut eigenen Angaben bereits die weitere Vorgangsweise.
Die britische Regierung hat Frankreich dazu aufgefordert, verstärkt gegen Flüchtlinge vorzugehen, die mit Booten den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien überqueren. Nachdem die französischen Behörden am Samstag erneut mehr als 30 Menschen auf dem Weg nach England gestoppt hatten, stieg die Zahl der seit Anfang des Jahres aufgegriffenen Flüchtlinge und Migranten auf mehr als 800. Britischen Medienberichten zufolge sollen aufgrund der zuletzt sehr ruhigen See heuer aber mehr als vier Mal so viele Menschen – konkret ist von 3.400 die Rede – die Überfahrt geschafft haben und illegal ins Land gekommen sein.
Der britische Einwanderungsminister Chris Philp forderte härtere Strafen in Frankreich, um Menschen von einer Überfahrt und vor allem von mehrmaligen Versuchen abzuhalten: „Die Franzosen müssen sicherstellen, dass Migranten, die bei dem Versuch erwischt werden, Großbritannien per Boot zu erreichen, das nicht wiederholen können”, so Philp.
Die britische Innenministerin Priti Patel ging nun sogar noch einen Schritt weiter: Um die Zahl der Migrantinnen und Migranten – die sie auf Twitter als „erschreckend und inakzeptabel hoch” bezeichnet hatte – zu senken, schlug sie sogar den Einsatz der britischen Marine vor. Demnach sollen britische Marine- und Grenzschutzschiffe die Migrantinnen nach Nordfrankreich zurückbringen. Die Leitung der Mission übertrug sie bereits dem ehemaligen Marinesoldaten und Experten für maritime Sicherheit, Dan O‘Mahoney. „Wir arbeiten daran, diesen Weg unrentabel zu machen und die Kriminellen zu verhaften, die diese Überfahrten erleichtern”, sagte Patel. Das Verteidigungsministerium bestätigte eine offizielle Anfrage des Innenministeriums und prüft nun laut eigenen Angaben weitere Schritte.
Erst im Juli hatten London und Paris eine gemeinsame Polizeieinheit zur Bekämpfung von Flüchtlingsschleppern beschlossen. Der neuen Einheit mit Sitz in Coquelles in der Nähe von Calais sollen je sechs französische und britische Polizisten angehören. Ziel ist ein schnellerer Austausch von Polizeiinformationen zwischen den beiden Ländern.