Die deutsche Bundewehr plant bekanntlich seit längerer Zeit die Nachfolge seiner Fennek-Spähwagen und nun hat sich dafür auch General Dynamics European Land Systems-Steyr in Position gebracht. Die in Wien produzierende GD-Tochter zeigte diese Woche im Außenbereich der von CPM veranstalteten Anwendermesse Rüstung und Nutzung RÜNET in Koblenz einen Pandur mit 30-Millimeter-Kanone und Späh-Equipment.

Evolution: Die nächste Pandur-Generation

Während im Innenbereich der RÜNET Generalmajor Thorsten Puschmann, der militärische Vizepräsident des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), auf Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr einging und dabei betonte, dass es für rasche Zuläufe von Gerät nach Möglichkeit schlüsselfertige Lösungen der Industrie brauche, präsentierte GDELS-Steyr im Außenbereich genau das: Den beim Bundesheer (-> hier geht es zu aktuellen Bundesheer-Meldungen) bereits bestens eingeführten Pandur Evolution als potenziellen Fennek-Nachfolger.

Im Unterschied zu den rund 100 bestellten (und großteils auch bereits gelieferten) Pandur Evolution der rot-weiß-roten Streitkräfte mit ihren 12,7-Millimeter-Waffenstationen von ESLAIT war auf dem bei der RÜNET ausgestellten Fahrzeug eine potentere Elbit UT30Mk3 Lightweight-Waffenstation mit 30-Millimeter-Bushmaster Kanone MK44S zu sehen. Mit einem auf einem Spindelmast der Firma Will-Burt montierten Sensoreinheit mit Kameras, Tag-Nacht-Funktion, Laserrange und Wärmebild von Hensoldt demonstrierte GDELS-Steyr eine mögliche Beobachterkapazität. Außerdem waren auf dem Fahrzeug zusätzliche Stauboxen zu sehen, die in späteren Varianten auch durch Kraftstofftanks ersetzbar wären. Die von der Bundeswehr geforderten amphibischen Fähigkeiten könnten laut GDELS-Steyr-Verkaufsdirektor Thomas Strasser „im Rahmen einer Anpassungsentwicklung in jedem Fall dargestellt werden”. Genaues zu den gewünschten Spezifikationen könne man allerdings noch nicht sagen, die entsprechende Ausschreibung wird zeitnah erwartet.

@Militär Aktuell/Matthias Heigl„Wir zeigen mit unserem Evo hier einmal mehr seine hohe Modularität, die das Fahrzeug – auch mit Blick auf sein vergleichsweise geringes Gewicht – aktuell für viele Streitkräfte interessant macht”, so Verkaufsdirektor Thomas Strasser im Gespräch mit Militär Aktuell. Dem Vernehmen nach steht auch beim Bundesheer die Beschaffung zahlreicher weiterer Pandur-Versionen unmittelbar bevor. Generalstabschef Rudolf Striedinger sprach im Interview mit Militär Aktuell bereits vor einem knappen Jahr von geplanten Investitionen in die gehärtete Mobilität der Truppe. „Da werden wir zusätzlich weitere geschützte Fahrzeuge vom Husar über den Pandur bis zum Hägglunds beschaffen, um die Standfestigkeit unserer infanteristischen Truppen zu erhöhen und auf einem Gefechtsfeld einen gesicherten Transport zu ermöglichen”, so Striedinger damals.

Eine zweite Black Hawk Staffel für das Bundesheer

Interessant: Die Kanone der auf der RÜNET präsentierten Elbit-Waffenstation ist prinzipiell auf bis zu 60 Grad anstellbar, mit entsprechender Airburst-Munition wäre das System also im Notfall auch zur Abwehr von Drohnen oder anderen kleineren Fluggeräten einsetzbar. Ein Fokus liege darauf aber nicht, so Strasser.

@General Dynamics European Land Systems-Steyr
Auf der Airpower 2022 zeigte GDELS-Steyr zwei Pandur-Variationen zur Luftverteidigung – mit Giraffe-Radar und Mistral-Raketen.

Schon in den vergangenen Jahren hat GDELS-Steyr auf Messen und bei Präsentationen mit durchaus ambitionierten Abwandlungen des Basis-Evo für Gesprächsstoff gesorgt. So gab es von den Wienern beispielsweise auf der Airpower 2022 mit Blickrichtung Drohnenabwehr und Short Range Air Defence zwei neue Modellvarianten des Pandur Evolution mit dem Radarsystem Giraffe von Saab und dem Luftabwehrsystem Mistral Atlas RC von MBDA zu sehen. Kurz davor zeigte GD auf der Eurosatory in Paris eine für die Panzerabwehr bestimmte Pandur-Version mit einem modernen Impact-Turm (Integrated Precision Attack Combat Turret) von MBDA sowie einem integrierten Akeron MP und in Slowenien baute GD auf einem Pandur das ferngesteuerte Waffensystem RS6 von Kongsberg (30 x 113 Millimeter) auf.

@Militär Aktuell/Matthias Heigl
Das Anaconda-System ist auf einem Standard-HX2-Fahrgestell mit Standard-Verlängerung aufgebaut.

Unmittelbar hinter dem Pandur rückte General Dynamics European Land Systems-Bridge Systems gemeinsam mit Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) in Koblenz auch noch eine zweite interessante Produktinnovation ins Rampenlicht: das taktische Brückensystem Anaconda auf einem hochmobilen 8×8-Trägerfahrzeug HX2. Dabei handelt es sich um die neueste Version der bekannten Biber-Brücke, von der bislang mehr als 300 Stück für Bundeswehr, NATO-Partner und weitere Exportkunden gebaut wurden. Die zweiteilige Festbrücke verfügt über eine Länge von 22 Metern (alternativ können auch zwei Elemente mit je 12 Metern verlegt werden) für mittelschwere und schwere Kräfte. Die Tragfähigkeit von MLC80+ macht die Passage aller schweren in NATO-Ländern eingeführten Waffensystemen möglich.

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Quelle@Militär Aktuell/Matthias Heigl, General Dynamics European Land Systems-Steyr