Die Enforce Tac hat sich in den vergangenen Jahren von der reinen Equipment- und Ausrüstermesse Schritt für Schritt in Richtung Defence-Plattform entwickelt. Mittendrin statt nur dabei bei dieser Transformation waren und sind auch viele österreichische Unternehmen – heuer präsentierten rund 30 rot-weiß-rote Betriebe von 26. bis 28. Februar in Nürnberg ihre Produkthighlights.

Wenn man bei einem Fahrzeugbauer am Stand vorbeischaut, erwartet man dort Fahrzeuge zu sehen. Und dahingehend wurde man auf der Enforce Tac bei Achleitner auch nicht enttäuscht – die Tiroler setzten mit dem HMV Survivor I ihr Flaggschiff prominent in Szene und durften sich außerdem über einen weiteren Survivor am Stand gleich nebenan freuen. Dort präsentierte Rheinmetall neben seiner Luftlandeplattform Caracal (die Niederlande und Deutschland haben im vergangenen Jahr mehr als 3.000 Fahrzeuge beschafft) auch die in blau gehaltene Version des hochgeländegängigen Einsatzfahrzeugs, seit Jahren besteht zwischen den beiden Unternehmen eine Vertriebskooperation.

Hingucker am Achleitner-Stand war aber in diesem Jahr nicht der Survivor, sondern ein passives Türöffnungssystem. Das gemeinsam mit einer polizeilichen Sondereinheit entwickelte Insight soll Sondereinsatzkommandos und Spezialeinsatzkräften bei Zugriffen unterstützen und das Gefahrenpotenzial bei Einsätzen reduzieren, wie Achleitner-Geschäftsführer Alexander Achleitner im Interview mit Militär Aktuell erklärt.

Achleitner-Geschäftsführer Alexander Achleitner

Nicht weit von Achleitner entfernt hatten in Halle 7 der Messe Nürnberg auch noch einige andere österreichische Unternehmen ihren Stand: Firekraft Austria, MXR Tactics (das Unternehmen will mit einem KI-basierten Tool das militärische und behördliche Szenarientraining revolutionieren), Clawgear, Carinthia mit seiner neuen Loftshell-Technologie und Funk Fuchs beispielsweise. Am großen Stand von Aaronia war auch der Österreich-Ableger des deutschen Drohnendetektions- und Drohnenabwehrexperten präsent: Geschäftsführer Stephan Kraschansky freute sich über viele wertvolle Kundengespräche, das Interesse am Thema Drohnendetektion und -abwehr (-> siehe Gastkommentar von Stephan Kraschansky in Militär Aktuell) ist ungebrochen hoch.

Ein Stück weiter präsentierte auch Drone Passion-Geschäftsführer Patrick Esser (-> Interview mit Militär Aktuell) seine Produkte. Dazu zählt neben diversen Lösungen zum Detektieren und Jammen von Drohnen neuerdings auch der Airboxer des niederländischen Herstellers High Eye Unmanned Aviation – Drone Passion vertreibt den unbemannten Langstreckenhubschrauber hierzulande.

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Pik-As-Geschäftsführerin Christina Polster freut sich über die anhaltend hohe Nachfrage an den Leseleuchten ihres Unternehmens.

Am Stand von Pik-As präsentierte Geschäftsführerin Christina Polster (-> Interview mit Militär Aktuell) technische und elektrotechnische Komponenten wie Relais, Kippschalter, Leuchten und technische Schnittstellenkomponenten. Steigende Nachfrage verzeichnete sie dabei zuletzt für die angebotenen Leseleuchten mit integriertem Akku. Christina Polster: „Sollte im Ernstfall das Bordnetz eines Fahrzeugs ausfallen, kann so eine Lampe zu einem lebensrettenden Feature werden. Die Besatzung kann damit weiter im Fahrzeug bleiben, muss nicht sofort aussteigen und sich dort möglicherweise größeren Gefahren aussetzen.” Die Lampe wird unter anderen von Rheinmetall, Nexter und Excalibur nachgefragt. Sie ist stufenlos dimmbar und bietet neben Weißlicht auch Tarnlichtfunktionen in rot, blau und grün.

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Neu im Austrialpin-Sortiment: die „Repair and Replace”-Funktion der Cobra FM.

Im Mittelpunkt des Messeauftritts von Austrialpin stand neben der Snakebite-Erweiterung für die Cobraframe und der progressiven „Repair and Replace”-Funktion der Cobra FM-Schnalle vor allem die neue Cobra NG mit ihrem innovativen Triple-Lock-Verschlusssystem. Die in Polymer ausgeführte Schnalle ist deutlich leichter als ihre Pendants aus Metall und zudem günstiger in der Herstellung, wie Head of Sales Helmut Knoflach im Gespräch mit Militär Aktuell erklärte.

Ebenfalls in Halle 7: Eska Gloves. Die Oberösterreicher waren heuer in Nürnberg erstmals seit 2018 wieder präsent. Der Messeauftritt verlief dabei derart zufriedenstellend, dass man auch nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein möchte, wie Heidi Pürstinger, Head of Sales & Marketing, im Gespräch mit Militär Aktuell verriet. Mit dem Titan, dem Vader und dem Spartacus hatte Eska gleich drei neue taktile Einsatzhandschuhe im Gepäck. Und auch in Zukunft dürfte sich bei dem Hersteller einiges tun, die Produktpipeline sei jedenfalls prall gefüllt.

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Eska rückte mit dem Titan, dem Vader und dem Spartacus gleich drei Handschuh-Neuheiten auf der Enforce Tac ins Rampenlicht.

Eine prall gefüllte Produktpipeline vermeldete eine Halle weiter auch Fact Systems in Person von Geschäftsführer Patrick Riedesser. Fact steht für „Firefight and Combat Trainer” – und der Name war Programm: Die präsentierten Produkte umfassten Force-on-Force-Trainingslösungen ebenso wie ein Drohne Defense Simulation System (DDSS) und das T-Shock-System. Durch kontrollierte Muskelkontraktionen lassen sich damit direkte Treffer und Verletzungen simulieren, was die Realitätsnähe militärischer Trainings deutlich erhöht. „Der Körper verhält sich anders, wenn man Schmerzen hat”, sagt Patrick Riedesser im Gespräch mit Militär Aktuell, „im Ernstfall müssen Soldaten aber trotzdem – soweit möglich – weiter funktionieren, um zu überleben und genau das lässt sich mit unserem T-Shock-System trainieren.” Mit dem neuen Thor Single Sensor hatte das Unternehmen dann auch noch eine absolute Produktinnovation im Gepäck: Das nur wenige Zentimeter große Gerät soll in Zukunft die aktuell verwendeten Simulationswesten und -aufsätze überflüssig machen und zu einer deutlichen Vereinfachung von Gefechtsübungen beitragen. „Damit setzen wir einen völlig neuen Standard, das Interesse an dem Produkt ist schon jetzt sehr groß”, so Riedesser.

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Fact Systems-Geschäftsführer Patrick Riedesser setzt große Hoffnungen in den Thor Single Sensor.

Erstmals war wenige Meter weiter auch das Dornbirner Unternehmen horntools auf der Enforce Tac präsent. Das Produktportfolio umfasst Seilwinden, Dachträger, Camping und Offroad Equipment sowie Unterbodenschutz für Fahrzeuge. Geschäftsführer Tim Wardenski will sich damit nun auch verstärkt am Defence Markt positionieren, wie er im Gespräch mit Militär Aktuell TV verrät.

Gute Chancen am Defence Markt rechnet sich in Zukunft auch die der Halle 7A präsente NXRT GmbH aus. Das in Wien beheimatete Unternehmen zählt rund 40 Mitarbeiter und hat sich in den vergangenen Jahren auf Produkte und Lösungen im Bereich Augmented, Mixed und Virtual Reality spezialisiert. Seit einigen Monaten befinden sich Geschäftsführer Lukas Stranger und sein Team nun für ihre Simulationsanwendung Meta Ride auch in vielversprechenden Gesprächen mit einer europäischen Armee, auf der Enforce Tac konnten sie nun weitere potenzielle Kunden identifizieren und Kontakte knüpfen. „Damit könnte sich das bei uns tatsächlich zu einem Geschäftsfeld entwickeln”, sagt Stranger im Gespräch mit Militär Aktuell.

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Stranger weiter: „Meta Ride ist der mobilste Simulator der Welt. Damit lassen sich direkt im Einsatzfahrzeug Prozesse schulen oder beispielsweise auch Konvoi- und Blaulichtfahrten trainieren.” Was es dazu braucht? Nicht mehr als ein Steckmodulsystem, das mit sogenannten Sensor Pads am Fahrzeug (egal ob Elektro- oder Verbrennermotor) verbunden wird, dazu ein Headset. Dieses kombiniert den realen Blick auf den Fahrzeug-Innenraum und die Armaturen mit einer digitalen Umgebung. Die benötigte Ausrüstung lässt sich platzsparend in einer rund 80 x 40 x 40 Zentimeter großen Kiste verstauen, das Gewicht liegt unter 50 Kilogramm.

@Militär Aktuell/Heigl
Neuester Helm im Ulbrichts-Universum: Mit dem Optio setzen die Oberösterreicher auf höchstmöglichen Schutz.

In der Halle 7A präsentierten sich auch die heimischen Branchengrößen Glock, Kahles, Swarovski Optik, Zero Compromise Optic, Black Trident und Steyr Arms (-> Reportage in Militär Aktuell). Und Florian Deuring, Geschäftsführer der Vorarlberger Firma Quickshield schilderte in Dutzenden Kundengesprächen die Vorteile seiner aus faserverstärktem Polycarbonat gefertigten Schutzschild-Interpretation. Das 20×20 Zentimeter kleine Tool eignet sich für spontane Einsatz- und Verteidigungshandlungen, zur Abwehr von Hieb- und Stichwaffen, Wurfgeschossen, Fausthieben und Hunden.

Um Schutz ging es – gewohntermaßen – auch beim letzten Stopp unseres großen Österreich-Berichts von der Enforce Tac. Bei Ulbrichts drehte sich alles um das erst im vergangenen Jahr präsentierte neue Helmmodell Optio. Das oberösterreichische Unternehmen hat sich dem hohen Schutzstandard VPAM verschrieben und beliefert neben der österreichischen Polizei auch den Großteil der Polizei-Spezialeinsatzkräfte Europas. Luft nach oben habe man noch im Militärbereich, so Thomas Poandl, VP Marketing & Communications, im Gespräch mit Militär Aktuell (-> Interview).

Quelle@Militär Aktuell/Heigl, Militär Aktuell/Zacharias