Es klingt wie Science Fiction und doch, die Luftfahrtbranche ist drauf und dran, Teile der Fliegerei zu automatisieren, um einerseits die Sicherheit zu erhöhen und andererseits den Bedarf an Piloten zu reduzieren. So arbeiten etwa die US Army (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte) und Sikorsky wie berichtet (-> Hier löscht ein Black Hawk ohne Pilot ein Feuer) an einem „automatischen Black Hawk”, parallel dazu haben aber auch zivile „Nachrüster” wie Ace Aeronautics das Thema für sich entdeckt.

©Militär Aktuell

Ace Aeronautics aus Guntersville (Alabama/USA) ist hierzulande vor allem als Bundesheer-Vertragspartner für die Modernisierung der österreichischen Black Hawks (-> Der „Black Ace Hawk” ist gelandet) bekannt. Das Unternehmen arbeitet aber auch an der Automatisierung des Flugbetriebs und hat dazu nun mit Skyryse aus El Segundo (Kalifornien/USA) – dem Entwickler von SkyOS, einem universellen Betriebssystem für den Flugverkehr – eine strategische Partnerschaft gegründet.

Die wesentlichsten Informationen in der Übersicht – Blick auf den Skyryse-Screen – Skyryse
Die wesentlichsten Informationen in der Übersicht – Blick auf den Skyryse-Screen.

Strategische Partnerschaft soll Black Hawk revolutionieren

Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit wollen Skyryse und ACE hunderte von Black Hawk-Hubschraubern mit SkyOS ausstatten und damit die Steuerung des hochleistungsfähigen Fluggeräts deutlich vereinfachen. Diese Zusammenarbeit trägt der steigenden Nachfrage nach fortschrittlicheren, sichereren und benutzerfreundlicheren Luftfahrtlösungen im zivilen Markt Rechnung, insbesondere mit Blick auf die öffentliche Sicherheit, Such- und Rettungsdienste und andere lebensrettende Dienste, so Skyryse.

Generalleutnant Hofbauer: „Wir machen ordentlich Tempo!“

„Die Mission von Skyryse ist es, das Fliegen so einfach zu machen, dass jeder jedes Flugzeug steuern kann”, sagt Mark Groden, CEO von Skyryse. „Seit 85 Jahren werden Hubschrauber mit denselben mechanischen Steuerelementen geflogen, die Igor Sikorsky bei seinem ersten Flug verwendet hat. Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit Ace Aeronautics, um mithilfe von SkyOS das legendärste Flugzeug, das Sikorskys Namen trägt, mit beispielloser Einfachheit und Sicherheit auszustatten, sodass Bediener aller Erfahrungsstufen selbstbewusst fliegen können.”

Im Rahmen der Partnerschaft wird die Einrichtung von ACE in Guntersville, Alabama, als Hauptinstallationszentrum für die Nachrüstung der Black Hawk-Helikopter mit SkyOS dienen. Die Integration in die Black Hawk-Flotte soll einen „neuen Branchenmaßstab setzen”, wie es in einer aktuellen Aussendung der Unternehmen heißt. Und weiter: „Wir können jeden Black Hawk optional für Hochrisikomissionen oder Missionen ohne Passagieraufkommen ausrüsten. Damit wollen wir den Betreibern ein sichereres Flugerlebnis bieten.”

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Wie SkyOS im Detail funktionieren soll

Herkömmliche Autopilotsysteme entlasten qualifizierte Piloten von der Flugsteuerung. Autoflight-Systeme wie SkyOS gehen einen Schritt weiter und sind darauf ausgelegt, nicht nur Aufgaben des Piloten zu reduzieren, sondern auch die Sicherheit nahezu zu garantieren.

Seit der Erfindung des Hubschraubers haben Piloten vier Steuerelemente gleichzeitig bedient und beide Hände und Füße verwendet, nur um das Flugzeug in der Luft zu halten. Mit SkyOS soll sich der Hubschrauber in Zukunft aber ohne Kollektiv, ohne zyklische Steuerung, ohne Seitenruderpedale, ohne mechanische Flugleistungsanzeigen, Knöpfe oder Einstellräder steuern lassen. Der Hubschrauber soll mit einem einzigen Steuerknüppel und zwei Touchscreens gesteuert werden.

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Das System bietet ein automatisiertes Anlassverfahren, automatische Start und Landung, inhärente Stabilität, Schwebeassistent, auomatische Einhaltung des Flugleitungsbereiches, vollautomatische Autorotation und vollständige IFR-Zertifizierung.

Skyryse plant 2025 auf Basis des Hubschraubers Robinson R66 das erste Luftfahrzeug mit Skyryse One auf den Markt zu bringen.

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Beispiele hin zur Entwicklung des automatischen Fliegens:

  • Die Europäische Kommission hat die Flugsicherheits-Behörde EASA im Rahmen des Horizon Europe Arbeitsprogramms 2021-2022 mit der Verwaltung der Forschungsmaßnahmen betreffend Extended Minimum Crew Operations-Single Pilot Operations (eMCO-SiPO) betraut. Dabei geht es um den erweiterten Betrieb mit Mindestbesatzung (eMCO). Konkret, um den Betrieb mit nur einem Piloten während der Reiseflugphase, wobei das Sicherheitsniveau dem des heutigen Betriebs mit zwei Piloten entsprichen soll. Betrieb mit nur einem Piloten (Single-Pilot Operations, SiPOs), ist ein durchgängiger Flugbetrieb mit nur einem Piloten, der mindestens ein dem heutigen Betrieb mit zwei Piloten gleichwertiges Sicherheitsniveau bietet.
  • Die EASA hat 2022 den Leonardo AW169 Lion – das Bundesheer hat 36 Maschinen bestellt (-> Status Quo bei den AW169 des Bundesheeres) – für den Einsatz mit Kufenfahrwerk und für fortgeschrittene IFR-Such- und Rettungseinsätze mit einem Piloten zertifiziert.
  • Die US Defense Advanced Research Projects Agency DARPA hat Sikorsky im Oktober damit beaftragt das ALIAS/MATRIX-Flugautonomiesystem des Unternehmens in den experimentellen Fly-by-Wire-Hubschrauber UH-60M Black Hawk der US-Armee zu installieren (siehe Video oben). Die aufgerüstete Maschine mit der Bezeichnung MX wird es dem US Army Combat Capabilities Development Command (DEVCOM) ermöglichen, ein breites Spektrum an Autonomiefähigkeiten zu erproben und zu bewerten, vom Betrieb mit einem Piloten bis hin zum völlig unbemannten Flug.
Quelle©Archiv, Skyryse