Das Tiroler Unternehmen MXR-Tactics will mit einem KI-basierten Tool das militärische und behördliche Szenarientraining revolutionieren.
Was wäre, wenn man für sein Szenarientraining kein Übungsgelände aufsuchen müsste? Wenn es dafür nicht mehr als eine Augmented-Reality-Brille und eine Replika-Waffe bräuchte? Wenn die Trainings auch in Bereitschaftszeiten durchgespielt werden könnten? Im Schnellgang zwischen zwei Besprechungen? Zum morgendlichen Aufwärmen vor Dienstbeginn?
„Super wäre das”, sagt Richard Hirschhuber und lächelt. Der umtriebige Kufsteiner hat in den vergangenen Jahren die Entwicklung des Unternehmens MXR-Tactics in die Automobilindustrie und in den Medizinbereich vorangetrieben und nun auch den Markt für militärische und behördliche Schießausbildungen ins Visier genommen. Dazu kombiniert das Unternehmen die Microsoft Hololens II (eine Augmented-Reality-Brille), Replika-Waffen als Sender und eine Head Mounted Unit (HMU) als Empfänger mit einer selbst entwickelten und KI-unterstützten Softwarelösung zu einer „völlig neuen Augmented-Reality-Trainingslösung, mit der einfach und jederzeit geübt werden kann.”
„Die Vorteile liegen auf der Hand”, sagt Mitgründer Martin Gerstbauer im Gespräch mit Militär Aktuell. „Unser KI-basiertes Tool erlaubt umfangreiche Szenarientrainings zu einem Bruchteil der Kosten, mit mehr Abwechslung und deutlich höherer Sicherheit als herkömmliche Schießtrainings.” Um das System an einem neuen Ort in Betrieb zu nehmen, müssen davor nur die Räume vermessen werden. Das dauere wenige Minuten. Bei den Szenarien können Ausbildungsleiter dann aus dem Vollen schöpfen. Die von ihnen in die Umgebung projizierten Ziele sieht der Übende über die AR-Brille, mithilfe seiner Replika-Waffe kann er sie bekämpfen. Anschließend lassen sich die Ergebnisse nach unterschiedlichsten Kriterien auswerten und analysieren. „Damit machen wir realistische taktische Trainings sogar im eigenen Büro möglich.”
„Wir machen mit unserem system realistische taktische trainings sogar im eigenen büro möglich.“
Martin Gerstbauer, MXR Tactics
An Waffen sei alles mit dem System kombinierbar, was der weltweite Replika-Markt hergebe – und das sei einiges, so Hirschuber. „Schon jetzt ist unser Angebot mit unterschiedlichsten Kurzwaffen kompatibel. Wir arbeiten aktuell aber auch an der Integration von Langwaffen und sogar von einem Maschinengewehr.” Alleine für die Zürcher Kantonspolizei arbeitet MXR-Tactics gerade 20 neue Waffentypen in das System ein und auch mit anderen Polizeikräften und Streitkräften befinde man sich „in vielversprechenden Gesprächen”, sagt Richard Hirschhuber, bevor er abschließend auf die Treffergenauigkeit des Systems zu sprechen kommt. „Bei Distanzen von bis zu 15 Metern liegt die Abweichung aktuell nur bei wenigen Millimetern. Da werden wir uns aber weiter verbessern.” Parallel dazu möchte MXR Tactics bald auch schon die Bewegungsabläufe, das taktische Verhalten und die Sichtlinien von Übenden im Raum in die Analyse einbinden. Ziel sei es, den Trainingseffekt konsequent weiter zu steigern. „Wir wollen damit am Ende des Tages das klassische Schießtraining nicht obsolet machen”, sagt Erfinder und CTO Axel Schnaller. „Aber wir wollen eine praktische Ergänzung dazu liefern und den Trainingseffekt weiter steigern und analysieren.”