Von der Aufstellung des Regiments im Spätsommer 1890 über seine Feuertaufe Ende August 1914 in der Nähe von Jaroslawice (Polen) bis zur Fortsetzung der Traditionspflege durch das Jägerbataillon 12 in Amstetten.

Die Aufstellung des Regiments

„Das Militärverordnungsblatt meldet: Der Kaiser hat die Aufstellung eines 42. Kavallerieregiments, welches mit dem 1. Jänner 1891 als Dragonerregiment Nr. 15 errichtet wird, angeordnet.”

(Innsbrucker Nachrichten, 20. August 1890, Seite 10)

Ende September 1890 waren bereits eine große Anzahl von Offizieren für das Dragonerregiment Nr. 15 (DR 15) im Aufstellungsstandort Wels eingetroffen, wo das Regiment aus Teilen der bestehenden k.u.k. Kavallerieregimenter formiert wurde. Die zugeteilten Rekruten kamen vor allem aus Niederösterreich, Wien und der heutigen Tschechei. Die Dislokation änderte sich mehrfach. Das Regiment kam über Enns nach Brünn-Gröding, wo es ab 1897 stationiert war. Im November 1907 erfolgte die letzte Vorkriegsverlegung nach Wiener Neustadt und Traiskirchen. Diese Verlegung wurde im April 1908 durchgeführt und aus diesem Grund waren die Ersatztruppen während des Ersten Weltkrieges in Wiener Neustadt stationiert.

Das DR 15 war das einzige Dragonerregiment mit weißem Kragenaufschlag, daher wurden sie auch „die weißen Dragoner” genannt. Am 5. Dezember 1890 ernannte Kaiser Franz Josef einen Regimentsinhaber: Feldmarschallleutnant Anton Freiherr von Bechtolsheim, der für seine erfolgreiche Kavallerieattacke in der Schlacht von Custoz(z)a im Jahr 1866 berühmt war. Dieser Sieg wurde vom DR 15 jährlich als Traditionstag gefeiert. Bis zum Tod des Inhabers am 25. Jänner 1904 trug das DR 15 stolz dessen Namen. Danach führte das Regiment als einziger Dragoner-Truppenkörper keinen Namensgeber mehr.

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Im Winter an der russischen Front.

Genesis der österreichischen Kavallerie-Truppen
Bis zum Jahr 1848 entwickelten sich in der österreichischen Armee fünf verschiedene Arten von Kavallerieregimentern, die sich in der Art der Pferde sowie der Bewaffnung unterschieden. So unterschied man zwischen der schweren Kavallerie (Kürassier- und Dragonerregimenter), von denen man die Schlachtentscheidung erhoffte, und der leichten Kavallerie (Husaren- und Ulanenregimenter), welche für Aufklärungszwecke und Vorpostendienste vorgesehen war. Als Mittelding gab es noch Chevaux-légers Regimenter.

Der Krieg gegen Preußen 1866 hat die schmerzliche Erkenntnis gebracht, dass die Kavallerie gegen die gesteigerte Feuerwirkung der Infanteriewaffen zunehmend wirkungslos geblieben war. Eine Konsequenz dieser Niederlage war die Umorganisierung der Kavallerie in der k.u.k. Armee. Die 41 Kavallerieregimenter behielten zwar ihre traditionellen Bezeichnungen (14 Dragoner, 14 Husaren und 13 Ulanen), wurden jedoch hinsichtlich Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung vereinheitlicht. Da sich immer stärker die zukünftige Nutzung als Aufklärungsverband in den Vordergrund drängte, waren die Kavallerieverbände führend bei der Ausbildung im Telegraphendienst. Ab dem Jahr 1895 gab es Versuche, die Kavallerie mit Maschinengewehrabteilungen auszurüsten, so dass man bis 1909 acht Kavallerie-Maschinengewehrabteilungen mit jeweils vier Maschinengewehren aufgestellt hatte.

Entwicklung des Dragonerregiments Nr. 15 bis Kriegsbeginn
Die Ausbildung lief planmäßig an und im September 1891 nahm das junge DR 15 erstmals an einem großen Manöver im nördlichen Niederösterreich teil. Als hochrangiger Regimentsangehöriger wurde im Dezember desselben Jahres Erzherzog Franz Salvator dem DR 15 zugeteilt. Ein gesellschaftliches Großereignis war die alljährliche Schleppjagd, welche jedes Frühjahr im Namen des Erzherzogs und des DR 15 organisiert wurde. Franz Salvator blieb bis Februar 1912 dem Regiment zugeteilt. Ein besonderer Höhepunkt war die Inspizierung des Regiments durch Kaiser Franz Josef im Jahr 1892, welche tausende Besucher auf das Übungsfeld der Garnison Wels führte. Bis kurz vor Kriegsbeginn fanden beim Regiment in regelmäßigen Intervallen Einjährig-Freiwilligen Kurse statt, um die Anzahl an Reserveoffiziere zu erhöhen.

Alljährlich nahm das Regiment im August beziehungsweise September an großen Manövern und militärischen Übungen teil. Ausgewählte Höhepunkte waren:

  • Im Jahr 1902 nahm das Regiment an einem großen Manöver in der entlegenen ungarischen Tiefebene teil, in dem sowohl Angriffsverfahren als auch Verteidigung geübt wurde.
  • Die alljährliche Teilnahme an den Kaisermanövern von 1906 bis 1908 im August beziehungsweise September des jeweiligen Jahres. Bei den Manövern im Jahr 1909 stand das Zusammenwirken mit Infanterieregimentern im Mittelpunkt der Ausbildung. Daher teilte sich das Regiment auf mehrere Infanterieregimenter auf und leistete Aufklärungs- und Patrouillendienste.

Hilfeleistung bei einem Großbrand
Das DR 15 zeichnete sich nicht nur auf militärischer Ebene aus, es konnte sich auch bei Hilfeleistungen bei Unglücksfällen auszeichnen. Beispielsgebend ist an dieser Stelle die Unterstützung der Feuerwehr bei einem Brand im Garnisonsort Gröding genannt.

Am 6. Mai 1906 konnte sich das Regiment bei einem Brand in den Grödinger Ziegelwerken auszeichnen, denn nicht nur die Feuerwehr war rasch an der Unglücksstelle. Die Zeitung „Das Vaterland” konnte am Folgetag vermelden: „An den Löschungs- und Rettungsarbeiten hat sich auch die Mannschaft des hießigen Dragonerregiment Nr. 15, an der Spitze der Kommandant Major v. Strobel, beteiligt.”

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Regimentsinhaber Feldmarschallleutnant Anton Freiherr von Bechtolsheim war für seine erfolgreiche Kavallerieattacke in der Schlacht von Custoz(z)a im Jahr 1866 berühmt.

Der Einsatz im 1. Weltkrieg
Alle Kavalleriedivisionen der k.u.k. Armee hatten bei Kriegsbeginn mit dem Russischen Reich die Aufgaben, den eigenen Aufmarsch zu verschleiern und zu decken sowie gleichzeitig Fernaufklärung zu betreiben. Das DR 15 unterstand gemeinsam mit dem Ulanenregiment Nr. 13 der 21. Kavalleriebrigade, welche wiederum der 4. Kavalleriedivision unterstellt war. Gemäß dem erwähnten Auftrag hatte es aus dem Raum Brody (heute liegt die Stadt in der Ukraine) Fernaufklärung zu betreiben. Nach erfülltem Auftrag erfolgte das Absetzen der Division hinter den Fluss Bug.

Am 21. August 1914 erlebte das Dragonerregiment Nr. 15 unter der Führung seines Kommandanten Oberst Alfred Brosch von Fohraheim seine Feuertaufe. Bei Jaroslawice (südl. Brody am Fluss Strypa gelegen) kam es zu einem der letzten Reiterkämpfe des Ersten Weltkrieges, als die Schwadronen des Regimentes gemeinsam mit Teilen des Ulanenregiment Nr. 13 auf drei russische Kavallerieregimenter trafen. Der eigentliche Kampf der Kavallerieverbände dauerte nur einige Minuten, dann waren die russischen Truppen in die Flucht geschlagen. Das zielgenaue Feuer der überlegenen feindlichen Artillerie verhinderte jedoch die weitere Verfolgung. Leider war dieser erste Kampfeinsatz für das DR 15 ein sehr verlustreicher, von dem es sich nur langsam erholen konnte.

Auch in den Herbstschlachten in Galizien bewährten sich die 15er Dragoner, häufig im abgesessenen Einsatz, doch stiegen die Verluste des Regiments unaufhörlich. Stellvertretend für alle Gefallenen dieser verlustreichen Zeit steht Leutnant Herbert von Hötzendorf, einem Sohn des Feldmarschalls Conrad von Hötzendorf. Der junge Offizier wurde am 18. August 1912 zum Dragonerregiment Nr. 15 ausgemustert. Bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn endete am 8. September 1914 sein junges Leben bei Rawanowska.

Als Fußtruppe und auf dem Pferd kämpften die weißen Dragoner im Karpatenwinter 1914/15, um den russischen Heeresmassen den Einbruch in die ungarische Tiefebene zu verwehren: die Verteidigung des Tylicer Sattels (Polen, rund 40 Kilometer südöstlich von Neusandez) und die Abwehrkämpfe am Beliki Priloh. Im Kavalleriekorps Berndt waren die 4., 5., und die 10. Kavalleriedivision zusammengefasst und verteidigten den Raum nördlich der Karpatenpässe.

Nach diesem erbehrungsreichen Winter hatte das Dragonerregiment Nr. 15 im Frühjahr 1915 wieder die Gelegenheit, seine Offensivfähigkeiten erfolgreich unter Beweis zu stellen. Im Rahmen der Offensive von Gorlice-Tarnow (heute in Polen) führte es einen schneidigen Angriff über den Dukla-Paß, Sanok in Richtung Przemysl (Ostgalizien, heute Polen) durch. Bei der Einnahme der Festung Przemysls standen die 15er Dragoner im Mittelpunkt des Gefechts. Der damalige Divisionskommandant der 4. Kavalleriedivision, Generalmajor Brandt, betrat als erster General die wiedereroberte Festung am San.

Ende Mai 1915 unterstand die 4. Kavalleriedivision erstmals nicht der 3. Armee (diese wurde an die italienische Front verlegt), sondern der 11. Deutschen Armee, welche in Galizien zwischen Przemysl und Jaroslau eingeschoben wurde. Eine besonders verlustreiche Schlacht für beide Seiten fand Ende Juni bei Bukaczowce-Bobrka (Galizien, heutiges Polen) statt. Der Durchbruch durch das feindliche Stellungssystem gelang in dieser Schlacht nämlich erst während eines Nachtgefechts.

Im weiteren Verlauf des Jahres 1915 unterstanden die 15er Dragoner verschiedenen Kavalleriekorps und erreichten über Kowel, Roziszcze gegen Ende des Jahres den Raum Jasinow Dubie. Immer in heftige Gefechte verwickelt, zeichnete sich das Regiment durch schwungvollen Vormarsch und großer Zähigkeit aus. Große Verluste waren aber trotz aller Tapferkeit nicht zu vermeiden.

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Kommandant Oberst Alfred Brosch von Fohraheim führte das Regiment im Spätsommer 1914 in sein erstes Gefecht.

Bis Mai 1916 wurden den k.u.k. Divisionen im Osten vermehrt Marschbataillone zugeführt, und damit stieg die Verwendbarkeit aller Truppen. Im Rahmen der sogenannten Brussilow-Offensive der Russen kämpfe das DR 15 zumeist infanteristisch im Raum Luck.

Zu Jahresbeginn 1917 wurde das Regiment aus dem Verband der 4. Kavalleriedivision ausgegliedert und kam als Divisionskavallerie zur deutschen Südarmee. Im Jahre 1918 erfolgte der Abtransport aus dem Osten und die Verlegung an den italienischen Kriegsschauplatz, wo das DR 15 bis zum Kriegsende im selbigen Herbst kämpfte.

Traditionsverband im Bundesheer der 1. Republik
Im Bundesheer der 1. Republik übernahm die Burgenländische Dragonerschwadron Nr. 1 die Traditionspflege des DR 15. Kameradschaftsvereine der 15er Dragoner hielten die Verbindung zwischen der ehemaligen k.u.k. Armee und dem neuen Bundesheer aufrecht. Einerseits hatte die neue Schwadron dasselbe Anrufsignal wie das DR 15, andererseits überreichten die Traditionsverbände Fahnenbänder an die neue Dragonerschwadron Nr. 1, welches 1922 in Bruck-Neudorf aufgestellt wurde und ab August 1923 in Neusiedl stationiert war. Die Schwadron wurde ab 1. Juli 1936 als 1. Reiterschwadron in das neuformierte Dragonerregiment Prinz Eugen von Savoyen Nr. 1 des Bundesheeres eingegliedert.

Am Traditionstag (21. August 1914 – Reitergefecht bei Jaroslawice) wurde jährlich der Kämpfe des Jahres 1914 sowie der Opfer des Ersten Weltkrieges gedacht. Darüber hinaus organisierte man immer wieder Feiern und Aufmärsche bei Gedenktafeln und Denkmälern, welche an die Leistungen des Dragonerregiments Nr. 15 erinnerten. Eine davon wurde in der Karlskirche in Wien aufgestellt. Die Kameradschaftsvereine der ehemaligen 15er Dragoner waren in Wien ansässig und nahmen stolz an diesen Traditionsfeiern teil.

Traditionspflege im Bundesheer der 2. Republik
Die Traditionspflege des Dragonerregiments Nr. 15 wurde auch in das Bundesheer der 2. Republik übertragen. Auf Anordnung des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV) wurde im Traditionserlaß vom 20. Dezember 1967 das damalige Panzerbataillon 1 mit der Führung der Tradition des DR 15 betraut. Als aus dem Panzerbataillon 1 am 1. Juni 1978 das Jagdpanzerbataillon 1 wurde, bestätigte das BMLV diese Traditionspflege in einem erneuten Traditionserlass vom 27. Oktober 1987.

Die Umgliederungen des Bundesheeres im 21. Jahrhundert erforderten auch eine Änderung in der Traditionspflege. Für das DR 15 bedeutete dies, dass seit 21. August 2010 das Jägerbataillon Nr. 12 in Amstetten die Tradition der Weißen Dragoner weiterführt.

Quelle@Archiv Rauchenbichler