Vor rund neun Monaten hatte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner Österreichs Entscheid für die C-390M von Embraer als Nachfolger seiner in die Jahre gekommenen C-130 Hercules-Flotte verkündet, gerade eben wurde die Beschaffung des Lufttransporters auch offiziell fixiert. Am Rande der Farnborough Airshow in Großbritannien unterschrieben Vertreter der Niederlande und von Hersteller Embraer den Kaufvertrag über insgesamt neun Maschinen – fünf für die Niederlande, und vier weitere, die via Niederlande an das Bundesheer gehen.

Vertragsunterzeichnung der C-390M für das Bundesheer

Militär Aktuell war bei der Vertragsunterzeichnung in England vor Ort, für das österreichische Verteidigungsministerium (BMLV) hatte Ministerialrat Michael Ott als Leiter der Vergabeabteilung den Vertrag (die sogenannte „Mandatierung”) bereits vor einigen Tagen unterzeichnet.

Im Gesamtpaket inkludiert sind neben den Maschinen auch die logistischen Leistungen, Missionsausrüstung sowie die erforderlichen Ausbildungen für Piloten und Techniker als auch die notwendige Infrastruktur sowie Ersatzteile. Der geplante Budgetrahmen liegt bei rund einer Milliarde Euro.

C-390M von Embraer – ©Georg Mader
Ankunft einer portugiesischen C-390M vor wenigen Tagen bei der RIAT Airshow in Fairford – so ähnlich dürften dann auch die österreichischen Maschinen aussehen.

Von Seiten des Bundesheeres in Farnborough präsent waren Rüstungsdirektor Generalmajor Harald Vodosek, Referatsleiter Luft Brigadier Jörg Freistätter und dessen stellvertretender Referatsleiter Luft Michael Freigaßner. Von Hersteller Embraer waren Bosco da Costa Junior (Präsident und CEO) sowie Fredrico Lemos (Chief Commercial Officer) und der für den österreichischen Vertrag zuständige Regionalmanager Jose Gustavo dabei.

„Mit dieser Beschaffung werden unsere Luftstreitkräfte in Zukunft nicht nur am neuesten Stand der Technik sein, sondern können ihren Auftrag für militärische und humanitäre Operationen wieder im vollen Umfang erfüllen”, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in einer ersten Reaktion.

„Heute ist ein erfreulicher Tag für das Österreichische Bundesheer und seine Luftstreitkräfte. Die heutige Vertragsunterzeichnung und damit der nun fixierte Kauf der vier Stück der neuen Transportflieger ist ein Meilenstein für das österreichische Verteidigungsministerium.“

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner

Ministerin Tanner weiter: „Ich freue mich, dass ab 2028 die ersten zwei Stück in Österreich landen werden (Anmerkung: Bis 2030 soll die Auslieferung der vier Maschinen abgeschlossen sein). Mit den Niederlanden haben wir einen verlässlichen Partner gefunden. Neben der kostengünstigeren Beschaffung der neuen Transportflieger haben wir auch den Vorteil, dass wir unsere Piloten und Techniker künftig gemeinsam schulen und im Bereich der Wartung zusammenarbeiten können. Ich freue mich, dass wir bei der Nachbeschaffung unserer Transportflieger so einen großen Sprung nach vorne machen können.”

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Die erste Maschine für die Niederlande soll Militär Aktuell Informationen zufolge bereits 2026 in einer vorläufigen Konfiguration kommen und wird dann um die sogenannte NATO-Ausrüstung (IFF, militärisches GPS und alles was unter dem Begriff Krypto fällt) nachgerüstet. Das passiert allerdings nicht wie bei den Maschinen für Portugal und Ungarn (-> erste C-390M in Ungarn gelandet) im Kundenland, sondern bei Fokker in den Niederlanden. Daraufhin folgen zwei weitere niederländische Maschinen, anschließend die ersten beiden österreichischen Maschinen, die – da Österreich im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden mit der NATO verbunden ist – ebenfalls bei Fokker auf NATO-Stand gebracht werden.

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Landet die C-390M schon früher beim Bundesheer?

Generalmajor Harald Vodosek – ©Georg Mader
Als Vertreter des BMLV nahm Rüstungsdirektor Generalmajor Harald Vodosek an der Vertragsunterzeichnung teil.

Möglicherweise könnte aber auch schon vor 2027 eine erste C-390M in Österreich ihren Dienst beim Bundesheer versehen. Der Ressortleiter der Rüstungsdirektion hat jedenfalls Anfang Juli bei Embraer schriftlich um einer Interims-Leihstellung einer C-390M-Werksmaschine ersucht. Damit sollen die absehbar abnehmenden Verfügbarkeiten und der sinkende Klarstand der mehr als 50 Jahre alten drei C-130K des Heeres abgefedert werden.

Seitens des Herstellers wird es darauf – dem Vernehmen nach – eine positive Antwort geben. Details dazu folgen, Embraer scheint eine derartige Vereinbarung jedenfalls als Win-Win-Situation zu sehen. Das Bundesheer könne so bereits früher in das System „hineinwachsen” und Embraer bekomme damit eine Maschine für Werbezwecke in Europa. An Interessenten für ihren Lufttransporter scheint es den Brasilianern jedenfalls nicht zu mangeln (-> gute Aussichten für Embraers C-390M), mit einer Maschine in Diensten des Bundesheeres könnten auch Demonstrationen leichter realisiert werden.

Die Jägerkompanie des Bundesheeres

Das neue Luftfahrzeugsystem wird in jedem Fall in Hörsching stationiert werden und soll zumindest für 30 Jahre als Lufttransportsystem der österreichischen Luftstreitkräfte zur Verfügung stehen. Die Einsatzmöglichkeiten der Embraer C-390M umfassen Lufttransport (Personal, Material), Patiententransport, Evakuierungen, Landung auf unbefestigten Pisten oder auch das Absetzen von Fallschirmspringern aus der Luft.

Verladung Pandur 8x8 in C-390M von Embraer – ©Georg Mader
Die Verlademöglichkeit eines Pandur Evolution war eines von mehreren Kaufkriterien. Militär Aktuell konnte bereits vor zwei Jahren in Tschechien die Verladung eines Pandur 8×8 beobachten.

Der Transportflieger kann für den Transport von Lasten bis zu 26.000 Kilogramm oder Fahrzeugtransporten bis zu einer Größe eines Pandur Evolution mit aufgebauter Waffenstation, 80 Passagieren, 60 Fallschirmspringern und auch medizinische Evakuierungseinsätzen (MEDEVAC) eingesetzt werden.

©Militär Aktuell

Neben den Niederlanden und Österreich wird die C-390M auch von Portugal und Brasilien betrieben und von Ungarn beschafft. Zudem haben sich zuletzt auch Tschechien und Südkorea für das Lufttransportsystem entschieden – und laut Hersteller Embraer könnten bald weitere Kaufabschlüsse folgen.

Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um Embraer und hier zu weiteren Bundesheer-Meldungen.

Quelle©Georg Mader