Als Militär Aktuell im Juli in Farnborough anlässlich der Vertragsunterzeichnung über neun Embraer C-390M für die Niederlande und Österreich bei einem Demonstrationsflug mit an Bord war, erwähnten die Embraer-Manager rund um Präsident und CEO Francisco Gomes Neto, dass die Werksmaschine nach der Show nach Mexiko fliegen würde. In der Tat kam sie am 29. Juli – nach einem dreitägigen Zwischenstopp zum „Herzeigen” in Irland – zur Demonstration auf die mexikanische Luftwaffenbasis Santa Lucia. Und offenbar waren die Bemühungen des brasilianischen Herstellers dort erfolgreich, denn Mexiko könnte einer der nächsten Kunden für den Transportflieger werden.

Denn diesen Herbst verdichteten sich die entsprechende Meldungen und Gerüchte nochmals. Dafür spricht auch, dass Francisco Gomes Neto am 30. September zur Amtseinführung der neuen mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum in Mexiko zu Gast war und dort auch am mexikanisch-brasilianischen Unternehmer-Forum teilnahm. Dort unterzeichnete er ein Memorandum of Understanding (MoU) mit dem mexikanischen Verband der Luft- und Raumfahrtverband, um „mit Unterstützung des mexikanischen Außenministersekretariats neue Geschäftsmöglichkeiten und Interessengebiete für die potenzielle Entwicklung gemeinsamer Verteidigungsprojekte zu identifizieren, einschließlich einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Verteidigungscluster des Landes”, wie es in einer offiziellen Stellungnahme des Unternehmens heißt.

Francisco Gomes Neto – ©Embraer
Francisco Gomes Neto hielt kürzlich beim mexikanisch-brasillianischen Unternehmerforum auch eine Rede.

Hinter der Vereinbarung steht natürlich das Interesse der mexikanischem Luftwaffe am Lufttransporter C-390 Millennium (C-390M) als Ersatz für seine beiden alten C-130K und eine zivile L-100-30. Mit Blick auf Grenzüberwachung und „Anti Narco”-Einsätze wird dem Land zudem Interesse am leichten Kampfflugzeug und -trainer A-29 Super Tucano Advanced nachgesagt (-> Midlife-Upgrade für A29 Super Tucano).

Ursprünglich wollte Mexiko als Ersatz neue C-130J Super Hercules von Lockheed Martin beschaffen, dann liebäugelte man auch mit dem Airbus A400M (-> Der A400M kämpft weiter mit Problemen). Inzwischen dürften die guten Beziehungen zwischen den – auch politisch ähnlich denkenden – Regierungen Mexikos und Brasiliens das Pendel in Richtung Embraer ausschlagen lassen. Dafür spricht auch, dass die 2023 staatlich neu aufgestellte Fluglinie Mexicana de Aviación erst im Juni bei Embraer insgesamt 20 Airliner EMB-190E2-Jets bestellt hat, die ab 2025 ausgeliefert werden sollen. Embraer ist zudem bereits seit mehr als 40 Jahren in Mexiko präsent, im Land fliegen aktuell mehr als 100 vom brasilianischen Hersteller produzierte Flugzeuge bei Airlines, Exekutiv- und Verteidigungsbehörden.

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CEO Francisco Gomes Neto verriet in einem veröffentlichten Statement nicht, um wie viele Transportflugzeuge es im Fall der Fälle gehen könnte, man kann angesichts der Größe der oben erwähnten Bestandsflotte aber wohl davon ausgehen, dass es sich um eine einstellige Stückzahl handelt. „Wir freuen uns sehr, diese Vereinbarung bekannt zu geben”, so Gomes Neto. „Neben der Förderung neuer Geschäfte und einer stärkeren Integration zwischen den beiden Ländern stellt dieses Abkommen eine große Chance für eine strategische Zusammenarbeit zwischen Embraer und der mexikanischen Luftfahrtindustrie dar.”

Ob es tatsächlich zu einem Verkauf kommt, und wenn ja, um welche Stückzahlen es dabei geht, könnte aber möglicherweise schon bald gelüftet werden. Glaubt man brasilianischen Kollegen, dann könnte ein Vertrag bereits auf der „FAMEX”-Messe (23. bis 26. April 2025) unterzeichnet werden.

Zuletzt hatten sich neben Österreich und den Niederlanden auch Tschechien (-> Bericht) und Schweden (-> Bericht) für den Transportflieger entschieden.

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Quelle©FAP