Die Zhuhai Airshow in Südchina hält derzeit viele Highlights bereit. Neben den Höhepunkten im Flugprogramm zählt dazu auch der Tarnkappen-Drohnen-Triamaran „Orca” und mit dem „Projekt Nantianmen” ein futuristisch anmutendes Konzept eines Raumjägers.
Vor zwei Jahren war das „Projekt Nantianmen” bei der Airshow bereits in einer der Messehallen zu sehen gewesen, nun rückt China die Entwicklung erneut ins Rampenlicht und sorgt damit in den sozialen Medien für viel Wirbel. In den Diskussionen werden unter anderem alle Angaben auf der vor dem Konzept aufgestellten Informationstafel zerpflückt und diskutiert. Demnach trägt das Design den Namen „Baidi” („Weisser Kaiser B”), zudem wird das langgezogene Modell mit seiner für Hyperschall-Systeme typischen Schnabelnase als „Weltraumkampfflugzeug” bezeichnet, womit der Fighter sowohl im Luft- als auch im Weltraum einsetzbar wäre.
Science-Fiction Hype
Das Konzept ist Teil des „Projekts Nantianmen”, das eine Initiative in der chinesischen Luftverteidigungsstrategie bezeichnet, deren kühne Pläne sich auf die Schaffung von Raumjägern, monströsen luft- sowie raumgestützten Mutterschiff-Trägern „Luanyao” und den Einsatz fortschrittlicher weltraumgestützter Waffen konzentrieren. Im Projekt geht es auch um elektromagnetische Kanonen und partikelbasierte Waffen, die ein Technologieniveau beschreiben oder herbeibeschwören, das bisher dem Science-Fiction Genre vorbehalten war.
Der ganze Hype – der sich aber immerhin in einem hübschen 1:1 Mockup von 24 Metern Länge real manifestiert – hat besonders Fahrt aufgenommen, nachdem China 2019 seine Chang’e-4-Sonde auf die Rückseite des Mondes geschickt hat. Seit damals schwärmen die fantasiereichen Chinesen von der Inspiration durch Außerirdische oder berichten in Foren von Geräuschen riesiger langgezogener und breitflächiger Explosionen in den Provinzen Anhui und Henanm für die es keine offizielle Erklärung gäbe.
Natürlich sind abseits des Mockups die Waffen, Modelle und Illustrationen fiktiv und existieren nicht wirklich. Auch ist „Baidi” keine Art Prototyp eines nahenden Kampfflugzeuges der 6. Generation – nicht mit der auf dem Mockup abgebildeten Geometrie der Lufteinläufe und sichtbaren Kompressoren. Ganz realitätsfremd ist das Designs der fiktiven Plattformen allerdings dann doch nicht, tatsächlich wurden diesbezüglich in den vergangenen zehn Jahren in China viele Schlüsseltechnologien getestet. Und manches erinnert auch an andere bereits bekannte Konzepte, wenn man etwa die zweidimensional schwenkbaren Schubdüsen betrachtet, die ähnlich auch am F-22A zu finden sind.
Haupthindernis für die Umsetzbarkeit von zwischen Luft- und Weltraum operierenden Fightern ist derzeit wohl die Energiequelle, bis wirklich miniaturisierte und effiziente Kernfusionsmotoren erfunden sind. Andererseits sind China, Japan und die USA die drei führenden Nationen dieser Forschung, das ist evident.
Werbeobjekt für technikbegeisterte Jugend
Wesentlich profaner stellte denn auch ein Funktionär des staatlichen Flugzeugkonglomerats AVIC gegenüber lokalen Kontakten klar: „Das ,Nantianmen-Projekt’ ist eine möglichst realitätsnahe, immersive Erlebnisaktivität, die von AVIC Global Culture speziell für die Luftwaffe entwickelt wurde, um militärische Luftfahrt, Weltraumwissen, Mathematik und den nächsten Level an High-tech in der jungen Generation zu popularisieren, die mit Multitasking-Anwendungen aufwächst und davon ununterbrochen umgeben ist. Und dies heuer zum 75. Jahrestag der Volksbefreiungsarmee.”
Es könnte also auch ein Plan des chinesischen Verteidigungsministeriums sein, mit dem Konzept eine Art Unterhaltungsprogramm für die Rekrutierung potenzieller Mitarbeiter zu schaffen. Das Konzept dürfte zudem auch auf mögliche Investitionen in die Filmindustrie ähnlich des US-Verteidigungsministeriums abzielen, diverse Videos im Gaming-Stil inklusive. Und „Baidi” hat natürlich auch bereits in die chinesische Modelbauerszene Einzug gehalten.