Vor dem F-35 – das Pentagon kann nach 20 Jahren und mehr als 500 ausgelieferten Lightning II immer noch nicht sagen, wann dessen „Testphase” enden wird – war der F-22A der teuerste und stärkste taktische Kampfjet der Welt. Nun bekommt der Lockheed-Martin-Sprössling ein milliardenschweres Update.
Geht es um Luftüberlegenheit, dann kommt auch heute noch kein Jet am F-22A vorbei. Bei einer „Red-Flag”-Übung waren Typhoons und F-22A Teil der „Blue Force”, welche auch aus japanischen F-15MJ und polnischen sowie amerikanischen F-16 bestand. Die Aggressor-Staffeln wurden durch F-16CM geführt, welche russische Su-27, Su-30 und chinesische J-10 simulierten. Bei der komplexen Übung, die offensive und defensive Missionen sowie den Kampf gegen Boden-Luftabwehr S-75, S-125 Newa, 2K12 Kub, 9K33 Osa, S-300P, 9K37 Buk, 9K330 Tor und die Deckung der Rettung eines „abgeschossenen” polnischen Piloten umfasste, erzielte die „Blue Force” vor allem dank der Performance der F-22A ein beeindruckendes Abschussverhältnis von 38:1.
Damit das Kräfteverhältnisse so bleibt, sind – angesichts der damals verbauten Technik (die CIP besteht beispielsweise aus 66 einzelnen Rechnereinheiten auf Basis des Intel-960-Prozessors und die heikle RAM-Oberflächenbeschichtung ist mehr auf hohe Absorptionsleistungen und große Bandbreiten als auf Beständigkeit ausgelegt) – ansteigende Investitionen und Updates notwendig. Immerhin erfolgte der Zuschlag für den YF-22 gegenüber dem YF-23 von Northrop bereits am 23. April 1991 und die letzte gebaute F-22 lief schon am 13. Dezember 2011 mit der Tail-No. 4195 in Marietta, Georgia, vom Band und wurde im Mai 2012 an die 525th Fighter Squadron in Elmendorf in Alaska überstellt. Ursprünglich sollten es über 700 Stück werden, aber mit Stückkosten von rund 170 Millionen Euro wurde die Produktion 2009 von US-Verteidigungsminister Robert Gates bei 186 Stück beendet. Zu seiner Verteidigung: Von Su-57 oder J-20 war damals noch keine Rede.
Vor einigen Jahren kam dann allerdings nochmals die Diskussion um eine – letztlich nicht als machbar beziehungsweise sinnvoll beurteilte – Wiederaufnahme der F-22A-Produktion auf (siehe Bericht). Letztlich sprachen die hohen Produktionskosten aber gegen einen Restart der Raptor-Fertigung.
Weitere 15 Milliarden Euro notwendig
Nun müssen die damaligen Investitionen laut Support-Vertrag des Pentagons mit Lockheed-Martin von 2019 im Volumen von rund sechs Milliarden Euro aus Gründen der Obsoleszenzbereinigung nochmals um mehr als 15 Milliarden Euro aufstockt werden. Das sind mehr als 80 Millionen Euro pro Flugzeug – mehr als moderne Kampfjets heute neu kosten. Das Ganze nennt sich ARES („Advanced Raptor Enhancement and Sustainment”) und beinhaltet – wie es in einer aktuellen Aussendung heißt – „modernization hardware kit procurement”, „services such as upgrades, enhancements and fixes”, „performance-based logistics services” und Vieles mehr.
Überbrückung zum sogenannten NGAD
Laut USAF General Clinton Hinote (stellvertretender Stabsschef für Strategie, Integration und Kriterien) gegenüber den „Air Forces Times” sollen die F-22A mit dem „Raptor Enhancement, Development and Integration- II” (REDI II) Vertragswerk eine „Brücke” zum angeblich als Erprobungsträger bereits geflogenen 6.-Generation-NGAD schlagen. In der Folge soll der angeblich als Erprobungsträger bereits geflogene NGAD (Militär Aktuell berichtete) die US-Speerspitze bilden.
Keiner kriegt sie
Mehrere enge Verbündete der USA hatten in der Vergangenheit oder hätten immer noch Interesse an neuen F-22A, allen voran Großbritannien, Japan, Israel und Australien. „Raptoren” werden aber gemäß dem sogenannten „Obey-Amendment” aus 1998 nicht für den Export freigegeben – für niemanden. Kongreßabgeordneter David Obey hat seinerzeit durchgesetzt, dass die sensitiven Technologien in den USA verbleiben – aus Sorge, dass sie bei Nutzern im Ausland von russischen oder chinesischen Diensten „erbeutet” werden könnten. Das ist zwar teilweise heute überholt, wird aber noch immer so gehandhabt.
Übrigens: Dank einer Kooperation mit dem US-Militär waren die F-22A-Flugzeuge in allen drei „Transformers”-Filmen echt und nicht per Computeranimation erstellt.
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