Von 11. Februar bis 26. April 2019 erlernten 35 Offiziere am Führungs- und Stabslehrgang der Theresianischen Militärakademie die Aufgaben und die Zusammenarbeit in einem Bataillons- und Brigadestab.
Komplexe Aufgaben
Oberst Stefan Lendl vom Institut für Offiziersweiterbildung und Lehrgangskommandant des Führungs- und Stabslehrganges 1: „Die angehenden Stabsoffiziere trainierten das Lösen von komplexen Einsatzaufgaben als Stabsoffizier eines Bataillonsstabes in den klassischen militärischen Einsatzszenarien. Das sind beispielsweise die Einsatzarten Angriff, Verteidigung und Schutz.” Die bereits seit mehreren Jahren auf der Ebene Kompanie erfahrenen Offiziere lösten dazu ihre ersten militärischen Aufgaben als Mitarbeiter in einem Bataillonsstab. Lendl dazu: „Die Aufgaben beginnen im ersten Schritt auf Bataillonsebene, also der Führung von etwa 700 Soldaten. Dabei ging es vor allem darum, die Umsetzung umfangreicher Befehle vorgesetzter Ebenen für den jeweiligen Kommandanten strukturiert aufzubereiten.”
Lendl weiter: „Als nach den ersten fünf Wochen die Abläufe innerhalb der vorgegeben Stabsstrukturen gefestigt waren, setzten wir das Training auf der Ebene Brigade fort. Da wurden die Aufgaben noch komplexer. Immerhin sind da schon mehrere Bataillone in der Gesamtstärke von mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten, zahlreiche Spezialtruppen und Experten zu Land, zu Wasser und in der Luft, zu koordinieren. Die wichtigste Aufgabe ist es dabei, Kampftruppen mit Kampfunterstützungstruppen zum Zusammenwirken zu bringen.”
Ausgangsbasis: Der internationale Einsatz
Die Ausbildungsinhalte orientierten sich nach den Erfahrungen und Erfordernissen im internationalen Einsatz. Oberst Lendl: „Derzeit sind für österreichische Offiziere klassische militärische Aufgaben im Rahmen von internationalen Missionen denkbar. Daher lassen wir gezielt Knowhow aus Auslandseinsätzen einfließen. Somit findet die Ausbildung über weite Strecken in englischer Sprache statt.” Hauptmann Peter K., Kursteilnehmer am Führungs- und Stabslehrgang: „Für mich war die hier erlernte Stabsarbeit ein wichtiger Schritt in meiner Karriere als Offizier. Dass ich dabei auch meine Kenntnisse und Erfahrungen aus meinem Einsatz in Afghanistan einfließen lassen konnte, war für mich besonders wertvoll.”
Lendl dazu: „Viele Kursteilnehmer greifen auf einen reichen Erfahrungsschatz aus ihrer bisherigen Zeit als Kommandant zurück. Das ist ein unverzichtbarer Beitrag, den wir in unsere Offiziersfortbildung einfließen lassen.” So profitierten alle Offiziere vom Wissen der Kameraden. Zugleich bot die Militärakademie die standardisierten Grundlagen dafür, diese Erfahrungen in eine Norm-Stabsarbeit einfließen zu lassen. Als Ergänzung dazu diente eine geneinsame Ausbildung am Führungssimulator zusammen mit Offizieren des Masterstudienlehrganges der Landesverteidigungsakademie.
Einsatzszenarien in Österreich
Die derzeitige Lage in Österreich zeigt, dass der so genannte sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz das aktuelle Inlandsszenario darstellt. So stehen der Polizei derzeit mehr als 800 Soldatinnen und Soldaten mit Personal, Knowhow und Spezialausrüstung in vier Bundesländern zur Seite. Lehrgangskommandant Lendl dazu: „Neben den klassischen Einsatzszenarien trainieren wir hier auch die Zusammenarbeit mit österreichischen Sicherheitsbehörden und den so genannten Blaulichtorganisationen.” So erweiterten die Kursteilnehmer ihr Wissen um das der Landespolizeidirektion Wien und auch der Feuerwehr Wr. Neustadt. Lendl: „Die täglich enge Zusammenarbeit mit der Polizei wird bald durch viele Teilnehmer des Kurses persönlich gestaltet werden. Daher ist es wichtig, dass sie auch die polizeilichen Strukturen und Arbeitsweisen kennen lernen.” So begleitete ein Stabsoffizier der Polizei die Ausbildung zum Thema sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz des Bundesheeres im Rahmen einer Terrorlage.
Blick weit über den Tellerrand
Zum Abschluss des elfwöchigen Stabsoffizierstrainings wurden globale geopolitische Entwicklungen thematisiert. In Beiträgen und Referaten ließen Expertinnen und Experten wie Außenministerin Karin Kneissl geopolitische Zusammenhänge und deren Auswirkungen vor allem auf Europa und Österreich erkennen.